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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach
Autoren: P Tremayne
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sich und ihren Gedanken beschäftigt, dass sie aufschreckte, als plötzliche Rufe an ihr Ohr drangen. Zwei Männer in schwarzen Umhängen preschten zwischen den Baumstämmen hervor. Noch ehe sie reagieren konnte, waren sie neben ihr, bedrohten sie aber nicht mit Waffen. Einer griff in die Zügel ihres Pferds, und ohne anzuhalten, ging es im Galopp am Fluss entlang. Der andere folgte dicht auf.
    Sie war ihnen ausgesetzt und ärgerte sich, dass sie in ihrer Tagträumerei nicht bemerkt hatte, wie man ihr auflauerte. Ihre Verärgerung wuchs, als sie dann noch die beiden erkannte. Das flammende Schwert im Lorbeerkranz auf ihrem Wams sagte ihr genug. Sie glaubte, in ihnen den Männern ausgeliefert zu sein, die in Genua über Magister Ado hergefallen waren und die später im Tal der Trebbia mit Pfeil und Bogen auf den ehrwürdigen Geistlichen zielten und dabei versehentlich Bruder Faro trafen.
    Sie blieben stumm. Einer beugte sich leicht vor und hieltdie Zügel ihres Pferds so fest, dass sie es nicht lenken konnte, der andere ritt unmittelbar hinter ihr. Sie hatte alle Mühe, sich bei dem scharfen Trab im Sattel zu halten.
    Doch merkte sie, der Ritt ging weiter stromaufwärts, und es überraschte sie auch nicht sonderlich, als sie von der Trebbia abbogen und einen Hügel hinauf Radoalds Festung zustrebten. Genau das war ja ihr Ziel.
    Die Tore der Festung taten sich auf, und ihre Begleiter sprengten mit ihr auf den Burghof. Sie würde sich auf Unerwartetes einstellen müssen. Eine Reihe noch ungelöster Fragen bedrängte sie, aber sie war zuversichtlich; in groben Zügen wusste sie, wie sie dem Rätsel beikam.
    Noch immer sprach niemand mit ihr, auch selbst, als sich der Staub, den sie aufgewirbelt hatten, allmählich legte, bewegte sich keiner. Aus dem Hauptportal der Großen Halle trat eine Gestalt mit wallendem weißen Haar – hoch aufgerichtet, lächelnd. Es war der Arzt, Suidur der Weise.
    »Willkommen, Schwester Fidelma – oder sollte ich dich die Edle Fidelma nennen? Ich bin mir nie sicher, wie man eine Prinzessin anredet, die Nonne geworden ist.« Er machte eine kleine spöttische Verbeugung. »Jedenfalls bist du uns hochwillkommen. Steig ab und tritt ein. Ein erfrischender Trunk steht bereit, der Staub der Straße wird dir die Kehle ausgedörrt haben.«

KAPITEL 19
    »Fragt sich, ob ich wirklich willkommen bin«, entgegnete Fidelma und glitt von ihrem Pferd. »Der Empfang, der mir bereitet wurde, war ziemlich absonderlich.« Ihr Blick auf die Geiselnehmer sagte alles.
    »Das sind Wulfoalds Krieger« erklärte Suidur. »Ich befürchte, manchmal gehen sie ein bisschen übereifrig zu Werke, und dafür entschuldige ich mich.«
    »Ihren Übereifer kenne ich zur Genüge, zum ersten Mal habe ich ihn in Genua erlebt, und dann wieder, als ich in dieses Tal einritt.«
    Suidur wechselte mit den Kriegern ein paar Worte in der Landessprache. Sie machten die Ehrenbezeigung und zogen mit den Pferden ab. Er schaute sie vergnügt an und winkte ihr, ihm zu folgen. »Dass du Dinge durchschaust, edle Dame, ist mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen.«
    In der Großen Halle saß Seigneur Radoald mit einem älteren, in grobem Wollzeug gekleideten Mann. Er hatte langes graues Haar und hielt sich gebeugt. Beide standen auf, als sie, von Suidur begleitet, hereinkam. In der Art, wie sich der ältere der beiden erhob, erkannte Fidelma sofort, dass die gebückte Haltung nur vorgetäuscht war. Sie schaute ihm ins Gesicht, und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Wie du siehst, Fidelma, haben wir dich erwartet«, begrüßte sie der junge Seigneur von Trebbia.
    »Mich erwartet? Eher glaube ich, deine Spione haben erkundet, dass ich die Abtei verließ und den Weg hierher einschlug. Haben deine Krieger mir deshalb aufgelauert?«
    Der Mann in der Kutte aus schlichtem selbstgewebtem Tuch beantwortete ihre Frage. »Wir befinden uns in einem Konflikt mit Gegnern, die bislang unfassbar wie Schatten sind. Ein Risiko einzugehen, können wir uns nicht erlauben.«
    Radoald wollte den Mann vorstellen, der eben gesprochen hatte: »Das ist …«
    »Aistulf«, sagte Fidelma lachend. »Du brauchst mir nicht den gebeugten, älteren Eremiten vorzuspielen. Du bist fürwahr ein sonderbarer Eremit, Aistulf. Spielst auf der Muse,sprichst Latein und befehligst Krieger. Warum verbirgst du dich in den Bergen und lässt deinen Sohn an deiner Stelle als Seigneur von Trebbia regieren?«
    Er war es, der das erstaunte Schweigen nach ihrer Frage
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