Und eines Tages kommt das Glück
Kathryn ab.
»Aber … du und rauchen!« Romy war ehrlich empört. »Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
»Menschen ändern sich«, sagte Kathryn.
»Offensichtlich.«
»Aber du hast dich nicht sehr verändert.« Kathryn zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette und drückte den Stummel aus. »Nein, du hast deine Prinzipien und hältst für immer und ewig daran fest – komme, was wolle.«
Dann drehte sie sich um und ging ins Haus zurück. Romy sah ihr nach. Kathryn hielt sich kerzengerade, und unter ihrem eleganten Pyjama kam sie ihr dünner denn je vor.
Um halb zwei Uhr setzten sich die beiden Schwestern ins Auto und fuhren zum Krankenhaus. Den restlichen Vormittag über hatten sie nicht mehr viel miteinander gesprochen. Romy hatte sich im Haus beschäftigt und irgendwelche unwichtigen Dinge erledigt, während Kathryn die meiste Zeit im Bad verbracht hatte, wo sie sich ein langes, heißes Schaumbad, eine Gesichtsmaske und andere Schönheitsbehandlungen gönnte.
Frisch und wie aus dem Ei gepellt, stieg Kathryn nun aus dem Wagen. Neben ihr kam Romy sich wie ein linkisches Schulmädchen vor. Irgendwie ärgerte es sie, dass Kathryn alle ihre früheren Grundsätze über den Haufen geworfen hatte. Sie verübelte ihr die kunstvoll gezupften Augenbrauen, die glatte, fast durchscheinende Haut, die elegante neue Garderobe und das glänzende, gepflegte Haar. Romy mochte in der Vergangenheit zwar nicht immer gut mit Kathryn ausgekommen sein (auch wenn ihre Differenzen nicht in mangelnder Sympathie, sondern in Charakterunterschieden begründet waren), aber zumindest waren sie stets einer
Meinung gewesen, was Mode und Schönheit betraf. Jetzt bereute Romy es, ihre obligatorische Jeans und das T-Shirt nicht gegen etwas Schickeres eingetauscht zu haben, bevor sie aus dem Haus gegangen war. Gleichzeitig fragte sie sich, ob sie es wohl jemals lernen würde, sich anständig zurechtzumachen, denn in Gegenwart der weiblichen Mitglieder ihrer Familie kam sie sich immer schlecht angezogen vor.
Veronica war mittlerweile in ein Privatzimmer umgezogen, und ihre Niedergeschlagenheit vom Vortag war fast vollständig verflogen. Perfekt geschminkt und gestützt von diversen Kissen im Rücken, saß sie hoch aufgerichtet im Bett, umgeben von Klatschmagazinen. Bei Kathryns Anblick leuchteten ihre Augen auf, und sie schnalzte anerkennend mit der Zunge, als sie ihren Hosenanzug bewunderte, dieses Mal in Dunkelrot, ein Farbton, der Kathryns Schneewittchenlook – milchweiße Haut und dunkle Haare – bestens zur Geltung brachte.
»Komm, setz dich her zu mir«, rief Veronica. »Ich will alles wissen über New York, über Alan und über dein Leben dort!«
Während Veronica und Kathryn sich unterhielten (das heißt, während Veronica eine Salve von Fragen auf Kathryn abfeuerte, die diese alle brav beantwortete), saß Romy auf dem Fensterbrett und träumte von ihrer Rückkehr nach Australien. Vielleicht würde sich in Australien ihr Verhältnis zu Keith wieder normalisieren, und sie würde aufhören, sich wie ein liebeskranker Teenager zu benehmen und in ihm nicht mehr den Mann ihrer Träume zu sehen.
»Ich gehe mal eben an die frische Luft«, sagte sie nach einer Weile. »Wenn du fertig bist, Kathryn, treffen wir uns draußen im Garten.«
»Wieso gehst du?«, fragte Veronica. »Bleib doch noch und unterhalte dich mit uns.«
Aber Romy zuckte nur die Schultern und verließ das Zimmer.
Veronica blickte ihr erstaunt hinterher.
»Sie kommt sich wahrscheinlich ein bisschen ausgeschlossen vor«, sagte Kathryn.
»Ach, du kennst doch Romy. Entweder es geht nach ihrem Kopf oder gar nicht«, erklärte Veronica. »Ich versuche wirklich alles, und manchmal habe ich auch das Gefühl, dass wir uns besser verstehen, aber die meiste Zeit über …« Hilflos zuckte sie die Schultern.
»Sie sieht die Dinge eben anders«, erwiderte Kathryn. »So wie ich auch. Nur eben noch mal anders.«
»Das stimmt«, meinte Veronica. »Also, wie sehen deine Zukunftspläne aus? Was ist mit Kindern?«
Kathryn wollte Veronica am liebsten eine ebenso unwirsche Antwort darauf geben wie tags zuvor Romy, aber sie beherrschte sich und sagte nur, dass Kinder momentan kein Thema seien. Seltsam, wie leicht ihr diese Antwort über die Lippen kam, so als ob Kinder in Zukunft möglicherweise doch eine Option wären. Nun, vielleicht, überlegte sie. Nur eben nicht mit Alan. Mit ihm würde es keine gemeinsame Zukunft mehr geben. Kathryn hätte sich Veronica gern
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