und ein Kater mit Koepfchen
dass er mich als Startrampe benutzen will, um sich in der allernächsten Sekunde auf Herrn Schiller zu stürzen.
Um genau das zu verhindern, mache ich einen Riesensatz nach hinten, direkt auf Linus’ Fuß. Linus schreit gequält auf.
Tatze rutscht mit gesträubtem Haar an mir hinunter und flüchtet sich panisch in Linus’ Arme, während Herr Schiller mit einem zornigen Schrei in die Luft steigt und ins Wohnzimmer verschwindet. Dort landet er auf den Klaviertasten und beginnt, die Tonleiter bis zum hohen C hinaufzuhacken.
„Was ist das denn für ein Theater hier?“, ruft die Supertussi-Mutter entsetzt und schaut Herrn Pfeffer Hilfe suchend an.
„Das ist Herr Schiller!“, antwortet mein Musiklehrer strahlend. „Er kann großartig rappen und ist auch sonst sehr musikalisch. Er hilft mir gerade dabei, eine Kinderoper zu komponieren. Du ahnst nicht, wie mich das inspiriert!“
Katrin Berlin schaut Sebastian Pfeffer an, als hätte er den Verstand verloren.
„Aha“, krächzt sie schließlich fast so heiser wie Herr Schiller. „Ich staune. Wirklich. Ich wundere mich ganz außerordentlich. Du konntest Tiere doch noch nie leiden …“
Herr Pfeffer zuckt grinsend mit den Achseln. „Warte es ab, Katrin. Ein paar Wochen, und ihr werdet diesen begabten Vogel lieben und er euch. Hör dir mal an, wie wunderbar Herr Schiller und ich zusammen spielen …“
Er rennt hinüber ins Wohnzimmer und gleich darauf erklingt eine romantische Melodie. Tatsächlich beruhigt sich Herr Schiller und pendelt sich auf einen Dreiklang ein.
Trotzdem. Alles Quark. Die Supertussi-Mutter ist allergisch gegen musikalisches Federvieh, das sieht mein geübtes Auge sofort. Lotta tut nur so, als ob sie sich für Herrn Schiller interessiert, um Jonas zu schmeicheln. Und Linus hat genug mit Tatze um die Ohren. Dass Herr Schiller sich nicht für diese doofe Berlin-Family erwärmt – na, darum werde ich mich schnellstens kümmern. Keine Sorge.
„Mama ist eifersüchtig auf diese Katrin Berlin, keine Frage“, stellt Kassia fest, als die Berliner mit Herrn Pfeffer zum Schokoladetrinken verschwunden sind. „Sonst wäre sie gerade nicht so zickig geworden. Schlau war das nicht. Jetzt macht es sich Herr Pfeffer bei dieser Tussi gemütlich.“
Sie wirft sich auf das Sofa im Wohnzimmer und starrt gedankenvoll an die Decke. „Du hast Jonas noch keinen Kuss verpasst, oder? Dann würde er nicht die ganze Zeit mit dieser stressigen Lotta abhängen. Rate ich dir aber dringend. Voll chaotisch alles.“ Sie seufzt.
„Na toll, aber du hast den kompletten Durchblick.“ Gerade könnte ich Kassia für ihr albernes Gequatsche echt in der Luft zerreißen. Tut mir leid. Küssen kommt nicht infrage. „Warum soll Herr Pfeffer nicht heiße Schokolade bei dieser Katrin trinken, und was Lotta und Jonas so treiben, das ist mir ja so was von egal!“, widerspreche ich lahm.
Kassia richtet sich empört auf. „Ach, und warum spielen Mama und du dann verrückt? Ich habe schon richtig Kopfweh davon.“
Grrr. Gleich platze ich. Ich setze mich ans Klavier und fange an, wahllos auf den Tasten herumzuhauen. Das hört sich an wie ein Erdbeben und ein Gewitter gleichzeitig. Herr Schiller, der nach seinem Konzert mit Sebastian Pfeffer erschöpft auf dem Notenständer vor sich hingedöst hatte, stößt einen gequälten Schrei aus und pickt nach mir. Das hat er noch nie gemacht.
„Aua! Spinnst du?“ Ich schubse ihn genervt weg.
Herr Schiller pickt mich ein zweites Mal und bringt sich sogleich im Treppenhaus in Sicherheit. Die Stelle an meinem Arm tut echt weh. Bestimmt kriege ich einen blauen Fleck.
„Mama und ich spielen nicht verrückt“, sage ich trotzig. „Das bildest du dir nur ein. Kümmere dich um deine Aliens. Da weißt du besser Bescheid.“
Kassia guckt mich überlegen an. „Ach, und warum seid ihr dann so grantig?“
Ich schüttle so heftig den Kopf, als ob ich damit meine wirren Gedanken ordnen könnte. „Und warum weißt du immer alles besser?“
Ich würde eher auf ein halbes Jahr Nachtisch verzichten, als zuzugeben, dass ich für einen kurzen Moment selbst vermutet habe, dass unsere Mutter eifersüchtig sein könnte. Aber aus welchem Grund?
Kassia sieht mich ewig lange an und schweigt.
Sie hat wirklich haargenau die gleichen braunen Augen wie unser Papa, mit einem winzigen blauen Punkt in der linken Iris. Nur Kassia hat diesen Papa-Punkt, Jules und meine Augen sind heller.
Ähnlich wissend wie meine Schwester jetzt gerade hat Papa mich
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