und ein Kater mit Koepfchen
ich unsere Note verbessern können. Wir müssen uns eine Weile Briefe schreiben. Einen habe ich schon fertig.“
„Ach“, sagt meine Mutter. Sonst nichts. Keine Ahnung, ob sie damit die Hühnersuppe oder die Briefe meint. Oder vielleicht beides.
Jetzt ist sie mit ihren Gedanken auch ganz weit weg. Das kann ich ihr nämlich genauso ansehen wie sie mir.
„Papa und ich haben uns früher viele Briefe geschrieben“, sagt sie plötzlich. Sie steht auf, öffnet den Kühlschrank und guckt ewig lange hinein. „Manchmal bin ich morgens in die Küche gekommen und da lag schon einer und er war unterwegs, Leute retten. Ich habe sie alle aufgehoben.“
Sie dreht sich zu mir um und eine Sekunde lang sehe ich, dass Tränen in ihren Augen schwimmen. Aber gleich darauf wühlt sie total geschäftig im Kühlschrank herum und zeigt mir nur noch ihren Rücken.
„Der Obstquark ist ja alle“, sagt sie. „Möchtest du Schokoladenpudding?“
Mein Hals ist aus heiterem Himmel wie zugeschnürt. Ich kann jetzt auf gar keinen Fall mehr etwas essen. Nicht mal so einen glitschigen Pudding.
„Ich bin pappsatt“, sage ich heiser. „War riesig lecker.“ Ich stehe auf und räume eifrig unsere Teller in die Spülmaschine.
„Wir haben zwei Neue in der Klasse, Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen“, sage ich, um das Thema zu wechseln. „Herr Pfeffer kennt sie aus Berlin, sie waren da in Jonas’ Klasse. Der Junge heißt Linus und hat einen Kater mit in den Unterricht gebracht. Er kann nicht schnurren und Linus sagt, er ist stumm.“
Mit Tiergeschichten kann ich meine Mutter immer ablenken. Ich halte es echt nicht aus, wenn sie so traurig guckt. Dann fühlt sich mein Herz so an, als ob es gleich zerspringen würde.
„Wie spannend!“, ruft meine Mutter aufgeregt. Ihre Augen funkeln plötzlich ganz unternehmungslustig. „Über so einen Fall habe ich erst kürzlich einen Artikel gelesen. Dieser Linus soll einfach mal vorbeischauen. Vielleicht kann ich seinem Stubentiger helfen.“
Oje! Das hatte ich allerdings nicht beabsichtigt.
Etwas Ähnliches hat Linus in der Schule nämlich auch zu mir gesagt. So ungefähr: „Vielleicht können sich der Kater von deiner Schwester und Tatze ja mal kennenlernen und euer Chili bringt Tatze wieder Sprechen bei.“
Na, das wäre der Hit. Aber dazu wird es nie kommen. Denn bereits nach dem ersten gemeinsamen Schultag geht mir dieser Linus total auf den Geist.
„Ja, mal sehen“, antworte ich lahm. Wer weiß, ob sich dieser nervöse Stubentiger überhaupt mit Herrn Schiller vertragen würde. Nicht alle Katzen kommen gut mit Krähen klar. Und nur, weil er nicht sprechen kann, heißt das noch lange nicht, dass er einem Leckerbissen abgeneigt ist. Mich schüttelt es alleine bei dem Gedanken, Herrn Schiller in Gefahr zu bringen.
Mama scheint dasselbe durch den Kopf zu gehen, denn sie sagt: „Natürlich dürfte der Kater nicht frei herumlaufen, wegen der Springmäuse.“
Klar. Die gehen ja schon mal gerne so durch das Haus spazieren. Und da sie sich noch nicht hundertprozentig an unser neues Heim gewöhnt haben, bleibt Linus mit Tatze wohl besser in seiner eigenen Wohnung.
„Und das Mädchen?“
Das ist genau das, was ich meine. Wenn Mama und ich alleine sind, fängt sie irgendwann an, unangenehm nachzubohren. Dann hilft eigentlich nur, sich möglichst eilig zu verdrücken. Leider ist es dafür nun schon zu spät.
„Wie heißt der andere Zwilling? Vielleicht kannst du dich mit dem Mädchen anfreunden.“
Oh nein. Auf gar keinen Fall. Außerdem ist ja schon Jonas total dicke mit ihr. Freundschaften zu dritt gehen nie gut.
„Sie heißt Lotta“, antworte ich. Denn bevor Mama nicht alles weiß, lässt sie ohnehin nicht locker.
„Lotta, ach, wie hübsch! Eigentlich solltest du auch eine Lotta werden, aber dann haben wir uns doch für Maxie entschieden. Lotta würde auch gar nicht zu dir passen.“
Na, da habe ich ja noch mal Glück gehabt. Aber wieso kann Mama sich nicht mehr vorstellen, dass ich Lotta hieße?
„Und warum nicht? Wenn du Lotta so hübsch findest?“
Mama schüttelt lachend den Kopf. „Na, weil du einfach Maxie bist. Oft ein bisschen durcheinander, manchmal ein kleiner Tollpatsch, aber hilfsbereit und richtig lustig, zwischendurch echt zickig und gerade wieder ganz schön maulig. Meine süße Maxie eben.“
Bevor ich eingeschnappt sein kann, nimmt sie mich in den Arm und gibt mir einen richtig lieben Kuss.
„Okay, Mami, ich geh dann mal rauf in mein Zimmer“, sage
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