und ein Kater mit Koepfchen
sogar, wenn ich in die Gesichter meiner Schwestern gucke. Dann bin ich richtig froh, dass wir zu dritt sind.
So. Jetzt brauche ich nur noch einen weißen Umschlag – ein zweites Mal bastle ich keinen mit Blümchen drauf – und dann kriegt Jonas Pfeffer den Brief noch heute zugestellt. Damit er was zum Grübeln hat.
Als ich voller Tatendrang aus meiner Dachkammer nach unten stürme, sehe ich gerade noch aus dem Augenwinkel, wie mir Herr Schiller beleidigt seinen gefiederten Rücken zukehrt und gleich wieder davondüst. Wenn das so weitergeht, muss er doch noch bei Mama auf das Tiertherapie-Sofa. Aber ehrlich.
Ich vergewissere mich, dass Mama noch nicht zurück ist, und schleiche mich schnell in ihr Büro. In ihrem Schreibtisch zu wühlen, hat sie mir und meinen Schwestern streng verboten. Aber ich weiß, wo die Briefumschläge liegen, und sie kriegt gar nichts davon mit, wenn ich ab und zu einen stibitze.
Plötzlich höre ich draußen die Autotür zuschlagen.
Bloß schnell weg hier! Ich flüchte gerade noch rechtzeitig in den Flur. Da kommt sie auch schon durch die Haustür. Sofort fällt mir auf, wie müde sie aussieht. War wohl anstrengend, das kranke Meerschweinchen zu behandeln. Oder hat sie vielleicht Kummer?
„Hallo, Mami!“, rufe ich und falle ihr um den Hals. „Ich freue mich so, dass du wieder da bist.“ Ich muss sie ganz fest drücken und küssen. Nicht wegen des Briefumschlags aus ihrem Büro, sondern weil ich sie total lieb habe und nicht möchte, dass sie so schwer arbeitet.
„Trinken wir heiße Schokolade, Mama? Ich hab total Lust darauf.“ Jule hat sich direkt hinter unserer Mutter durch die Tür gedrückt. Sie ist von oben bis unten mit Heu bedeckt.
Bestimmt hat sie Eddys Stall ausgemistet. Denn obwohl sie meine jüngste Schwester ist, versorgt sie unsere Haustiere total gewissenhaft. Ich bin dazu meistens zu faul oder habe etwas Besseres vor.
„Kakao! Lecker!“, brüllt Kassia aus dem Wohnzimmer. Sie liegt auf dem Sofa und liest wieder einmal in einem ihrer Sternenbücher. Die sind so dick, dass man sie kaum halten kann.
„Okay. Dann setzt schon mal die Milch auf und schneidet die Schokolade klein, ich ziehe mich nur schnell um“, sagt Mama lächelnd und sieht gleich viel entspannter aus. „Ich muss unbedingt den Meerschweinchen-Duft loswerden, bevor wir es uns gemütlich machen.“ Sie verschwindet im Badezimmer.
„Kassi, machst du das?“, bettle ich mit meinem wirkungsvollsten Hundeblick. „Ich will schnell meine Deutsch-Hausaufgabe einwerfen!“ Ich wedle mit dem leeren Briefumschlag.
„Zieh Leine, Schwester!“, sagt Kassia scheinbar großzügig. In Wirklichkeit will sie nur die Gelegenheit nutzen, heimlich ein paar Schokoladenstückchen zu hamstern. Sie liebt Schokolade nämlich über alles.
Ich falte meine Antwort an Jonas und stecke sie in den Briefumschlag. Dann schreibe ich seinen Namen und die Adresse auf die Vorderseite und klebe den Umschlag sorgfältig zu.
In dem Augenblick, als der Brief im Briefkasten der Pfeffers verschwindet, löst sich auch der dicke Kloß in meinem Hals in nichts auf.
„Rache ist süß, Jonas Pfeffer!“, wiederhole ich genüsslich. „Süßer ist nur die heiße Schokolade von meiner Mama!“
Und dann düse ich in höchster Eile nach Hause, damit meine Schwestern mir nicht alles wegtrinken.
Als ich am nächsten Morgen aufwache und total ausgeschlafen aus dem Bett springe, freue ich mich seit Langem wieder mal auf die Schule. Also – damit es kein Missverständnis gibt – auf den Unterricht natürlich nicht, aber auf Jonas Pfeffer. Genauer gesagt: auf sein dummes Gesicht.
Ich hasse es nun einmal, wenn man sich über mich lustig macht. Und ich freue mich, dass ich ihm auf seinen albernen Brief sofort geantwortet und mich nicht heulend in eine Ecke geworfen habe. So typisch Mädchen eben (denken die Jungs).
Ich hoffe echt, dass er sich in Grund und Boden geschämt hat, als er meinen Gegen-Rap gelesen hat. Der außerdem tausendmal besser klingt als seiner.
Seiner reimt sich ja nicht mal richtig, jedenfalls holpert er so vor sich hin. Das wäre alles gar nicht schlimm gewesen, wenn er es ehrlich gemeint hätte. Aber mir ist ja klar, dass die Supertussi hinter allem steckt.
Schade. Jonas und ich waren gerade dabei, richtig gute Freunde zu werden.
„Maxie!“, ruft unsere Mutter erstaunt, als ich in die Küche sprinte wie sonst nur, wenn ich Geburtstag habe und mich auf meinen Geschenkeberg stürzen will. „Ist irgendetwas
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