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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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zu nutzen und nichts unversucht zu lassen. Meiner Meinung nach ist der Abstieg machbar. Von der Mitte der Terrasse aus gesehen erscheint es einem als unmöglich, da ist bloßer Abgrund. Darum werfen sie ihre zum Todeverurteilten Gefangenen auch just von der Stelle hinunter. Aber ich habe mir die Ecken angeschaut, besonders die, wo man den Eindruck hat, ein Stück von der Bibliothekswand würde über den Abgrund ragen. Tut sie aber nicht. Ein Felsmassiv stützt sie ab – und ich denke, man könnte sich verhältnismäßig leicht bis dorthin vorarbeiten. Sind wir erst mal so weit, bietet die Felswand kleine Vorsprünge und Aushöhlungen zum Festhalten und fällt nicht gar so steil ab.«
    Schweigen auf der anderen Seite. Dann ein Flüstern. »Eins muss ich dir zugestehen, Lady, in dir fließt wirklich das Blut einer Eóghanacht. Bist eine echte Kämpfernatur. Das ändert aber nichts an der Sache. Was dir da vorschwebt, ist einfach töricht. Du kannst von der Terrasse unmöglich überblicken, wie es sich mit der Felswand weiter unten verhält. Wir könnten leicht auf halber Strecke festsitzen.«
    »Ich werde morgen versuchen, die Sache etwas genauer zu erforschen. Wenn ich den Eindruck gewinne, es ist machbar, dann bin ich entschlossen, es zu wagen, egal, ob es töricht ist oder nicht«, erwiderte sie entschieden.
    »Und was ist mit den anderen Problemen? Wie sollen wir die Mantelsäcke in die Bibliothek bekommen, wie Verpflegung beschaffen, wie die Route festlegen, um unbeachtet bis zum Pénas zu gelangen, geschweige denn ihn zu erklimmen und auf der anderen Seite wieder runter nach Bobium zu gelangen – Schwierigkeiten ohne Ende. Nein, das mit der Flucht müssen wir uns aus dem Kopf schlagen.«
    »Schade um den Mann, der im Gewittersturm ertrinkt, denn dem Regen folgt Sonne«, konterte Fidelma und spielte auf eine alte Redewendung aus ihrem Heimatland an, mit der man die schalt, die sich scheuten zu handeln. »Ich bleibe bei meinem Vorhaben. Das Meer wartet nicht, bis das Schiff seineFracht geladen hat. Es ist das Schiff, das die Gezeiten abpassen muss.«
    Bruder Eolann erwiderte nichts.
     
    Fidelma brauchte eine Weile, ehe ihr die Augen zufielen und sie einschlief.
    Das schabende Geräusch des hölzernen Riegels an der Tür zu ihrem Verließ weckte sie. Sie schreckte hoch. Durch den einfallenden Mondschein war der Raum merkwürdig hell.
    Im Türrahmen stand eine hochgewachsene Gestalt, die eine Hand abdunkelnd vor die Flamme einer Lampe hielt.
    »Suidur!«, entfuhr es Fidelma erschrocken, denn sie hatte ihn sofort erkannt. »Was hast du vor?«
    »Bleib ganz ruhig!«, zischelte er. »Kleide dich an und pack deine Sachen zusammen, und zwar schnell.«
    »Was führst du im Schilde? Wenn du mir etwas antun willst, rühre ich mich nicht vom Fleck.«
    »Dir wird nichts geschehen, edle Dame. Es geht darum, dir zur Flucht aus der Festung hier zu verhelfen, du musst dich schon auf mich verlassen. Jedes Zögern birgt die Gefahr, dass man uns entdeckt.«
    Fidelma blinzelte ungläubig. »Wo aber …?«
    »Grasulf und Kakko schlafen ihren Rausch aus«, flüsterte er. »Natürlich habe ich ein wenig nachgeholfen und ihre Vorliebe zu starkem Gebräu genutzt. Aber viel Zeit bleibt uns nicht. Hast du etwas, um deinen Kopf zu verhüllen?«
    Sie zögerte einen Moment. Durfte sie ihm wirklich trauen? Wie hatte ihr doch einmal der gute alte Brehon Morann geraten?
Pack das Schwein am Hinterfuß und lass es nicht laufen
.
    Sie entschloss sich zu handeln. »Gut. Gilt das auch für Bruder Eolann?«
    »Selbstverständlich, Lady. Er ist schon draußen und wartet.«
    »In Ordnung. Ich werde tun, was du verlangst.«
    Suidur wandte sich um, blieb aber in der Tür stehen, als müsse er den Hof überwachen. Nur wenige Augenblicke, und Fidelma stand draußen neben Bruder Eolann, der bereits den Mantelsack auf dem Rücken hatte. Suidur, immer noch mit der Lampe in der Hand, flüsterte: »Haltet euch dicht hinter mir.« Dann führte er warnend den Finger an die Lippen.
    Obwohl es Fidelma etwas bang ums Herz war und ihr viele Fragen auf der Zunge lagen, folgte sie schweigend dem weißhaarigen Arzt über den Hof, beruhigt durch die Gewissheit, dass Bruder Eolann unmittelbar neben ihr war. Die Tore waren verschlossen. Suidur näherte sich unbekümmert einem auf der Erde sitzenden Wächter, dem vor Müdigkeit der Kopf weggesackt war. Beschämt rappelte er sich auf, als er Suidur gewahr wurde.
    »Könnte dir schlecht bekommen, wenn dich Grasulf hier

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