...und Don Camillo mittendrin...
auf.
«Ich?»
«Ja, Ihr! Übermorgen wird sie eintreffen. Ihr werdet mit ihr reden und ihr die ganze Geschichte erzählen. Es ist ungerecht, daß sie mir für alles dankt, was ich für ihren Mann getan habe. Es ist ungerecht, daß sie mich als Freund betrachtet. Das ist gestohlene Freundschaft, ja geraubte Freundschaft! Sie muß erfahren, daß ich ihren Mann getötet habe, und sie muß es auch ihrem Sohn sagen. Dann wird sie nicht mehr kommen, und meine Qual wird ein Ende haben.»
Don Camillo war nicht einverstanden.
«Nein, Milca . Wenn du ein Mensch mit einem Gewissen bist, wenn du an deiner Tat so schwer trägst, darfst du dich deinem Leiden nicht entziehen. Reue allein genügt nicht, man muß die Schuld begleichen. Wenn es dir weh tut, diese Frau zu sehen, so danke Gott, der dir erlaubt, sie zu sehen. Und warum willst du dieser Frau weh tun? Genügt es dir nicht, daß du ihren Mann umgebracht hast?»
Milca riß die Arme in die Luft.
«Ich will ihr kein Leid antun.»
«Das tust du aber. Diese arme Frau vertraut dir. Sie betrachtet dich als einen ihrer Familie, und du willst ihr die letzte Illusion nehmen? Milca , oft hat jemand noch Vertrauen in die Menschheit, weil er zu einem Menschen Vertrauen hat. Wenn dich ihre Gegenwart schmerzt, um so besser für dich. Laß die Dinge so, wie sie sind. Ich werde für dich beten.»
Milca ging fort, und Don Camillo eilte in die Kirche, um für den armen Teufel zu beten. Aber es wurde ein seltsames Gebet.
«Jesus», sprach Don Camillo zu dem Christus auf dem Hochaltar, «in diesem schmutzigen Land gibt es Zehntausende von Leuten, die andere Zehntausende von Leuten umgebracht haben und dies nicht etwa bereuen, sondern sich dessen sogar noch rühmen. Sie wollen für diese Morde Orden, und sie wollen zum Lohn dafür Abgeordnete, Senatoren und Direktoren großer Unternehmen werden. Und sie wollen, daß man ihre Fotos in die Schulbücher druckt! Hier jedoch ist ein armer Kerl, der zwar getötet hat, aber seit zehn Jahren alle Qualen der Hölle durchleidet. Und wir können ihm nicht helfen! Wir können ihm keine Hand reichen. Wir können ihm nicht sagen: < Milca , als Fritz dich mit dem Sender ertappte, nannte er dich einen Verräter. Aber auch du hättest ihn einen Verräter nennen können, denn während du an all den Abenden in dem Schuppen für die Widerstandskämpfer tätig warst, war deine Frau mit dem Feldwebel Fritz für die Achsenmächte tätig - keine Spur von Widerstand!> Nein, Herr, diese Dinge dürfen wir Milca nicht sagen, denn jene gute Seele, die seine Frau war, hat sie uns auf dem Totenbett anvertraut, und niemand darf das Beichtgeheimnis verraten. Herr, das mag alles in Ordnung sein, aber ist es auch gerecht?»
«Ja, Don Camillo», antwortete der Gekreuzigte. «Die Schuld der Frau kann die schwerwiegende Schuld des Mannes nicht verringern. Jeder muß für seine eigene Schuld bezahlen!»
Und so kam der 28. März, und mit ihm die Deutsche mit dem kleinen Deutschen. Sobald Don Camillo davon erfuhr, lief er zur « Torretta », und als Milca ihn auf den Hof zuschreiten sah, fühlte er sich erleichtert.
Es war ein schöner sonniger Tag, und während der kleine Deutsche auf dem Hof mit dem Hund spielte, warfen Don Camillo, Milca und die blonde Frau einen Blick auf die Felder, die gerade aus dem Winterschlaf erwachten.
«Sie sein sehr blaß», sagte plötzlich Don Camillo zu der Deutschen.
«Ich arbeiten in Fabrik, leben in großer Stadt mit viel Rauch», erklärte die Deutsche.
«Schlecht!» sagte Don Camillo ernst. «Und Sie jedes Jahr bringen große Opfer, um zu kommen hierher?»
«Kleines Opfer», antwortete die Deutsche lächelnd.
Don Camillo schüttelte den Kopf.
«Viel bequemer hier wohnen, in Nähe von Fritz. So auch Fritz zufrieden.»
Die blonde Frau schaute ihn verwundert an.
«Hier Ihnen nicht gefallen?» fragte Don Camillo.
«Mir sehr gut gefallen!» rief die Deutsche aus. «Italien wunderbar! Aber dort ich haben Heim und Arbeit.»
Don Camillo drehte sich um und zeigte auf Milcas hübsches Häuschen.
«Hier auch haben Haus, hier auch haben Arbeit!»
Don Camillo war für solches Getue nicht geschaffen, und er hatte es satt, mit Worten herumzuspielen, also ging er aufs Ganze.
«Sie ihn heiraten, er Sie heiraten und ich beide verheiraten, so alle zufrieden und gute Nacht!»
Die Deutsche war siebenunddreißig Jahre alt, aber sie konnte noch erröten, und sie tat es auch.
Milca war erst zweiundvierzig Jahre alt und konnte nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher