und ein Geist aus alten Zeiten
um einen bösen Geist loszuwerden? Würden sie durch das Portal gehen? War es das, was Glenda mit
einer sehr langen Reise
gemeint hatte?
Wer wird ihnen beistehen?, fragte er sich. Ihre Großmutter ist nicht da. Vielleicht ahnen sie gar nicht, dass Glenda ihre Kräfte benutzt, um Margaret zu helfen.
Ein weiterer schrecklicher Gedanke durchzuckte ihn.
Was, wenn die Mädchen planen, heute Nacht durch das Portal zu gehen? Und was, wenn Glenda ihnen eine Falle stellt?
Die wachsende Panik ließ ihn aufspringen und auf seine Armbanduhr gucken. Fast elf Uhr. Was soll ich tun? Soll ich sie anrufen? Nein, die Mädchen sind sicher schon im Bett. Und was könnte ich Colin und Ottalie schon sagen? Soll ich erst morgen fahren, wie geplant?
Nein, dachte er. Dann ist es zu spät. Ich fühle, dass etwas nicht stimmt. In drei Stunden kann ich da sein. Wenn ich jetzt losfahre, schaffe ich es vielleicht noch, sie aufzuhalten …
Er schnappte sich Jacke, Aktenkoffer und Reisetasche, schaltete das Licht aus und verließ seine Wohnung. Die Tür knallte hinter ihm ins Schloss.
Draußen öffnete er die Wagentür und warf Jacke und Taschen auf den Rücksitz. Wenig später ließ er den Motor an und fuhr davon.
Kurz vor Mitternacht ging Mum die breite Mahagonitreppe in den zweiten Stock hinauf. Dort öffnete sie leise die Türen zu den Zimmern ihrer Töchter und sah nach, ob alles in Ordnung war. Im Erdgeschoss ging Dad ein paar Minuten mit Bert und Archie nach draußen. Danach brachte er die Hunde in die Küche und überprüfte, ob sämtliche Türen abgeschlossen waren. Er kam gerade nach oben, als Mum mit ihrer Runde fertig war. Sie gingen ins Schlafzimmer im ersten Stock des Hauses und machten sich bettfertig.
Bald darauf war alles still auf Cantrip Towers.
Aber nicht sehr lange.
Um zwei Uhr morgens piepte Flames Wecker. Sie schaltete den Alarm aus und tastete nach dem Lichtschalter ihrer Nachttischlampe. Dann setzte sie sich verschlafen auf.
Sie zitterte etwas vor Müdigkeit und Kälte. Schnell stand sie auf und zog sich an. Ich ziehe besser einen dicken Pulli und Socken an, dachte sie. Im Turm ist es ganz schön kalt. Zum Schluss legte sie sich ihre Armbanduhr um.
Was noch? Das Foto. Ich darf das Foto nicht vergessen. Sie nahm die Fotografie der beiden Kinder, die sie am Abend zuvor entdeckt hatte, und steckte sie in die Tasche ihrer Jeans.
Und den Plan und den Brief, dachte sie. Die muss ich auch mitnehmen. Also steckte sie sich auch die in die Hosentasche.
Flame sah sich im Zimmer um. Ich hoffe, wir sind bald wieder zurück in unseren Betten, dachte sie. Ich hoffe, wir tun das Richtige …
Zweifel machten sich in ihr breit. Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg, Margaret aufzuhalten, dachte sie. Vielleicht sollte ich die anderen lieber weiterschlafen lassen …
Irgendwo, tief in ihrem Inneren, hörte sie eine Frau lachen. Es war ein kaltes, grausames Lachen. Dieses Lachen habe ich schon mal gehört, dachte Flame. Ich habe Glenda so lachen hören und Margarets Geist auch.
Doch Flame war keine Person, die vor dem zurückschreckte, was getan werden musste. Trotz ihrer unguten Vorahnung wollte sie handeln und das Haus von dem bösen Geist befreien.
Nur Mut, dachte sie. Mut und Entschlossenheit werden uns ans Ziel bringen.
Als sie so in der Dunkelheit stand, kam ihr ein Gesicht in den Sinn: Mrs Duggery mit ihrem lila Strickhut. Mrs Duggery! Natürlich, dachte Flame. Warum habe ich daran nicht gleich gedacht? Sie schloss die Augen und erzählte der alten Dame, was auf Cantrip Towers vor sich ging. Wo immer Sie sind, Mrs Duggery, wir brauchen heute Nacht Ihre Hilfe.
Das Bild von Mrs Duggery in ihrem Geiste festhaltend, schlich sie sich über den Flur zu ihren Schwestern und weckte sie. Marina, Flora und Sky zogen sich rasch Jeans und Pullover an. Dann waren sie so weit.
»Seid ihr auch alle warm genug angezogen?«, flüsterte Flame. »Im Turmzimmer ist es bestimmt kalt.«
»Ja, hör auf uns zu bemuttern«, zischte Marina.
»Gut, los geht’s.«
Sky schluckte. »Ich habe Angst«, sagte sie, die grauen Augen weit aufgerissen. Flame legte ihrer kleinen Schwester den Arm um die Schulter.
»Wir halten fest zusammen«, sagte Flame. »Denk daran, wir müssen einfach fest zusammenhalten.«
Sky nickte.
Dann schlichen sich die Schwestern in den Westturm.
Fast geschafft, dachte Charles Smythson, während er die Landstraße nach Cantrip Towers entlangraste. Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Gegen
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