Und die Hölle folgte ihm nach
nahelegen, mit Wulfoald hierherzukommen, wie wir mit ihm verabredet hatten. Wulfoald hat uns nur berichtet, dass er Servillius nicht zu Gesicht bekam und demzufolge keinerlei Botschaft von ihm erhielt.«
Fidelma biss sich auf die Lippen. »Er hatte ja keine Gelegenheit, ihn zu sprechen. Ich war versessen darauf, der falschen Fährte zu folgen, die Bruder Eolann gelegt hatte. Kaum war ich wieder in der Abtei, habe ich den Ehrwürdigen Ionas aufgesucht und ihm die Vorgänge aus meinerSicht dargelegt. Wie eine Närrin habe ich mich irreleiten lassen, und so wurde viel Zeit vertan. Als der Ehrwürdige Ionas und ich zum Abt gingen, stellten wir fest, dass er wahrscheinlich gleich nach seiner Rückkehr in die Abtei ermordet worden war.«
»Wenn dich also nicht die Nachricht erreicht hat, die dir Servillius übermitteln sollte, was hat dich veranlasst, heute früh hierherzukommen?«, fragte Suidur barsch.
Fidelma überging die Frage und äußerte die Vermutung: »Ich darf wohl annehmen, Prinz Romuald befindet sich hier in Sicherheit.«
Radoald war vollends überrascht und wäre fast aufgesprungen. »Wie hast du wissen können, dass er hier ist?«
»Recht einfach. Abt Servillius hatte mir gesagt, Freifrau Gunora und der Prinz hätten noch vor der Morgendämmerung die Abtei verlassen und sich auf den Weg zu deiner Festung aufgemacht. Ich habe Gunoras Leichnam gefunden. Der Junge fehlte. Als ich jedoch Wulfoald berichtete, dass Freifrau Gunora tot aufgefunden wurde, hat er nicht nach dem Prinzen gefragt. Er hat mich nur getadelt, ich hätte ihn schon früher davon in Kenntnis setzen müssen.«
»Was hast du daraus geschlussfolgert?«, wollte Aistulf wissen.
»Man war nur besorgt, dass Freifrau Gunora fehlte. Das bedeutete doch, Prinz Romuald war hier in Sicherheit. Und du, Aistulf, hast das selbst bestätigt.«
»Ich hätte das bestätigt?«
»In den Bergen habe ich dich sagen hören: ›Wenn die Schilderung des Jungen stimmt, dann muss Freifrau Gunora tot sein.‹ Was hat der Junge euch denn erzählt?«
Statt einer Antwort kam Radoalds Gegenfrage. »Was hat sich deiner Ansicht nach zugetragen?«
»Freifrau Gunora und der Junge wurden beobachtet, als sie auf nur einem Pferd aus der Abtei ritten. Ich vermute, man ist ihnen bald gefolgt. Gunora dürfte das bemerkt haben, sie hat dem Jungen gesagt, er soll absteigen und sich irgendwo verstecken. Sie würde versuchen, die Verfolger abzulenken. Das gelang ihr auch, soweit es den Jungen betraf. Sie jedoch hat man eingeholt und erschlagen.«
Aistulf nickte bekümmert. »Du hast recht, soweit es den Jungen betrifft. Wulfoald fand ihn früh am Morgen jenes Tages am Fluss. Der Prinz erzählte ihm, Freifrau Gunora wollte zur Abtei zurückreiten und hätte ihm befohlen, sich zwischen Gebüsch und Felsen zu verstecken. Falls sie nicht bald zurückkäme, sollte er zur Festung meines Sohnes Radoald gehen, aber auf keinen Fall zurück in die Abtei.«
»Freifrau Gunora muss also versucht haben, die Verfolger in die falsche Richtung über den Monte Pénas zu lenken«, überlegte Fidelma laut. »Die arme Gunora. Sie hat sich aufgeopfert. Ist der Junge nun wirklich sicher geborgen?«
»So, wie du vermutest«, versicherte ihr Suidur.
»Eines dürfte dich noch besonders interessieren«, fügte Aistulf hinzu. »Der Prinz hat aus seinem Versteck die Verfolger zu Gesicht bekommen. Das heißt, nur einen. Seine Beschreibung passt genau zu dem Reiter, wie ihn Odo Wulfoald und dir geschildert hatte. Und ebenso zu der Gestalt, die der Hirt während des Waldbrands von Hawisas Hütte hate fortreiten sehen.«
»Ein Mann auf einem fahlen Pferd?«
»Der Prinz behauptet auch steif und fest, dass der Reiter auf dem fahlen Pferd ein Krieger war.«
Fidelma schwieg eine Weile. »Nun erzählt mir, warum ihr mich hier haben wolltet.«
»Mein Freund Abt Servillius war überzeugt, dass man dirvertrauen könnte«, antwortete Aistulf. Prüfend schaute er in die Runde. »Es wird dich nicht überraschen, dass wir König Grimoald unterstützen.« Da Fidelma nichts dazu sagte, fuhr er fort: »Wir nehmen an, dass dich das Für und Wider des Krieges, der nun auszubrechen droht, weniger interessiert. Dieser Krieg aber beunruhigt uns ungemein – Perctarit will mit Hilfe seiner Anhänger und seiner Verbündeten aus dem Frankenreich den Thron der Langobarden zurückerobern.«
»Es ist, wie du sagt, mit diesen Vorgängen in der hohen Politik habe ich nichts zu schaffen, denn es ist euer Land und nicht
Weitere Kostenlose Bücher