und ein Kater mit Koepfchen
ich begreife zum Glück ziemlich fix, dass es gar nicht um ihr Fernglas geht.
Erleichtert schiebe ich das Ding in einem unbeobachteten Moment unter mein Kopfkissen. Mit einer wütenden Kassia ist nämlich echt nicht gut Kirschen essen.
„Was ist denn los, Süße?“, frage ich mitfühlend.
„Was los ist?“, brüllt Kassia. „Diese blöde Pfefferbacke hat mir hoch und heilig versprochen, dass sie meine alte Dachkammer drüben im Hexenhaus erst betritt, wenn Mama zusammen mit Herrn Pfeffer hier in der Villa die Rumpelkammer leer geräumt hat und ich mir darin ein neues Sterngucker-Zimmer einrichten kann. Und jetzt kriege ich gerade mit, wie Herr Pfeffer Mama erzählt, dass Jonas ab heute in meiner Dachkammer Schlagzeug üben darf und vermutlich munter durch mein Teleskop ins Weltall glotzt. Ich ticke aus.“
Sie bekommt vor Zorn kaum noch Luft und keucht wie eine uralte Dampflok, als sie weiterschimpft: „Aber Mama findet das alles komplett in Ordnung, weil sie gerade auf der Superpfefferwelle schwimmt, und gibt der Pfefferpfeife auch noch die Hälfte von ihrem frisch gebackenen Apfelkuchen für fremde Zwillinge mit, die zu Besuch kommen. Wenn das wenigstens Aliens wären!“
In meinem Kopf gehen augenblicklich gleich drei Alarmlampen gleichzeitig an. „Lotta und Linus?“, frage ich mit leicht hysterischem Unterton nach. „Die gehen seit heute in meine Klasse. Der Junge hat einen Kater, der ’ne Meise hat.“
Kassia guckt einen Augenblick verwirrt. „Wie jetzt? Hat der Junge einen Vogel oder eine Katze?“
Obwohl die Lage tierisch ernst ist, muss ich grinsen. „Linus besitzt einen Kater und der Kater wiederum hat eine Meise. Nicht als Haustier, sondern im Hirn. Außerdem kann der Kater nicht sprechen.“
Kassia schüttelt ungeduldig den Kopf. „Verstehe ich immer noch nicht, das machen Tiere doch ohnehin nie. Aber viel wichtiger ist jetzt auch, dass wir mein Teleskop retten. Hilfst du mit?“ Sie schaut mich mit ihrem Auf-Leben-und-Tod-Blick an, der mir gar keine andere Wahl lässt.
„Na klar. Wofür sind Schwestern denn sonst da?“, antworte ich.
Ich bin total stinkig, dass die Zwillinge bereits nach einem halben Schultag bei den Pfeffers ein- und ausgehen. Schließlich war das da drüben einmal unser Haus. Wieso nisten die sich dort einfach ein?
Zu zweit poltern wir die Treppen hinunter und am Wohnzimmer vorbei Richtung Haustür. Aus dem Augenwinkel entdecke ich Sebastian Pfeffer, Mama und Jule vor dem weißen Flügel. Ach ja, Jule hat heute Klavierunterricht. Wieso Mama auch dabei ist, weiß ich nicht. Es passt mir aber gut in den Kram, denn so kann sie uns wenigstens nicht nebenan in die Quere kommen.
In Großmutters Hexenhaus war es zwar immer sehr gemütlich, aber für uns Buntschuhs und unsere vielen munteren Vierbeiner leider viel zu eng.
Am größten war Kassias Sternengucker-Zimmer auf dem Dachboden. Kassia konnte da oben nicht nur die Sterne beobachten, bis sie müde wurde, sondern durfte sogar auf einer Matratze dort übernachten, wenn sie am nächsten Tag keine Schule hatte. Wie gesagt: In der Villa hat Kassia bislang noch kein Sterngucker-Zimmer. Deshalb stehen ihr kostbares Teleskop und die vielen Bücher über fremde Planeten immer noch im Hexenhaus.
Ich kann Kassias Wut gut verstehen.
Es ist nicht okay, dass Jonas sich nicht an die Abmachung hält.
Trotzdem: Auf so einem Schlagzeug würde ich gerne auch mal richtig Krach machen. Selbst wenn es gleich Zoff geben wird: Ich bin ausnahmsweise wirklich froh, dass Kassia dabei ist. Denn ich habe eine unerklärliche Scheu, diese Lotta wiederzusehen. Keine Ahnung, warum.
Zu meiner Verblüffung ist Lotta überhaupt nicht da, sondern nur ihr Bruder Linus. Er sitzt am Schlagzeug und hantiert ziemlich geschickt mit den Sticks. Das hätte ich ihm ja nun überhaupt nicht zugetraut. Der Stubentiger liegt schlafend auf seinem Schoß, der Lärm scheint ihn nicht zu stören. Anscheinend ist das Vieh ziemlich abgehärtet. Die andere Möglichkeit ist, dass der Kater taub ist. Vielleicht kann er deshalb nicht miauen.
„Hallo zusammen!“, sage ich und quäle mir ein Lächeln auf die Lippen. „Was geht denn hier ab?“
Linus schaut mich überrascht an, und auch Jonas guckt nicht so erfreut, wie ich mir das heimlich gewünscht habe. Meine ohnehin nicht so gute Laune sackt augenblicklich in den Keller. Ich habe keine Lust, um den heißen Brei herumzureden, und sage gleich, was los ist: „Meine Schwester macht sich große Sorgen um ihr
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