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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Schwanz; er hatte am Fluss links neben ihnen gestanden und flog plötzlich auf. Dabei stieß er kurze, scharfe Schreie aus, ein Turmfalke, wie Fidelma wusste. Wenig später drangen schrille Rufe aus dem Wald, zwei große dunkle Vögel mit breiten gerundeten Schwingen und kurzen Hälsen stiegen steil aus den Baumkronen auf. Mäusebussarde. Das Vogelgeschrei steigerte sich. Die Unruhe unter den Vögeln bedeutete Gefahr. Wachsam suchte Fidelma mit den Blicken den dunklen Waldsaum ab. Sie sah einen Schatten neben einem Baum, drehte sich um und rief eine Warnung.
    Offenbar hatte auch Magister Ado den Schatten bemerkt, denn schon hatte er sich tief über den Hals des Pferdes gebeugt. Ein Pfeifgeräusch zischte an ihnen vorbei, Bruder Faro schrie auf, rutschte vom Pferd und blieb rücklings liegen. Ein Pfeilschaft ragte aus seiner Schulter, und Blut quoll aus der Wunde. Fidelma erfasste das Geschehen sofort. Magister Ado saß wieder aufrecht. Er musste wohl gesehen haben, wie der Schütze den Bogen spannte, und hatte sich rasch geduckt. Der Pfeil war über ihn hinweggeflogen und hatte Bruder Faro getroffen. Schwester Gisa kreischte gellend auf.
    Fidelma spähte zum Waldsaum hinüber. Zwei Männer mit gespanntem Bogen lösten sich aus der Deckung und kamen dreist auf sie zu. Was sollte man tun? Wenn sie flohen, mussten sie den Verwundeten den Feinden auf Gedeih und Verderb überlassen. Abzusteigen und den Bewusstlosen auf das Pferd zu hieven, blieb ihnen keine Zeit. Sich aber nicht vom Fleck rühren, bedeutete gewiss ihrer aller Tod, unbewaffnet wie sie waren.
    Magister Ado schien seine eigene Rettung im Auge zu haben. Er preschte mit seinem Pferd vor, hatte sie schon überholt, blieb aber unversehens stehen, denn von vorn erklang der schmetternde Ton eines Jagdhorns. Weitere warnende Hornstöße folgten. Fidelma begriff kaum, was um sie herum geschah, zu schnell ging alles vor sich, und blieb unentschlossen auf ihrem Ross sitzen. Hinter einer Biegung des Talwegs kam in vollem Galopp etwa ein halbes Dutzend Bewaffneter heran. Sie sah eben noch, wie die beiden Bogenschützen die Flucht ergriffen und im Dickicht verschwanden.
    Der Anführer des Trupps gab einige Befehle, drei seiner Reiter saßen ab und stürmten in das Waldesdickicht, den fliehenden Angreifern hinterher.
    Schwester Gisa war von ihrem Maultier abgestiegen und kniete neben dem auf der Erde liegenden Bruder Faro. Fidelma eilte ihr zu Hilfe. Der Verwundete lag mit offenen Augen und stöhnte leise. Der Pfeil war ins Fettgewebe unter der Haut gedrungen, hatte aber wesentliche Muskeln verfehlt. Trotzdem musste er sofort entfernt und die Wunde versorgt werden. Die Gefahr einer Blutvergiftung, die leicht zum Tod führen konnte, war groß.
    »Halt ihn fest«, wies Fidelma Schwester Gisa an, und Bruder Faro redete sie gut zu: »Es tut mir leid, aber es wird ein bisschen weh tun.«
    Zum Sprechen hatte er nicht die Kraft, er nickte nur. Sie besah sich den Pfeil genau. Der war, ohne von Knochen oder Sehnen gehindert zu werden, ins Fleisch gedrungen und guckte auf der anderen Seite heraus. Die Pfeilspitze war, Gott sei Dank, glatt und ohne Widerhaken. Sie griff zu, brach das befiederte Ende so dicht wie möglich an der Wunde ab, packte dann die Spitze und zog den Rest des Schafts mit einem Ruck heraus. Bruder Faro schrie auf und wurde ohnmächtig.
    »Schnell, Schwester, hol Wasser, wir müssen die Wunde reinigen.«
    Schwester Gisa holte Wasser aus dem Fluss und brachte etwas aus ihrer Satteltasche mit. Fidelma wusch vorsichtig die Wunde aus, und Schwester Gisa erklärte: »Ich habe hier eine Paste aus gestoßenem Knoblauch. Mein Vater hat sie oft verwendet. Wir bestreichen damit die offene Stelle, das hilft bei der Heilung und beugt Entzündungen vor.«
    Schweigend nickte Fidelma und ließ ihre Helferin gewähren und die Verletzung mit Leinwandstreifen verbinden. Bruder Faro kam wieder zu sich. Sie richteten ihn auf, lehnten ihn gegen einen Baumstamm und reichten ihm einenBecher mit Wein, den Schwester Gisa aus ihrem Vorrat hervorzauberte.
    Fidelma ließ die beiden allein und ging zu Magister Ado hinüber, der angelegentlich mit dem Anführer des Reitertrupps sprach. Es war ein großgewachsener schlanker Krieger mit langem blondem Haar und leuchtend blauen Augen, die fast ins Violette changierten.
    Magister Ado machte sie miteinander bekannt. »Das ist Schwester Fidelma aus Hibernia, die mit uns nach Bobium will.«
    »Ich bin Wulfoald, Schwester. Ich stehe bei Radoald,

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