und ein Kater mit Koepfchen
Jonas und Lotta sitzen eng nebeneinander an seinem Schreibtisch und gucken gemeinsam in ein Buch. Ich fresse einen Besen, wenn es sich dabei tatsächlich um unser Mathebuch handelt. Nur ein Wahnsinniger oder ein totaler Streber kann so lange in ein Schulbuch starren. Ich wüsste für mein Leben gerne, was die beiden sich in Wirklichkeit anschauen.
„Maxie! Wo bleibst du denn? Kakao ist fertig!“
Zum Glück hat Kassia nicht den leisesten Schritt. Im Gegenteil, sie trampelt in der Regel wie eine Horde Nilpferde die Holztreppe rauf und runter. So habe ich Zeit genug, ihr Fernglas schnell unter meine Bettdecke zu schieben, bevor sie hereingekeucht kommt.
„Boah, wie oft soll ich dich heute eigentlich noch holen?“, beschwert sie sich.
„Vielen Dank für alles“, sage ich und lächle mein nettestes Schwesternlächeln. „Du hast echt was bei mir gut.“
Kassia trampelt nicht nur so, sie schnaubt auch genau wie ein Nilpferd. „Humpf“, sagte sie gespielt gelangweilt. „Wer’s glaubt … Jetzt komm endlich. Das Bleichgesicht ist megaanstrengend.“ Sie düst wieder ab.
Na, ich weiß trotzdem, dass sie sich über mein Lob freut. Schließlich sind wir nicht immer ein Herz und eine Seele. Manchmal fetzen wir uns auch so, dass die Planeten durch den Orbit kugeln.
Ich schaue noch ein allerletztes Mal aus dem Fenster hinüber zu Jonas, bevor ich meinen Kakao trinken gehe.
Unfassbar. Die beiden sitzen immer noch so eng nebeneinander wie eben. Jetzt schreibt Jonas allerdings etwas, und Lotta scheint ihm zu diktieren.
Würde ich an Zauberei glauben oder an Magie, ich wäre glatt davon überzeugt, dass die beiden von irgendeiner fremden Macht verhext worden sind.
„Also, das grenzt ja beinahe an Zauberei!“, höre ich meine Mutter in diesem Augenblick ausrufen.
Was ist denn jetzt schon wieder los? Mein Bedarf an Überraschungen ist zurzeit wirklich gedeckt.
Ich poltere lautstark in die Küche.
„… und deine Mutter hat wirklich nicht gewusst, dass Sebastian hier bei uns als Musiklehrer arbeitet, als ihr das Haus gemietet habt? Na, das nenne ich Glück. Dann sind euch wenigstens ein paar Menschen vertraut. Es ist nicht einfach, in eine fremde Stadt zu ziehen. Aber es wird euch sicher hier gefallen.“
Mama versorgt Linus mit dampfendem Kakao und ihren selbst gebackenen Haferflockenkeksen und hat dabei diesen Blick, mit dem sie normalerweise kranke Kaninchen oder Meerschweinchen anguckt. Denn auch wenn Mama schon ewige Zeiten Tierärztin ist – vor allem ist sie eine echte Tierfreundin. Nur in diesem Falle gilt der Blick nicht dem verstörten Stubentiger, sondern Linus!
„Na ja“, druckst Linus herum. „Sie hat es nicht mehr ganz genau gewusst, nur ein bisschen. Sie hatte Sebastians Adresse verloren, hat sie zu Papa gesagt.“
Genialer Scherz. Glaubt das irgendjemand außer Linus? Ich versuche an Mamas Gesicht abzulesen, was sie davon hält, aber sie ist so damit beschäftigt, Linus aufzupäppeln, als hätte er ein halbes Jahrzehnt nichts zu essen gekriegt.
Höchste Zeit, mich auch mal wieder ins Spiel zu bringen. Ich schnappe mir einen leeren Becher und sage fordernd: „Mir auch bitte, Mami“, obwohl ich mir den Kakao sonst lieber selbst eingieße, damit auch ja keine Haut hineinschwappt. Aber wenn sie Linus schon so bedient wie ein Kleinkind, kann ich mir das ja auch mal gefallen lassen.
„Aber klar, mein Schatz“, sagt sie und kippt den Kakao mit Schwung in meine Tasse. Schwups, prompt landet die ganze Haut ausgerechnet bei mir.
„Pass doch auf, Mama!“, rufe ich vorwurfsvoll. „Jetzt hab ich die ganze Haut.“ Ich schiebe den vollen Becher angeekelt von mir. Leider kippt er dabei um und der Kakao ergießt sich über den gesamten Tisch. In einem dünnen Rinnsal fließt er geradewegs auf Linus zu.
„Maxie!“, ruft meine Mutter empört. „Pass du lieber ein kleines bisschen auf. So eine Ferkelei!“ Sie nimmt den Spüllappen und beginnt hektisch zu wischen, bevor der Kakaobach Linus erreicht.
Kassia kichert und ihre Augen funkeln amüsiert. „Echt auf Krawall gebürstet heute, oder?“, stellt sie fest.
Mama runzelt die Stirn. „Ist das wahr?“, fragt sie mit einem drohenden Unterton.
„’tschuldigung, Mama“, sage ich schuldbewusst. „Ich fühle mich einfach nicht so gut. Und das weiß Kassi auch.“ Wenn Kassia so weiterfrotzelt, ist es mit dem Gute-Schwester-Bonus gleich wieder vorbei. Ich werfe ihr einen warnenden Blick zu.
„Also stimmt es doch, was Frau Glöckner
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