und ein Kater mit Koepfchen
Brief auch wieder nicht. Ist ja nur Schulkram.
Als ich als Allerletzte ins Musikzimmer hetze, direkt hinter Herrn Pfeffer, versuche ich, so zu tun, als ob ich das neugierige Getuschel nicht bemerken würde. Wie kindisch sind meine Mitschüler eigentlich? Muss man wegen einer dicken Nase so einen Alarm machen?
Ich setze mich möglichst würdevoll auf meinen Platz und stelle fest, dass Jonas noch nicht da ist. Na so was! Vielleicht packt er schon für Amerika. Bei diesem Gedanken sticht irgendetwas in meiner Brust. Keine Ahnung, was mit mir los ist. Ich würde am liebsten auf der Stelle wieder nach Hause gehen. Vielleicht werde ich ja krank und fühle mich deshalb so blöd. Ich taste möglichst unauffällig meine Stirn ab. Also, erhöhte Temperatur habe ich bestimmt.
„Guten Morgen, ihr Lieben!“, ruft Sebastian Pfeffer in diesem Augenblick so unverschämt fröhlich ins Klassenzimmer, dass ich für eine Sekunde befürchte, dass er es auch toll findet, dass Jonas nach Amerika zu seiner Mutter zieht.
Seltsamerweise hört das Getuschel auch nicht auf, nachdem Herr Pfeffer sich zu Wort gemeldet hat.
Leute, geht’s noch? Ist eine geschwollene Nase wirklich so eine Sensation?
„Ich kann mir schon denken, warum ihr so aufgeregt durcheinanderquatscht. Aber jetzt muss ich um etwas Ruhe bitten.“
Dieser Morgen ist wirklich ein wahr gewordener Albtraum. Hat meine liebe Mutter ihm etwa von meinem Nasencrash erzählt und will er jetzt vielleicht darauf eingehen? Zutrauen würde ich es ihm glatt!
„Bevor Jonas mit Lotta und Linus bei uns auftaucht, möchte ich noch schnell ein paar Worte sagen. Die meisten von euch haben die Zwillinge ja bereits heute Morgen auf dem Schulhof kennengelernt.“
Hä? Ich verstehe nur noch Bahnhof. Zwillinge? Lotta und Linus? Bin ich von Kassias Außerirdischen entführt worden und befinde mich plötzlich in einer anderen Zeitdimension oder was genau ist hier eigentlich los?
„Lotta und Linus sind zusammen mit Jonas in eine Klasse gegangen, bevor wir aus Berlin hierhergezogen sind. Sie fühlen sich noch ganz fremd hier. Also, nehmt Rücksicht auf die beiden und seid nicht gleich sauer, wenn sie mal ein wenig zickig sind. Aber das kriegt ihr bestimmt gut hin, da bin ich mir sicher. Frau Glöckner hat vorgeschlagen, dass wir Jonas mit Lotta zusammensetzen und Linus mit Maxie. Ich halte das für eine gute Idee.“
Sebastian Pfeffer schaut mich an und grinst. „Hallo, Maxie. Du siehst ja heute zum Fürchten aus. Ich hoffe, Linus denkt nicht, ich würde ihn neben ein total rabiates Mädchen setzen. Er ist ein wenig schüchtern. Also sei gnädig.“ Einige meiner Mitschüler fangen wie irre an zu lachen.
Ich könnte vor Scham im Boden versinken. Herzlichen Glückwunsch, Maxie Buntschuh, deine Klasse ist eigentlich ein Affenstall.
In diesem Moment geht die Tür auf und Jonas kommt herein – mit Lotta und Linus im Schlepptau und einem pechschwarzen Kater, den dieser Linus an der Leine führt. Ich kann nicht glauben, was ich da sehe. Sind wir hier tatsächlich im Zoo oder was? Wenn das so ist, kann ich demnächst ja auch auf Eddy in die Schule reiten oder Mamas Springmäuse am Bindfaden mitbringen. Die nagen besonders gerne an frischen Schulbüchern.
Diese Lotta sieht aus wie ein richtiges Stadtgirl aus Berlin. Jedenfalls guckt sie so selbstgefällig aus der Wäsche, als würde sie erwarten, dass alle aufspringen und ihr Beifall klatschen. Dabei hat sie einfach nur den ganzen Kopf voller blonder Rastafari-Haare. Besonders schön finde ich das nicht. Aber auffällig ist es auf jeden Fall. Und natürlich harmoniert ihre Haarpracht perfekt mit ihren veilchenblauen Augen. Aber dafür kann diese Miss Supertussi ja nichts.
Linus, ihr Bruder, hat so eine bleiche Hautfarbe wie ein Vampir und auch sonst sieht er irgendwie krank aus. Der schwarze Kater scheint mir das absolut passende Haustier für ihn zu sein. Das Einzige, was er mit seiner Schwester gemeinsam hat, ist die Veilchenfarbe seiner Augen.
„Seid herzlich willkommen, Lotta und Linus!“, ruft Sebastian Pfeffer überschwänglich und schüttelt beiden so begeistert die Hände, als wären sie die Kinder des Bundespräsidenten.
Ohne mich zu beachten, setzt sich Jonas an einen freien Tisch ganz vorne.
„Und das ist Maxie. Sie wohnt direkt neben Jonas, Lukas und mir, mit ganz vielen Tieren, die du sicher gerne kennenlernen möchtest, Linus.“ Sebastian Pfeffer führt Linus wie einen Erstklässler zu dem freien Platz neben mir und
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