und ein Kater mit Koepfchen
Tagen davor passiert ist. Und das zu erzählen, habe ich wirklich keine Lust. Im Gegenteil. Ich möchte die letzten Stunden möglichst schnell aus meinem Kopf verbannen.
Ich beschließe, die Songs einfach schon mal alleine einzuüben. Herr Schiller wird sich sicher schnell wieder einkriegen.
Wo ist denn mein Schreibblock? Ach ja, ich habe die Schultasche daraufgelegt, weil Linus so neugierig rübergeschielt hat.
Aber als ich meinen Rucksack anhebe, traue ich meinen Augen nicht. Da liegt ja ein neuer Brief von Jonas auf meinem Block! Mein Herz klopft plötzlich wie verrückt.
Und dann sehe ich etwas, was mich fast aus den Latschen kippen lässt. Ausgerechnet mein neuer Pfefferbacken-Rap fehlt. Jemand hat ihn mir einfach geklaut.
Wer war heimlich in meinem Zimmer? Bevor ich mir diese Frage überhaupt stelle, weiß ich schon die Antwort. Und die haut mich total um.
Ich male mir aus, wie Jonas und Lotta kichernd in mein Zimmer geschlichen sind und sich alles genau angeguckt haben. Lotta hat sich sicher über meine alte Puppe Susi mit der eingedrückten Nase lustig gemacht. Sie sitzt immer noch auf meinem Kissen und begrüßt mich, wenn ich ins Bett gehe.
Auf einmal bin ich schrecklich froh, dass Mama mein Chaos aufgeräumt hat.
Und gleichzeitig stinkwütend.
Wer von den beiden hat meinen Song mitgenommen? Mir wird total heiß bei dem Gedanken, dass sich Jonas in dem Rap wiedererkennen könnte. Im gleichen Moment fällt mir ein, dass die Schrift vom Heulen ja ganz verschmiert war. Quasi unlesbar. Hoffentlich …
Der Brief fühlt sich viel dicker an als der erste. Anscheinend hat er mehr geschrieben als vorher. Bestimmt will er sich bei Frau Glöckner einschleimen. Es geht schließlich um seine Deutschnote.
Ich setze mich auf mein Bett und starre den Brief an. Keine Ahnung, warum ich es nicht schaffe, ihn einfach aufzureißen. Irgendetwas kommt mir komisch vor. Warum hat er den Brief nicht in unseren Briefkasten geworfen wie abgemacht? Oder ihn mir direkt gegeben? War ihm das wegen Lotta zu peinlich? Es geht doch nur um eine Deutsch-Hausaufgabe!
Lotta … Urplötzlich schießt mir ein Bild durch den Kopf: Jonas und Lotta sitzen an Jonas’ Schreibtisch, stecken die Köpfe zusammen und Jonas schreibt etwas. Etwa meinen Brief?
Ha! Das wäre ja echt …
Entschlossen schlitze ich den Brief auf. Es befindet sich ein Notenblatt darin, das so voller Noten gekritzelt ist, dass es auch als Bild aus dem Kunstunterricht durchgehen könnte. Und ein liniertes Blatt mit einem Text.
Ich starre verblüfft auf die krakeligen Zeilen. Eindeutig Jonas’ Schrift.
Hey du!
Briefe schreiben ist echt schwer,
deshalb muss ein Song von mir her.
Bin ganz verrückt,
total entzückt
von deinem Rap.
Fühl mich als Depp
dabei.
Wie das komplette Weichei!
Weil du abrockst,
Power verzockst.
Du coole Socke!
Wenn ich diesen Song verbocke,
lach mich einfach aus.
Ich mache mir nichts draus.
Yeah! Yeah! Yeah!
Gruß von Jonas
Das ist wirklich der Hammer. Auf diese Idee ist Jonas niemals alleine gekommen. Das ist ja … nee … mir bleibt die Spucke weg. Im selben Moment wird mir ganz heiß. Das hat sich doch hundertprozentig diese Lotta ausgedacht. Also, nicht den Rap. Der ist ja fast … süß. So etwas kann die Tussi nicht. Aber sie hat Jonas dazu angestiftet. Und jetzt lachen sie sich bestimmt gerade über mich kaputt, weil sie hoffen, dass ich den Text ernst nehme.
Boah, wie gemein! Aber ich bin doch nicht doof. Ich lasse mich nicht veräppeln. Ich möchte gar nicht wissen, was sie mit meinem Pfefferbacken-Rap vorhaben. Wenn sie meine Klaue überhaupt lesen können.
Aber warte nur, Jonas Pfeffer. Rache ist süß. Also: Schnall dich schon mal an, mein Lieber!
Ich schnappe mir meinen Schreibblock und lege los.
Als ich mit dem Song fertig bin, geht es mir gleich besser. Als ob ein dicker Klumpen Ich-weiß-nicht-was von meiner Seele geplumpst wäre. Jetzt muss ich nur noch den Kloß in meinem Hals loswerden, der mich dazu bringen will, dass ich losheule, weil Jonas Pfeffer sich ausgerechnet mit Lotta Berlin verbündet hat.
„Das Leben ist kein Ponyhof“, hat Papa immer gesagt, wenn ich traurig war und er mich trösten musste.
Seit Papa nicht mehr lebt, muss ich mich selbst trösten. Mama hat genug eigene Sorgen, die kann ich nicht auch noch mit meinem Kummer belasten.
Aber zum Glück habe ich ja meine Songs und Herrn Schiller, auch wenn der gerade wegen irgendetwas beleidigt ist und sich verzogen hat. Und manchmal hilft es
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