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und die neue Klasse

und die neue Klasse

Titel: und die neue Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Usch Luhn
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zur Seite und redete ein ernstes Wörtchen mit ihr. »Auch andere Lehrer beklagen sich. Herr Stein ist stinksauer wegen des Atlas. Deinen Mitschülern die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist wirklich das Allerletzte.«
    Am nächsten Tag gab Frau Kussmund ihren Schülern benotete Arbeitsbögen zurück. Wortlos legte Frau Kussmund Neles Bogen auf den Tisch. Sie hatte die Arbeit mit Rotstift durchgestrichen und mit einer glatten Fünf benotet.
    »Warum denn?«, schrie Nele verzweifelt. »Eine Fünf hatte ich noch nie.«
    Frau Kussmund seufzte. »Du hast den falschen Arbeitsbogen gelöst, Nele. Das war ein alter, den ich dir einmal zum Üben gegeben hatte. Wo hast du nur immer deine Gedanken?«
    Im selben Augenblick fing Nele Josefines triumphierenden Blick auf.
    »Josefine hat die Bögen doch an alle verteilt!«, rief Nele ungestüm. »Sie hat mir mit Absicht den falschen gegeben.« Wütend sprang sie auf.
    »Jetzt reicht es mir, Nele!«, sagte Frau Kussmund. Sie wurde vor Unmut ganz blass. »Du setzt das nächste Handballspiel aus, damit du dich wieder auf den Unterricht konzentrierst. Anscheinend ist dir dein Erfolg zu sehr in den Kopf gestiegen.«
    Nele fing an zu weinen. »Das ist aber total gemein«, schluchzte sie.
    Frau Kussmund antwortete nicht, sondern setzte den Unterricht fort.
    Da begann es in Nele zu kochen und zu brodeln. Wütend schnappte sie sich ihren Schulrucksack und lief mitten in der Mathestunde nach Hause.

    Als Nele total unter Dampf in der Burg ankam, herrschte dort totales Chaos. Herr Winter hatte endlich herausgefunden, warum der Brunnen kein Wasser mehr gab. Triumphierend schwenkte er ein klitschnasses weißes Bettlaken durch die Luft. Jemand hatte tatsächlich die Zuleitung damit verstopft.
    »Ich muss dir was sagen, Papa!«, versuchte sich Nele Gehör zu verschaffen. »Ich gehe nie wieder in die Schule.«
    Herr Winter sah seine Tochter verwirrt an. »Was redest du für einen Unsinn?«, fragte er ungehalten. »Sprich mit Mama darüber, ich muss noch mal runter in den Brunnen, die Leitung festschrauben.«
    Gerade als Nele sich auf die Suche nach ihrer Mutter machen wollte, in der Hoffnung, bei ihr auf mehr Verständnis zu stoßen, kam Barbara Winter fuchsteufelswild aus ihrer Dunkelkammer gerast. Irgendetwas Schlimmes war mit den kostbaren Negativen passiert. Jedenfalls fuchtelte sie aufgeregt mit einem ganzen Packen herum und hielt sie Herrn Winter unter die Nase. Er stand bereits wieder auf der morschen Eisenleiter des Brunnens, sein Kopf ragte gerade noch so über den Brunnenrand.
    »Guck dir das an, Robert!«, rief sie anklagend. »Alle unterbelichtet. Dabei wollte der Redakteur sich unbedingt meine Papageienserie anschauen.«
    Die Negative waren tatsächlich rabenschwarz. Nur seltsame weiße Flecken waren zu erkennen. Ihre Anordnung erinnerte an die Umrisse eines Schädels.
    »Graf Kuckuck!«, mischte sich David ein, der heute schon früher aus der Schule nach Hause kam als sonst. Er pfefferte seine Schultasche in die Ecke und warf einen fachmännischen Blick darauf. »Das war Graf Kuckuck!« Er nickte altklug. »Unser Schlossgeist«, klärte er seine verblüffte Mutter auf. »Ich habe den Typen im Internet gefunden. Der geistert schon ewig hier herum.« Er guckte irgendwie zufrieden.
    »Ach, und hat der gute Mann vielleicht auch das dumme Laken in die Leitungen gestopft?«, ertönte Herrn Winters Stimme dumpf aus dem Keller heraus. »Es ist nämlich ganz schön gefährlich, hier unten herumzugeistern.«
    »Kann ja sein, Papa«, antwortete David gelassen. »Aber der Graf ist ja bereits tot. Da wird ihm das nichts ausmachen. Bestimmt ist er stinkig, weil wir in seiner Bude alles durcheinanderbringen. Das haben Gespenster gar nicht gerne.«
    Zwischen David und seinen Eltern entspann sich eine lebhafte Diskussion über Gespenster und ihre Gefühle.
    Robert Winter war der Meinung, dass Gespenster alles ziemlich kalt ließ, sobald sie tot waren, während Barbara Winter sicher war, dass diese erst als Gespenst ganz besonders empfindsam wurden. David glaubte, dass Gespenster vor allem auf Ärger aus waren. Das konnte man in jedem zweiten Gespensterfilm sehen.
    Nele reichte es.
    »Hört mir hier vielleicht auch mal jemand zu?«, brüllte sie aus vollem Hals los, um sich Gehör zu verschaffen. »Ich muss euch nämlich etwas Wichtiges sagen. Ich gehe ab heute nie mehr wieder in die Schule.«
    Herr und Frau Winter verstummten verblüfft. Selbst David war einen Moment sprachlos. Alle drei starrten

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