und die neue Klasse
Englischarbeit am Montag üben«, sagte Herr Winter entschuldigend. »Ich soll dir sagen, dass er dir ganz doll die Daumen drückt.«
Nele grinste. »Englisch? Kann ich mir denken. Love und Kiss und so weiter. Wahrscheinlich chatten die nur.« Sie klapperte mit dem Löffel auf dem leeren Teller herum. »Krieg ich bitte noch mehr Griesbrei? Sonst bin ich zu schlapp zum Toreschießen.«
Nachdem sie den Teller bis auf den letzten Tropfen leer geschleckt hatte, packte sie ihre Sporttasche. Sie war aus echtem Leder und roch noch ganz neu. Nele hatte sie zum Geburtstag bekommen und noch gar nicht benutzt. Die Tasche war groß genug, dass auch die dicke Bertha hineinpasste.
»Willst du wirklich ein Kuscheltier mitnehmen?«, fragte Mama zweifelnd.
»Auf keinen Fall lasse ich Bertha zu Hause«, rief Nele empört. »Sie ist ja kein albernes Kuscheltier, sondern mein Glücksbringer. Ein Verein aus China reist sogar extra mit einem uralten Pandabären zum Wettkampf, hat Frau Kussmund uns in der Sportstunde erzählt. Ohne Bertha kann ich bestimmt kein einziges Tor schießen.«
Herr Winter lachte. »Dann nimmst du aber am besten auch Plemplem mit.«
Kurz nach Mittag hielt es Nele nicht mehr aus und machte sich auf den Weg hinüber zur Schule, obwohl diese nur einen Katzensprung entfernt war.
Herr Winter wollte vorher noch schnell in den kaputten Brunnen steigen und nachschauen, ob der Zulauf verstopft war. Seit ein paar Tagen tröpfelte die Pumpe nur noch.
»Bestimmt hat sich der Froschkönig hineinverirrt«, scherzte Barbara Winter.
»Seid aber bloß pünktlich!«, ermahnte Nele ihre Eltern. »Sonst ist es peinlich.«
Auf dem Schulhof, der am Wochenende sonst menschenleer war, ging es zu wie in einem Bienenstock. Natürlich wollte sich kein Schüler das erste Handballspiel im Kampf um die Schulmeisterschaften entgehen lassen. Die Sophienschule hatte den Pokal bereits zweimal gewonnen. Das dritte Mal wollte die Mannschaft der Fichte-Schule auf jeden Fall verhindern.
»Juchuh! Nele!« Tanne schwenkte wild ein knallgrünes Transparent durch die Luft, auf das sie mit einer roten Spraydose Nele Nummer Eins aufgesprüht hatte. Die Ränder hatte sie mit lila Punkten und Kleeblättern verziert.
Nele wurde vor Freude knallrot. »Total schön!«, strahlte sie.
Tanne kicherte. »Total plemplem. War die Idee von Lukas. Danach haben wir noch lila Punkte auf mein Fahrrad gesprüht. Mama war voll sauer, weil es ja eigentlich ihres ist. Aber sie fährt eh nie damit.«
Gerade rechtzeitig zum Anpfiff mischten sich Neles Eltern unter die Zuschauer. Bestimmt hatte Papa beim Herumbasteln wieder einmal die Zeit übersehen. Die Spielerinnen der Sophienschule schossen in den ersten drei Minuten gleich fünf Tore. Nele musste hilflos von der Ersatzbank aus zusehen, wie die Würfe in das Tor von Sabine hineindonnerten. Wäre sie nicht immer so gemein gewesen, hätte Nele sie schrecklich bedauert. Das musste wirklich ein ganz doofes Gefühl sein. Die Sophienschule-Fans feuerten ihre Spielerinnen begeistert an.
»Ich glaube, wir verlieren«, sagte Nadja traurig. Sie ging in die 4a und war von Frau Kussmund als Ersatztorwart aufgestellt worden. Nele hatte noch nie mit ihr geredet. Mit ihren dicken schwarzen Zöpfen sah sie aus wie eine echte Indianerin.
Nadja lächelte Nele neugierig an. »Bist du das Mädchen aus der Burg? Mein Opa war früher dort Gärtner. Der unterirdische Gang ist voll gruselig, oder?«
Nele guckte Nadja überrascht an. »Welchen Gang meinst du denn?«
Nadja zuckte die Achseln. »Mein Opa hat uns erzählt, dass man vom Keller aus unter der ganzen Burg herumwandern kann.«
Nele schrie begeistert auf. »Ehrlich? Mein Papa ist gerade dabei, den Eingang freizuschaufeln. Da ist eine Wand eingestürzt.«
Im gleichen Moment wurde Josefine übel gefoult. Sie stolperte und fiel hin. Ein empörtes Pfeifkonzert setzte ein. Als sie versuchte, wieder aufzustehen, konnte sie nicht mehr auftreten. Sie humpelte zu Frau Kussmund und redete auf sie ein. Eilig untersuchte die Lehrerin ihren Knöchel. Sie machte ein besorgtes Gesicht und schüttelte den Kopf. Dann winkte sie hektisch in Neles Richtung.
»Dein Einsatz, Nele. Mach dich fertig«, rief sie ihr über das Spielfeld zu.
Heulend setzte sich Josefine auf den Hallenboden. Frau Kussmund versuchte, sie so gut es ging zu trösten. Anscheinend war das Turnier für Josefine zu Ende.
Nadja hob zwei Finger. »Viel Glück. Schieß am besten gleich zehn Tore hintereinander. Sabine
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