Und eines Tages kommt das Glück
anvertraut, brachte es aber nicht fertig. Nicht jetzt. Kathryn staunte selbst, wie wenig sie erzählte und wie gut es ihr gelang, ihr Leben in verschiedene Teilbereiche aufzuspalten.
»Du hast ja viel im Haus machen lassen.« Da war es leichter, das Thema zu wechseln. »Mein Zimmer ist übrigens sehr schön geworden.«
Veronica lächelte geschmeichelt. »Freut mich, dass es dir gefällt. Romy hat bisher nicht ein Wort darüber verloren! Ich hatte erst letztes Jahr die Handwerker im Haus und habe alles renovieren lassen. Jetzt ist es viel heller und luftiger. Ich hatte irgendwann das Gefühl, in einem Mausoleum zu wohnen.«
»Verkaufen willst du das Haus wohl noch immer nicht, oder?«
»Das ist mein Zuhause!«, rief Veronica. »Unser Zuhause! Ich habe immer dort gewohnt. Ich kann es doch nicht verkaufen. Es … Es steckt voller Erinnerungen an deinen Vater.«
Kathryn nickte, obwohl sie fand, dass Veronica an zu vielen Erinnerungen festhielt, die sie besser loslassen sollte.
Es klopfte an der Tür, und gleich darauf traten Darragh und Giselle ins Zimmer. Sie staunten nicht schlecht, als sie Kathryn sahen, und fielen ihr um den Hals, während Veronica glücklich lächelnd ihre Kinder vom Bett aus betrachtete.
»Wir sollten unbedingt mal wieder zusammen essen«, meinte Giselle. »Sobald du aus dem Krankenhaus kommst, Veronica. Und zwar bei uns zu Hause.«
»Großartige Idee!«, rief Darragh.
»Ein gemeinsames Essen wäre schön«, stimmte Veronica Giselle zu. »Aber das würde ich gern organisieren. Es würde mich freuen, wenn wir – die ganze Familie – mal wieder alle bei mir zu Hause zusammenkämen.«
»Aber das geht doch nicht«, widersprach Darragh. »Das ist zu viel Arbeit für dich.«
»Kathryn und Romy können mir dabei helfen«, sagte Veronica begeistert. »Das wird bestimmt lustig.«
»Ich würde mir diesen Stress nicht aufhalsen«, meinte Darragh.
»Das wird kein Stress.« Veronica strahlte vor Vorfreude. »Ein Essen im Kreis der Familie … Wir kochen was Gutes, unterhalten uns und tauschen Neuigkeiten aus. Es wird bestimmt wunderbar.«
Kathryn sagte nichts. Soweit sie sich erinnern konnte, hatten sie die Mahlzeiten im Kreis der Familie größtenteils schweigend eingenommen, da normalerweise immer einer mit den anderen zerstritten war. Aber sie wollte ihrer Mutter die Freude nicht verderben.
»Bin ich denn auch eingeladen?«, fragte Giselle.
»Selbstverständlich bist du das«, erwiderte Veronica. »Was denkst du denn, Giselle? Du gehörst doch zur Familie.«
»Ich bin nur angeheiratet«, erinnerte sie Veronica.
»Aber ein ganz wichtiges Familienmitglied«, sagte ihre Schwiegermutter herzlich. »Auf dich können wir unmöglich verzichten.«
»Auf Romy könnten wir schon leichter verzichten«, spöttelte Darragh.
»Darragh Dolan!« Auf Veronicas Wangen breiteten sich zwei rote Flecken aus. »So redest du nicht über deine Schwester. Sie bemüht sich wirklich.«
Alle schwiegen peinlich berührt, ehe Darragh entschuldigend die Schultern zuckte. »Entschuldige.« Er sah sich um. »Wo ist sie eigentlich?«
»Sie ist in den Park gegangen, damit Mam und ich uns eine Weile allein unterhalten konnten«, erklärte Kathryn und warf einen Blick auf ihre kleine silberne Armbanduhr. »Ich sollte mal besser nach ihr sehen. Meines Wissens wollte sie nicht mehr hierher zurückkommen.«
»Ich fahre dich nach Hause, wenn du möchtest«, schlug Darragh vor. »Und wenn du lieber bei uns wohnen willst, Katy, statt bei Mam …«
»Ich werde morgen entlassen«, rief Veronica, »und dann hätte ich sie gern bei mir!«
»Ist schon gut«, sagte Kathryn. »Ich wohne gern bei Mam.«
Veronica lächelte.
»In Ordnung«, meinte Darragh. »Dann bis bald.«
Kathryn stand auf, umarmte alle (fast hätte sie aufgeschrien, so fest packte Darragh sie, aber sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie ihm so viel bedeutete) und verließ das Krankenzimmer.
Irgendwie seltsam war es schon, wieder in Irland zu sein. Seit ihrer Hochzeit war sie nicht mehr hier gewesen, und sie hatte sich ihre Rückkehr anders vorgestellt. Trotzdem hatte Kathryn den Eindruck, nahtlos wieder an ihr altes Leben anknüpfen zu können. Es war ein schönes Gefühl, wieder zu Hause zu sein, bei Veronica, Darragh und Romy – und das, obwohl sie ihr Leben hier (und ihre Familie) so sehr gehasst hatte, bevor sie in die Vereinigten Staaten gegangen war. Hatten ihre Gefühle sich verändert, fragte sie sich, oder lag es daran, dass ihr
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