Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
verweigerte, wurde harter Bestrafung unterworfen.«
    Fidelma war entsetzt. »Das klingt ja, als hätte sich der Neue Glaube zu einem Instrument politischer Macht entwickelt, anstatt geistliches Bedürfnis, moralisches Verhalten und verstandesgemäßes Denken der Menschen zu befördern.«
    Magister Ado schnaufte verächtlich. »Mitunter müssen die Menschen auf den rechten Weg gebracht werden.«
    »Aber doch wohl nicht mit Gewalt?«
    »Ach, komm.« Magister Ado lachte auf. »Du bist doch Anwältin in deinem Land. Schreiben die Gesetze nicht jedermann vor, wie er sich zu benehmen hat? Und wer sich nicht fügt, wird der nicht bestraft? Bedeutet das etwa nicht, dass man die Menschen zwingt, sich moralischen Vorstellungen unterzuordnen? Was nützt es, Menschen zu Spiritualität und Moral zu ermahnen, wenn sie sich in ihrer Raffgier über alles hinwegsetzen?«
    Unrecht hatte der alte Gelehrte nicht, musste Fidelma zugeben, und doch war für sie ein solcher Standpunkt moralisch durchaus bedenklich. Sie hielt es für klüger, das Thema nicht weiter zu verfolgen. Schließlich war der Mann zweimal überfallen worden – allem Anschein nach, weil er seine Glaubensvorstellungen unbeugsam verfocht. In theologische Streitfragen sollte sie sich besser nicht einmischen, war sie doch eine Fremde in einem fremden Land. Ihr vorrangiges Anliegen war, ihren ehemaligen Mentor, Bruder Ruadán, zu besuchen und ihm Trost auf seinem Krankenlager zu spenden.
    Insgeheim glaubte sie schon zu verstehen, warum Arius die Ansicht vertrat, es gäbe nur einen von Ewigkeit zu Ewigkeit waltenden Gott, und dass Christus, der eingeborene Sohn, von Gott erschaffen sein musste. Und sagte nicht Christus im Evangelium des Johannes, sein Vater sei größer als er? Sie war hin und her gerissen. In ihrer eigenen Kultur waren die alten Götter und Göttinnen stets als dreieinige Gottheiten angesehen worden, jedes göttliche Wesen hatte drei Verkörperungen und drei leibliche Erscheinungsformen. Das Nicänische Glaubensbekenntnis war leichter mit den theologischen Ansichten ihres Volkes in Übereinstimmung zu bringen als der Monotheismus, der Glaube aneinen einzigen Gott. Sie würde sich nach einer Abschrift des Werks des Arius, der
Thalia,
umtun müssen, um seine philosophische Haltung besser zu verstehen. In solche Gedanken versponnen, ritt sie eine Weile schweigend dahin.
    Ohne weitere Zwischenfälle folgten sie dem Weg am Fluss entlang durch das schöne Tal. Ab und an machten sie Rast, um die Pferde und den Maulesel zu tränken und selber von dem glasklaren Wasser zu trinken oder von den Beeren zu kosten, die Schwester Gisa pflückte. Hin und wieder sah sie auch nach Bruder Faros Wunde. Zwar war es nur eine Fleischwunde, doch eine von einem Pfeil verursachte Verletzung konnte gefährlich werden.
    Die beiden sie begleitenden Krieger waren nicht gerade redselig, auch sprachen sie nur in der harschen Mundart der Langobarden, ihr Latein war dürftig. Die bange Sorge, bedroht zu sein, hatte sich im hellen Sonnenschein verflüchtigt. Bei dem beruhigenden Plätschern des rastlos dahinströmenden Flusses und begleitet von den sanften Vogelrufen aus der herrlich grünen Umgebung glaubte Fidelma, sich in idyllischer Landschaft zu befinden.
    Kurz nach Mittag gebot Magister Ado allen Halt. Den beiden Kriegern gelang es mit erstaunlicher Geschicklichkeit, Fische zu fangen. Rasch war ein Feuer entfacht, und die Fische wurden über der Glut gegart. Inzwischen hatte Schwester Gisa Früchte von Büschen und Bäumen gesammelt. Man lagerte sich zum Imbiss an der Uferböschung, und während sich Fidelma im Sonnenschein ausruhte, überkam sie das Gefühl, hunderte Meilen von jeder menschlichen Siedlung entfernt zu sein und erst recht von jeder Gefahr. Sie verspürte Lust, in erholsamen Schlaf zu sinken.
    Hundegebell schreckte sie auf. Ein kastenförmig gestaltetes Tier mit Drahthaarfell brach aus dem Unterholz. SeinGesichtsausdruck war fast komisch, buschige Brauen überschatteten die Augen, und der Schnauzbart verdeckte fast die kräftigen Kiefer. Es blieb stehen, schaute sich um und trottete dann, Schwanz wedelnd, zu Schwester Gisa hin. Nervös fuhr Bruder Faro hoch.
    »Vorsicht, das ist ein Jagdhund«, warnte er.
    Das Mädchen tätschelte dem Tier den Kopf, es schien von Natur aus gutmütig zu sein.
    Die beiden Krieger waren aufgesprungen, mit der Hand sofort am Schwertgriff. Der kleine Hund ließ sich von Gisa noch eine Weile streicheln, japste freundlich, schnaubte und

Weitere Kostenlose Bücher