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und die verschwundene Seglerin

und die verschwundene Seglerin

Titel: und die verschwundene Seglerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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nichts zu tun hatten. Jedenfalls behauptete Onkel Titus, Irmas Geschmack so gut zu kennen, dass er genau herausfinden könne, wann Gegenstände aus ihrem Besitz aufgerufen wurden. Mr Dimitrios machte seine Sache prima, fand Justus. Er war witzig, geistesgegenwärtig und geschäftstüchtig. Bevor er einem Bieter den Zuschlag gab, flocht er einen kleinen aufmunternden Scherz ein. So gab er anderen Interessenten noch die Gelegenheit, das letzte Angebot zu übertrumpfen.
    Â»Zweitausendfünfhundert Dollar zum Ersten, zum Zweiten und zum …«, rief Mr Dimitrios seinen Zuhörern gerade zu. Es ging um ein Bild, auf dem der Maler seine Herzallerliebste in den glühendsten Farben verewigt hatte. »Meine Herren!«, dröhnte Mr Dimitrios in den Saal und wedelte dabei mit der Brille, »wenn Sie dieses Meisterwerk erstehen, dann werden Sie nie vergessen, wie schön Liebe sein kann. Und sollten Sie es doch einmal vergessen, wird Ihre Frau Sie daran erinnern.« Die Zuhörer lachten und prompt rief ein Mann aus der dritten Reihe: »Zweitausendsechshundert!«
    Justus saß neben seinem Onkel und merkte, dass der nicht mitlachte. Stocksteif saß er da, die Hände zwischen seine Knie gepresst. Seine Backenmuskeln waren unaufhörlich in Bewegung. Justus folgte seinem starren Blick zu einer Dame, die zwei Reihen vor ihnen saß. Sein fabelhaftes Gedächtnis sagte dem Ersten Detektiv, dass sie erst wenige Sekunden vor Beginn der Versteigerung in die Halle gekommen war und genau in dem Augenblick Platz genommen hatte, als Mr Winston namens seiner Galerie die zahlreich erschienenen Interessenten begrüßt hatte. Die Dame hatte einen bemerkenswert breiten Rücken, brünette Haare, eine markante Nase und trug eine große Sonnenbrille. Sie lachte ebenfalls nicht mit. Justus reckte sich ein wenig und sah, dass sie den Griff ihrer Handtasche umklammerte. Sie saß genauso steif da wie Onkel Titus, der unverwandt zu ihr hinüberstarrte.
    Justus begann, an seiner Lippe zu zupfen. Verstohlen ließ er seinen Blick nach hinten wandern. Dort rutschte Mr Jefferson schon seit Beginn der Versteigerung unruhig auf seinem Stuhl hin und her und raufte sich die Haare. Er machte den Eindruck größter innerer Erregung. Erst jetzt sah Justus das Paket in braunem Packpapier, das neben Mr Jeffersons Stuhl lehnte.
    Dann ging alles rasend schnell. Zwei Angestellte der Galerie Winston trugen den Spiegel herbei und setzten ihn auf einen Ständer, sodass die Besucher ihn gebührend begutachten konnten. »Aus dem Nachlass einer berühmten Sammlerin, Mrs Irma Bannister«, rief Mr Dimitrios in den Saal und setzte seine Brille auf. »Nummer viertausenddreihundertzwölf, ein Spiegel aus dem Jahre 1882, handgefertigt in Dallas, Texas. Wir beginnen mit achthundertfünfzig Dollar. Wer bietet mehr?«
    Â»Neunhundert!«, rief ein Mann mitten aus dem Publikum. An seinem kleinen Finger glitzerte ein dicker Siegelring. Er hatte schon mehr als ein Dutzend Objekte ersteigert und schien immer noch Geld genug zu haben. »Tausend!«, brüllte jemand von ganz hinten.
    Â»Tausend«, erwiderte Mr Dimitrios, seine Brille in der linken Hand und den Hammer, mit dem er so formvollendet zuzuschlagen wusste, in der rechten. »Geboten sind eintausend Dollar. Zum Ersten …«
    Â»Zwölfhundert«, tönte es aus der ersten Reihe. Justus reckte den Kopf, konnte aber nicht erkennen, wer da gerufen hatte.
    Â»Zwölfhundert«, kam das Echo vom Bankdirektor. »Ein wirklich schönes Stück. Sehr schöne Handarbeit und absolut einmalig. Zwölfhundert zum Ersten …«
    Â»Vierzehnhundert«, rief der mit dem Siegelring. Justus hörte seinen Onkel ächzen. Er warf einen Blick zu Mr Jefferson. Er saß wieder ganz vorn auf der Kante seines Stuhls, wie im Esszimmer von Onkel Titus und Tante Mathilda.
    Â»Vierzehnhundert zum Ersten«, begann Mr Dimitrios von vorn. Justus meinte, kleine Schweißperlen auf seiner Stirn zu sehen. »Vierzehnhundert zum Zweiten, zum – Meine Damen und Herren, ich garantiere Ihnen, wenn Sie morgens in diesen einzigartigen Spiegel sehen, dann vergeben Sie sich alle Sünden, die Sie am Tag zuvor begangen haben!« Etliche Besucher brachen wieder in Gelächter aus.
    Â»Sechzehnhundert!« Justus’ Kopf flog herum. Das war die Dame mit den brünetten Haaren. Ihre linke Hand hatte den Griff der Handtasche losgelassen und

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