und ein Geist aus alten Zeiten
entdeckte sie Verena und Quinn, die dicht nebeneinander auf dem Schulhof standen und ins Gespräch vertieft waren. Verena lächelte Quinn an und sah mit ihren wunderschönen blauen Augen zu ihm auf. Und Quinn lächelte zurück.
Quinn McIver war ein Jahr älter als Flame. Er hatte dunkles Haar und dunkle, strahlende Augen. Er war der Bruder von Marinas bester Freundin Janey, und Flame fand ihn absolut hinreißend. Bisher hatte sie gedacht, ihm ginge es mit ihr genauso. Doch nun sah es so aus, als habe er auch Verena Glass gern.
Flame kochte innerlich, aber ihre Empörung – wie konnte er nur?! – wurde sofort von Selbstzweifeln gedämpft. Natürlich mag er Verena, dachte sie verletzt. Alle Jungs finden Verena toll … Dabei hat er mir doch gesagt, wie sehr er
mich
mag! Ich werde nie wieder ein Wort mit ihm reden …
Ihre Stimmung besserte sich erst, als sie ihre Sportlehrerin Mrs Lax traf, die ihr mitteilte, dass sie sich entschieden hatte, Flame zum Kapitän der Hockeymädchenmannschaft zu ernennen. Verena würde ihre Stellvertreterin sein. Hurra! Flame schwebte vor Freude beinah über den Schulhof.
Kurz darauf holte sie eine Begegnung mit Verena abrupt auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie tauchte auf dem Weg zum Physikunterricht plötzlich an ihrer Seite auf.
»Herzlichen Glückwunsch, Kapitän«, sagte Verena und warf ihr langes blondes Haar über die Schulter.
»Danke«, erwiderte Flame. »Herzlichen Glückwunsch, Stellvertreterin.« Sie fragte sich, was Verena im Schilde führte. Wenn diese ihre Nähe suchte, war stets etwas im Busch.
Verena warf Flame einen Blick von der Seite zu. »Meine Großmutter hat mir eine interessante Geschichte über Cantrip Towers erzählt.«
»Ach ja?«, sagte Flame.
»Wusstest du, dass Cantrip Towers ursprünglich meiner Familie gehört hat?«, fragte Verena.
»Ich weiß, dass sie das Grundstück besessen hat und ein Haus darauf stand und dass mein Ururgroßvater Sidney es deinen Ururgroßeltern abgekauft hat, um Cantrip Towers zu bauen«, entgegnete Flame. Ihre Wangen röteten sich. Es gab keinen Menschen, der sie dermaßen schnell auf die Palme brachte, wie Verena. Nur die Ruhe, dachte sie, ich darf mich nicht provozieren lassen …
»Meine Ururgroßmutter ist deswegen als arme Frau gestorben«, sagte Verena mit einem kurzen Blick auf Flame. »Sidney hat ihr Haus abgerissen und sich selbst einen Palast gebaut. Meine Großmutter sagt, er habe ihr nicht geholfen, als er die Chance dazu hatte.«
Flame blieb stehen und fuhr empört herum. »Das ist nicht wahr! Das ist ganz und gar nicht wahr!«
Verena lächelte verächtlich und lief weiter. »War ja klar, dass du das sagen würdest.«
Flame stand wie vom Donner gerührt da, als ihre Freundin Pia zu ihr trat. »Beachte sie gar nicht«, sagte Pia, die den Streit beobachtet hatte. »Du weißt doch, wie Verena ist.«
Flame blickte in die warmen dunklen Augen ihrer Freundin und lächelte. »Ja«, sagte sie langsam. »Aber warum?«
»Weil sie es genießt, im Mittelpunkt zu stehen, und du so leicht die Fassung verlierst«, erwiderte Pia mit einem breiten Lächeln.
Flame lächelte unsicher zurück.
»Komm schon«, sagte Pia. »Super, dass du der neue Hockey-Kapitän bist! Gut gemacht!«
Das Gespräch mit Verena hinterließ bei Flame einen bitteren Nachgeschmack. Den ganzen Tag ging es ihr nicht mehr aus dem Sinn. Nichts brachte Flame Cantrip so sehr auf wie Unehrlichkeit. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es nicht Verenas Schuld war, dass sie die wahre Geschichte nicht kannte. Ihre Großmutter hatte ihr sicher nur eine Seite der Geschehnisse erzählt.
Trotzdem war Flame verletzt. Wie unglaublich von Verena, zu unterstellen, dass Sidney seiner Schwester mit Absicht wehgetan hat, dachte sie. Margarets dunkle Magie war der Grund für Sidneys Handeln, nicht sein Mangel an Gutherzigkeit! Aber wie soll ich ihr das erklären, ohne die Cantrip-Magie zu erwähnen? Ihre gemeine Großmutter fordert uns schon wieder heraus …
Auf Cantrip Towers spielten sich derweil ähnlich verwirrende Dinge ab.
Um ein Uhr kam Dad aus seinem Arbeitszimmer und schlenderte in die Küche, um sich ein Brot zu schmieren. Er stellte das Radio an, holte eines von Mums selbstgebackenen Broten aus der Brotkiste und legte es auf die Anrichte. Zufrieden vor sich hin summend ging er zum Kühlschrank und nahm etwas Käse, Frühlingszwiebeln und Tomaten heraus. Dann ging er in die Speisekammer und holte ein Glas Chutney.
Er hatte gute
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