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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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müsste ihn wegen eines Verbrechens befragen, bei dem er der einzige Tatverdächtige ist.«
    Der Ehrwürdige Ionas lehnte sich zurück und gluckste erneut vergnügt. »So habe ich das nicht gemeint, Fidelma.«
    »Wie dann? Die Benediktinerregel verlangt, den eigenen Willen völlig zu unterdrücken, und ermahnt jedes Mitglied der Bruderschaft, sich unverzüglich, ohne Widerspruch dem Vorgesetzten, in diesem Falle dem Abt, zur Gänze unterzuordnen, denn nur bedingungsloser Gehorsam sei der erste Schritt zur christlichen Demut.«
    Der Ehrwürdige Ionas schüttelte belustigt den Kopf. »Ich weiß, was die Brüder aus Hibernia von unbedingtem Gehorsam halten, doch deine Brüder sagen auch, brich dir nicht das Schienbein an einem Schemel, der gar nicht im Wege steht.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ist doch ganz einfach. Der heilige Columbanus hat immer gesagt, es gibt zwei Arten von Narren, die einen, die nicht gehorchen wollen, und die anderen, die gehorchen, ohne auch nur eine Frage zu stellen. Er hat durchaus bedacht, dass es dazu kommen könnte, dass die Abtei sich von seinen Regeln löst. Er hat nämlich eine Weisung für die Leitung des Klosters bei ungewöhnlichen Umständen hinterlassen, die unsere Äbte nie geändert haben. Die besteht darin, dass die beiden ranghöchsten Geistlichen den Abt zur Rechenschaft ziehen dürfen, wenn er eine fragwürdige Entscheidung getroffen hat.«
    »Und diese beiden sind jetzt du und Magister Ado?«
    »Gegenwärtig sind wir die beiden ranghöchsten Geistlichen.«
    »Das heißt, ihr könntet den Abt zwingen, meine Fragen zu beantworten?«
    »Könnten wir. Wir werden nun gehen und mit Abt Servillius reden. Ich werde dich zu meinem Gesprächsführer ernennen. Wenn er nicht gewillt ist, deine Fragen zu beantworten, werden wir warten, bis Magister Ado zurück ist – dann muss er antworten.«
    »Ob das gutgeht?«
    »Wirst du klare, eindeutige Fragen stellen können?« Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern bekräftigte: »Natürlich, da bin ich ganz sicher.«
    Sie verließen die Studierstube, gingen vorbei am Durchgang zum
scriptorium,
dann die Treppe hinunter und quer durch die Haupthalle zur Amtsstube des Abts. In der geöffneten Tür versperrte ein Mönch den Zugang. Als sie herankamen, drehte er sich zu ihnen um. Es war der rundliche Koch, Bruder Waldipert. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er sie an, er sah kreidebleich aus. Er machte einen Schritt auf sie zu, fast schien es, er würde vor ihren Füßen zusammenbrechen. Doch er hielt sich schwankend, der Mund stand offen, hilflos bewegten sich die Lippen, brachten jedoch keinen Ton heraus.
    »Was hast du, Bruder Waldipert?«, fragte ihn der Ehrwürdige Ionas.
    Immer noch war der Mann nicht fähig, sich zu äußern, starrte nur an ihnen vorbei ins Leere.
    Ärgerlich brummte der Geistliche etwas, schob ihn zur Seite und trat auf die Schwelle zur Abtstube. Weiter kam auch er nicht, blieb wie angewurzelt stehen. Sehr langsamdrehte er sich zu dem dicken Koch um. Der zitterte immer noch an allen Gliedern. Einige Brüder gingen eben durch die Haupthalle, einem von ihnen rief der Gelehrte zu: »Lauf und hole Bruder Hnikar, er soll sofort zur Abtstube kommen, jemand … jemand ist verletzt.«
    Eilfertig hastete der Mönch davon.
    »Was ist passiert?«, fragte Fidelma.
    »Abt Servillius ist tot«, sagte der Ehrwürdige Ionas mit bitterem Ernst.
    Fidelma drängte sich an ihm vorbei, obwohl er versuchte, sie zurückzuhalten. Doch auch sie verharrte auf der Schwelle, allzu ersichtlich war, warum der der Ehrwürdige Ionas nicht weiter hineingegangen war. Abt Servillius lag unmittelbar vor der Tür hingestreckt auf dem Boden. Der Schädel war ein blutiges Etwas, zertrümmert mit einem schweren Gegenstand. Nur seine Gewänder und das Kruzifix an der Silberkette machten ihn kenntlich. Neben dem Leichnam lag ein großer bronzener Leuchter. Viel Scharfsinn brauchte man nicht, allein die Blutspuren darauf verrieten das Mordwerkzeug. Kein Unfall, ein Mord war geschehen.

KAPITEL 17
    »Was ist hier vor sich gegangen? Nun sag doch was!«, beschwor Fidelma den Koch.
    Der hatte sich noch nicht wieder gefasst, starrte wie gebannt immer auf denselben Fleck und rang nach Worten. Für Fidelma völlig unerwartet machte der Ehrwürdige Ionas einen Schritt auf ihn zu und versetzte ihm einen Backenstreich. Der Koch wusste nicht, wie ihm geschah, stolperte zurück und fuhr sich mit einer Hand über die rot werdende Wange.
    »
Ignosce mihi

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