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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Mund offen.
    «Hab’ schon kapiert», sagte er, als er die Fassung wiedergewann. «Mach keine Dummheiten. All mein Geld ist da in dieser Kassette.»
    Der Rohling setzte sich und strich sich mit den Händen das Haar aus dem Gesicht.
    «Was?» staunte Don Camillo. «Du bist nicht gekommen, um mich auszurauben? Was denn sonst könnte ein Kerl wie du von einem Priester wollen?»
    Der Rohling hörte ihm gar nicht recht zu.
    «Jeden Abend», erklärte er, «wenn mein Sohn aus der Schule kommt, paßt ihm ein bösartiger Hund ab und erschreckt ihn.»
    «Du hast dich in der Adresse geirrt, Freundchen», belehrte ihn Don Camillo ruhig. «Die Polizeiwache und der Hundefänger befinden sich auf der anderen Seite der Piazza.»
    «Ein verfluchter Hund, so groß und häßlich wie die Nacht», fuhr der Rohling unbeirrt fort. «Er springt plötzlich hervor und erschreckt meinen Sohn, zwingt ihn, über den Graben zu springen und den Pfad durch das Pralungowäldchen zu gehen. Bei der Abzweigung zum Fußweg am Graben bleibt der Hund stehen. Dann kann der Junge weiterlaufen und unbehelligt heimkehren.»
    Don Camillo schüttelte den Kopf.
    «Dein Sohn ist ja noch klein. Wie kommt es denn, daß er so unverständliches Zeug erzählt? Träumt er etwa?»
    «Er träumt nicht. Es ist wahr. Vor einer Stunde ging ich hin, weil er sich verspätete. Der Hund war da, und ich mußte mich mit einem Stock verteidigen. Dann hat er’s schließlich fertiggebracht, daß auch ich den Weg durch den Wald nehmen mußte. Warum passiert das alles? Wie kann er wissen, daß es mein Sohn ist?»
    «Wer kann was wissen?»
    «Der Hund. Der Hund des Bossini . Er weiß, daß ich damals seinen Meister umgebracht habe. Er hat mich gesehen und dabei beobachtet, wie ich ihn beim Pralungowäldchen vergraben habe. Aber wie in aller Welt hat er herausgefunden, daß dieses Kind mein Sohn ist? Warum verfolgt er ihn?»
    Don Camillo wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    «Die Sünden der Väter fallen auf ihre unschuldigen Kinder zurück», raunte er.
    «Und das soll wohl gerecht sein?» wetterte der Rohling und sprang auf.
    Don Camillo erhob sich ebenfalls und richtete den Zeigefinger gegen die Brust seines Besuchers.
    «Du sprichst von Recht und Unrecht - aber was hast du bis jetzt in deinem Leben gemacht?»
    «Nichts Rechtes», antwortete der Mann seufzend und schüttelte den Kopf. «Aber warum muß mein Sohn für mich bezahlen?»
    «Der Frost kann dem Baumstamm nichts anhaben, da er eine harte und undurchlässige Rinde hat. Er erreicht nur den zarten Sproß», antwortete Don Camillo.
    Der Rohling ballte die Fäuste.
    «Das ist eine Schande!» brüllte er zornig. «Wenn es einen Gott gäbe ...»
    «Es gibt einen», unterbrach ihn Don Camillo. «Und auch du wirst dir dessen jetzt bewußt.»
    Mit gesenktem Kopf ging der Rohling von dannen.
    «Bruder», rief ihm Don Camillo nach, «du weißt, wo ich zu Hause bin. Wenn du willst, werde ich dich lehren, wo die göttliche Barmherzigkeit zu finden ist. Amen.»
    Wie ein Verrückter rannte der Rohling nach Hause, und kaum hatte er seine elende Hütte betreten, fragte er angsterfüllt seine Frau:
    «Wie geht es ihm?»
    «Still!» antwortete Celestina. «Er schläft jetzt ganz ruhig, und das Fieber ist weg!»
    «Gott sei gelobt!» rief der Rohling.
    Celestina schaute ihn verdutzt an, als habe ein anderer Mensch, den sie zum ersten Mal sah, zu ihr gesprochen.

Die blonde Deutsche

    Milca wußte nicht, wie er beginnen sollte, aber dann gab er sich einen Ruck.
    «Es geht um die Deutsche», sagte er. «Heute ist der sechsundzwanzigste, und übermorgen platzt sie uns ins Haus.»
    Milca wirkte sehr besorgt, und Don Camillo gelang es nicht, dafür eine Erklärung zu finden.
    «Seit neunzehnhundertsechsundvierzig platzt die Deutsche dir ins Haus, wie an jedem achtundzwanzigsten März. Laß sie ruhig auch dieses Jahr ins Haus platzen.»
    Milca schüttelte den Kopf.
    «Ihr könnt es nicht verstehen, weil Ihr nicht wißt, wie sich die Sache verhält», murmelte Milca .
    Tatsächlich wußte Don Camillo nur, was alle im Dorf wußten. Es ging um eine Geschichte, die Ende September 1943 begonnen hatte, als eine deutsche Besatzung im Dorf lag. Zu der kleinen Schar gehörte auch Feldwebel Fritz, der sich um Verpflegung, Treibstoff, Einquartierung und dergleichen kümmerte.
    Feldwebel Fritz hatte in Milcas Haus Quartier bezogen, in der « Torretta », einem Bauernhof, der nicht weit vom Dorf lag, zwischen der Landstraße und dem Fluß Stivone

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