und ein Kater mit Koepfchen
Stimme klingt ein ganz klein wenig genervt. Oder bilde ich mir das nur ein?
„Das ist Teil unserer Therapie!“, sage ich mit fester Stimme.
„Welche Therapie?“, fragt Sebastian Pfeffer verwirrt.
„Angsttherapie“, ergänze ich auf gut Glück. Das Wort habe ich von Mama aufgeschnappt. „Tatze soll sich nach und nach an den Regen draußen gewöhnen. Zum Schluss findet er ihn dann ganz wunderschön und alles ist gut.“
Lottas Mutter schüttelt energisch den Kopf. „Blödsinn. Das arme Tier hat doch Todesangst vor dir. Ich habe es genau gesehen. Und wo ist jetzt bitte Linus?“
Noch nie fand ich eine fremde Frau vom ersten Moment an so dermaßen doof. Sie erinnert mich an eine Hexe im Märchenfilm oder Schneewittchens böse Stiefmutter. Als ich sechs Jahre war, habe ich mit Mama und Papa Das doppelte Lottchen im Kino geguckt. Und diese doll geschminkte Frau, in die sich der Vater der Zwillinge verliebt, sah haargenau so aufgedonnert und unsympathisch aus wie die Mutter von Lotta und Linus.
„Linus ist mit meiner Schwester Jule bei unseren Tieren und Tatze fürchtet sich gar nicht vor mir. Im Gegenteil“, widerspreche ich empört und versuche, ihr ohne nervöses Zwinkern in die Augen zu gucken. Das ist allerdings gar nicht so leicht, denn sie hat einen schwarzen Strich um ihre Augen gemalt und knallrote Lippen. Das jagt mir echt ein wenig Angst ein.
Ich beschließe, lieber Sebastian Pfeffer anzusehen. Er scheint nicht ganz sicher zu sein, ob er mir glauben kann. Ich denke, er würde es gerne, und das finde ich irgendwie nett, auch wenn ich es gleichzeitig doof finde, dass er mit so einer Zicke essen geht.
„Lieber Tatze“, murmle ich lautlos und so beschwörend wie möglich. „Wenn ich dir nur ein ganz kleines bisschen wichtig bin, dann mach jetzt irgendetwas und zwar schnell. Sonst kriege ich Megaärger. Die Supertussi-Mutter schnappt sich meine Mama und schlägt Alarm. Und Sebastian ist dann bestimmt auch sauer.“ Ich schiebe meine Hand unauffällig unter den Rücksitz. „Komm, Tatze“, flüstere ich zärtlich. „Sei ein liebes Katerchen.“
Ich spüre Tatzes Schnurrbarthaare an meinen Fingerspitzen. Das kitzelt total angenehm und ich muss mich zusammenreißen, damit ich nicht loskichere.
„Alles Quatsch“, sagt Lottas Mutter zu Herrn Pfeffer. „Das hat sich das Kind doch ausgedacht. Komm, wir sehen selbst nach dem Rechten. Ich mache mir Sorgen um Linus. Und außerdem kannst du mich dann gleich deiner Klementine vorstellen.“ Sie kichert. „Echt ulkiger Name.“
Sebastian Pfeffer wird ein wenig rot. „Sie ist einfach eine liebe Freundin. Und der Name ist doch originell. Vor allem mit dem Nachnamen …“
Die fremde Hexe kichert erneut. „Ja genau, Buntschau. Das ist doch wirklich zu komisch. Klementine Buntschau.“
„Bunt schuh !“, rufen Sebastian Pfeffer und ich wie aus einem Munde.
Wenn das so weitergeht, glaube ich doch an die Existenz von Hexen. Kein normaler Mensch kann so boshaft kichern. Ein Besen würde ihr echt gut stehen. Vielleicht fliegt sie ja zusammen mit Lotta jede Nacht zum Hexentanz.
„Buntschuh oder Buntschau – mir doch egal“, ruft die Hexe und öffnet die Wagentür. „Klementine reicht mir auch ohne Nachname. Ich denke, wir sollten sie über dieses Früchtchen Tochter mal genauer aufklären.“
In diesem Augenblick passiert es.
Und irgendwie ist es die reinste Magie.
Tatze kommt unter der Rückbank hervor und springt ohne Federlesen auf meinen Schoß. Aber diesmal rollt er sich nicht ein und schläft. Stattdessen legt er seine Vorderpfoten auf meine Schultern und reibt sein Köpfchen vertrauensvoll an meinem Kinn.
Ich bin total geplättet. Vorsichtshalber halte ich, solange es geht, die Luft an, damit er nicht gleich wieder verschwindet.
„Maxie!“, ruft Herr Pfeffer. Seine Stimme hört sich plötzlich ungeheuer gelöst an. „Du hast ja echte Chancen bei dem Kater. Pass bloß auf, dass Herr Schiller nicht eifersüchtig wird.“
Er springt beschwingt aus dem Auto und hält der Hexe die Wagentür auf. „Na, habe ich dir zu viel versprochen, Katrin? Die Buntschuhs sind wirklich eine ganz außergewöhnliche Familie. Da werden selbst kratzbürstige Kater weich.“ Und dann lacht er sich über seinen eigenen Scherz total schlapp.
Wie durch ein Wunder hat es aufgehört zu regnen.
Tatze klebt an meinem Hals wie eine Boa constrictor. Das macht mir ein wenig Angst, aber natürlich kann ich das auf gar keinen Fall zugeben. Stattdessen versuche ich,
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