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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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versuchte jeden davon abzuhalten, dahinterzukommen?«
    »Oder er, vielleicht auch jemand anders, hat das Versteck entdeckt, dann ist Wamba zufällig darüber gestolpert und …«.
    Der alte Mönch riss erschrocken die Augen auf. »Behauptest du allen Ernstes, Abt Servillius hätte Wamba ermordet, um das Geheimnis zu bewahren, wo sich das sagenhafte
Aurum Tolosanum
befindet? Eine unmögliche Vorstellung! Selbst wenn es existieren sollte, meinem alten Freund Servillius zu unterstellen …«
    »… dass er ihn hat ermorden lassen oder ihn selbst getötet hat«, sagte Fidelma unnachgiebig.
    Der Ehrwürdige Ionas schwieg eine Weile, aufmerksam erforschte er ihre Gesichtszüge.
    »Ich habe längst begriffen, dass du eine sehr kluge Frau bist, Schwester«, sagte er schließlich wie ein Vater, dem es leid tut, ein irregeleitetes Kind strafen zu müssen. »Im Rechtswesen deines Landes bist du ausgebildet, ich weiß auch, dass der verehrungswürdige Gelasius im Lateranpalast große Stücke auf dich hält, wie auch der Heilige Vater selbst, weil du den Mörder von Erzbischof Wighard dingfest gemacht hast. Aber was du da dem armen Servillius zur Last legst, ist einfach nicht hinzunehmen. Ich kenne ihn seit dem Tag, an dem er in die Abtei kam.«
    »Ich erhebe Beschuldigungen gegen jemand nie leichtfertig«, erwiderte sie.
    »Dann erzähle mir deine Geschichte von Anfang an und benenne die Beweise für deine Behauptung, danach überlegen wir weiter.«
    »Die Geschichte ist ziemlich lang, und sie beginnt mit der Ermordung unseres Bruders Ruadán.«
    Noch einmal wurden die Augen des ehrwürdigen Gelehrten ganz groß. »Ermordung?«, brachte er ungläubig heraus.
    Langsam und bedacht trug Fidelma ihre Geschichte vor. Allmählich schwanden die Zweifel auf dem Gesicht des Alten und wichen gespannter Aufmerksamkeit. Nicht ein einziges Mal unterbrach er sie. Als sie endete, saß er mit gesenktem Haupt da und schwieg. Dann atmete er tief durch.
    »Und all das ist dir widerfahren, du armes Kind, seit du hier in unserer Abtei Bobium bist? Du hättest schon längst zu mir kommen sollen.«
    »Wie hätte ich dir vertrauen können?«, wandte Fidelma ein. »Nicht einmal jetzt bin ich sicher, ob ich dir vertrauen kann. Ich weiß nur, dass ich in äußerster Not bin und mich einfach jemandem anvertrauen muss.«
    Der alte Klosterbruder schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Mir kannst du vertrauen, meine Tochter. Wir gehen jetzt gemeinsam hinüber und legen Abt Servillius all diese Fragen unmittelbar vor.«
    »Er könnte sie von sich weisen«, gab Fidelma zu bedenken.
    »Das mag wohl sein. Aber aus dem, wie er einige Aspekte der Vorgänge erklärt, lassen sich Schlüsse ziehen, die zur Aufdeckung der Wahrheit führen.«
    »Freilich habe ich keinerlei Berechtigung, einen Abt zu befragen.«
    »Das ist mir bewusst. Seit ich das Leben des Columbanus geschrieben und mich oft mit deinen Landsleuten aus Hibernia unterhalten habe, ist mir die Rolle der Brehons in deiner Heimat verständlich. Der Ehrwürdige Gelasius,
nomenclator
des Heiligen Vaters, hatte dich beauftragt, Ermittlungen zum Tod von Erzbischof Wighard von Canterbury anzustellen. Soviel ich weiß, geschah das über die Köpfe der für Recht und Ordnung im Lateran zuständigen Beamten, sogar über den Kopf des
superista
der Lateran-Wache hinweg.«
    »Das hatte seine politischen Gründe«, erklärte Fidelma, »denn der Erzbischof gehörte einem fremdländischen Volksstamm an, und auch der mutmaßliche Mörder kam aus einem anderen Land – er war einer der frommen Brüder aus Hibernia. Zudem geschah es sehr wohl mit Wissen und Billigung des
superista
Marinus, des Obersten Befehlshabers der Schutztruppe im Lateran, nicht über seinen Kopf hinweg, wie du eben meintest.«
    »Du bist gründlich bis aufs i-Tüpfelchen, wie es sich in deinem Beruf gehört. Und Gründlichkeit ist, was wir hier brauchen. Doch vor allem wollte ich sagen, was der Ehrwürdige Gelasius und der Heilige Vater für gut erachtet haben, sollte auch für uns in der Abtei hier gut genug sein.«
    »Du bist sehr freundlich. Aber der Einzige, der in der Abtei wesentliche Entscheidungen treffen kann, ist Abt Servillius selbst. Seine Autorität darf nicht angezweifelt werden, und schon gar nicht, seit ihr die
Regula
des Benedikt eingeführt habt. Glaubst du, du könntest das Wunder bewirken, dass er mir gestattet, ihm Fragen zu stellen, wenn ich ihn doch beschuldige, eine Zentralfigur bei verübten Morden gewesen zu sein? Ich

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