und ein Kater mit Koepfchen
Stange!“, ruft Lotta in diesem Augenblick von der Tür aus.
„Au ja, toll!“ Linus spurtet eilig davon.
Ich renne zum Fenster und schaue hinunter in den Hof. Tatsache! Lotta klettert auf die Stange von Jonas’ Mountainbike, als hätte sie in ihrer ganzen bisherigen Schulzeit nie etwas anderes gemacht. Linus radelt stolz wie Oskar auf dem zweiten Fahrrad davon, während Lotta kichernd die Fahrradklingel krähen lässt.
Was ist hier eigentlich los? Irgendwie verstehe ich nur noch Bahnhof und habe extrem schlechte Laune. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass Lotta und Jonas daran schuld sind, aber warum eigentlich? Das muss ich dringend herausfinden, denn so kann das echt nicht mehr lange weitergehen.
Ich bin froh, dass außer Kassia niemand zu Hause ist. Jule ist wieder bei ihrer Freundin und Mama musste zu einer kranken Kuh fahren. Am besten frage ich Kassia, was mit mir los ist. In solchen Dingen hat meine Schwester einfach den Durchblick, das muss man ihr neidlos lassen.
Ich gebe mir also einen Ruck und versuche, Kassia eine Zusammenfassung der letzten anderthalb Tage zu geben. „Diese Tussi hat nicht alle Tassen im Schrank, oder?“, schließe ich meinen Bericht. „Du hast ja gestern selbst mitgekriegt, wie affektiert sie redet.“
Kassia steht am Küchenherd, brutzelt aus dem Teig, den Mama für uns gemixt hat, knusprige Pfannkuchen und wirbelt diese geschickt durch die Luft, um sie zu wenden. „Hört sich an, als wärst du eifersüchtig!“, sagt sie schließlich und stellt den Berg dampfender Pfannkuchen zusammen mit einer Schüssel mit frischem Apfelmus auf den Tisch.
„Hä?“ Mir fällt die Gabel aus der Hand. „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Machst du mich jetzt auch noch fertig oder was?“ Ich würde am liebsten gleich wieder in mein Zimmer flüchten, aber ehrlich gesagt habe ich einen Bärenhunger.
„Quatsch! Führ dich nicht auf wie ein Baby“, antwortet Kassia, kippt sich das halbe Apfelmus über ihren ersten Pfannkuchen und beginnt, in aller Seelenruhe zu essen.
Ich koche innerlich. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass essen Kassia beim Nachdenken hilft. Also übe ich mich in Geduld.
„Lotta ist doof“, fängt Kassia endlich an zu sprechen. „Das ist eine Sache.“ Sie stopft sich ein Riesenstück Pfannkuchen in den Mund und kaut lautlos. Das dauert eine halbe Ewigkeit.
„Das weiß ich selbst“, werfe ich ungeduldig ein.
Kassia nickt zufrieden. „Also, erstens: Lotta ist doof.
Zweitens: Jonas ist nicht doof.
Drittens: Jonas ist dein bester Freund.“
Ich hebe die Hand, um zu protestieren. Seit spätestens heute ist Jonas nicht mehr mein bester Freund. Seit Lotta auf seiner Fahrradstange mitfährt.
Aber Kassia redet ungerührt weiter: „… jedenfalls war er das bis jetzt. Aber dann ist Lotta aufgetaucht und das führt zu meinem Punkt vier: Vermutlich ist Jonas auch Lottas bester Freund gewesen. Bevor er aus Berlin hierhergezogen ist.
Fünftens: Jonas weiß gerade gar nicht, wessen bester Freund er sein soll. Der von Lotta oder der von dir. Deshalb benimmt er sich komisch.
Sechstens: Lotta will, dass Jonas ihr bester Freund bleibt und nicht der beste Freund von dir.
Siebtens: Du willst, dass Jonas dein bester Freund bleibt und nicht der beste Freund von Lotta.
Weil du Punkt eins bis sieben auch kennst, komme ich nun zu Punkt acht: Du bist eifersüchtig. Kapiert?“
Ich bin so platt, dass ich erst einmal gar nichts mehr sagen kann. Tief in meinem Inneren weiß ich aber, dass Kassia mal wieder Recht hat. Leider macht mich diese Einsicht nicht besonders glücklich. Im Gegenteil: Sie macht mich erstens total unglücklich und zweitens ist die Sache doch wirklich superpeinlich. Ob das außer Kassia auch schon jemand anders bemerkt hat? Jonas zum Beispiel? Dann müsste ich jetzt auf der Stelle sterben.
Ich lege meine Gabel auf den Tisch und schiebe den Teller weg. Mir ist schlagartig der Appetit vergangen.
Kassias Augen leuchten. Sie liebt Katastrophen fast so sehr wie Außerirdische. „Kein Grund zu sterben, Maxie“, sagt sie kichernd und guckt mich dabei so durchdringend an, dass ich das Gefühl bekomme, dass sie in meinen heimlichsten Gedanken lesen kann wie in einem offenen Buch. „Keinen Hunger mehr?“ Sie schnappt sich gierig meine Reste.
„Und was soll ich dagegen tun?“, frage ich kläglich.
Kassia überlegt nicht lange. „Also, ich an deiner Stelle würde ihn küssen. Dann ist die Sache klar, und er muss nicht mehr darüber nachgrübeln, wer
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