Und eines Tages kommt das Glück
sich auf die Seite und blinzelte zu Alan hinüber, aber als sie das leere Bett sah, fiel ihr wieder ein, dass sie in Irland war – allein und ohne Alan. Sie sah sich in ihrem Zimmer um.
Obwohl es völlig verändert war, fühlte sie sich hier noch immer zu Hause. Die Sonne strömte durch den Voilestoff vor den Fenstern und erfüllte den Raum mit morgendlichem Licht. Der Sturm von letzter Nacht hatte sich gelegt, und das Wetter war wieder herrlich. Als Kathryn auf die silberne Uhr an ihrem Handgelenk schaute, stellte sie fest, dass es schon fast elf Uhr morgens war. Elf Uhr! Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so lange geschlafen hatte. Normalerweise hatte sie um diese Tageszeit bereits einen Berg an Arbeit erledigt, und an den Wochenenden war sie ebenfalls früh auf den Beinen, da Alan es nie lange im Bett aushielt. Samstag und Sonntag joggte er für gewöhnlich frühmorgens im Central Park und erwartete, dass um halb neun Uhr sein Frühstück auf dem Tisch stand. Eier und Speck. Kathryn drehte sich zwar der Magen um, aber sie hatte das Frühstück stets für ihn parat.
Elf Uhr morgens! Es war unglaublich.
Kathryn stand auf und streckte ihre schmerzenden Arme, bevor sie nach unten ging. Die Tür zur Küche stand offen, und sie sah, dass Romy in einem von Veronicas Gartenstühlen saß.
»Guten Morgen«, sagte Romy, als Kathryn auf die Terrasse hinaustrat. »Freut mich, dass du wieder unter den Lebenden weilst.«
»Ich war offenbar müder als gedacht.« Kathryn zog den Kragen ihres rosafarbenen Baumwollpyjamas enger um ihren Hals.
»Hübscher Schlafanzug«, bemerkte Romy.
»Danke.«
»Sogar deine Nachtwäsche macht was her«, fuhr Romy fort. »Du hast dich wirklich sehr verändert.«
Kathryn zuckte die Schultern. »Finde ich nicht.«
»Doch, das hast du«, sagte Romy. »Ich kann gar nicht glauben, wie fantastisch du aussiehst! Mam hat mir mal einen Zeitungsausschnitt mit einem Foto von dir gezeigt, und ich fand dich damals schon todschick, aber – ich weiß, wir hatten gestern Nacht keine Zeit, darüber zu reden, weil ich dich ja unbedingt mit einem Hockeyschläger erledigen wollte – aber du siehst aus wie Mam.«
»Hoffentlich nicht!« Kathryn war entsetzt.
»Wenn sie richtig gut zurechtgemacht ist, meine ich«, fügte Romy rasch hinzu. »Du weißt schon, wenn ihre Garderobe perfekt aufeinander abgestimmt ist und sie nicht versucht, wie ein Teenager in der Disco oder wie Dolly Parton auf Speed auszusehen, eher so ihr Vorstands-Lady-Look von DCM.«
»Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich in meinem jetzigen Aufzug zu einer Vorstandssitzung gehen werde.«
»Du weißt schon, was ich meine«, erwiderte Romy ungeduldig. »Du hast einfach Stil, Kathryn, das will ich damit sagen. Den Veronica-Look.«
»Das ist doch Blödsinn, aber lassen wir das.« Kathryn machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Und du bist superschlank wie ein Model«, fuhr Romy fort. »Wahrscheinlich ernährst du dich nur von Salatblättern wie diese New Yorker Fifth-Avenue-Prinzessinnen.«
»Ich bitte dich, Ro, in New York leben doch keine Außerirdischen«, sagte Kathryn. »Ich führe dort ein ganz normales Leben.«
»Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen«, widersprach Romy. »Du siehst aus wie jemand, der sich in … in sehr
exklusiven Kreisen bewegt. Und da du mit einem hohen Tier verheiratet bist, tust du das wahrscheinlich auch.«
»Jetzt sei nicht albern«, sagte Kathryn.
Romy zuckte die Schultern. »Also, was möchtest du heute unternehmen?«
»In erster Linie wollte ich Mutter sehen. Muss sie noch länger im Krankenhaus bleiben, oder kommt sie heute nach Hause?«
»Ich habe vorhin angerufen«, erzählte Romy. »Sie muss noch eine Nacht dort bleiben. Ihren Nierenstein ist sie zwar inzwischen los« – sie verzog das Gesicht –, »aber gestern war sie noch in absoluter Panikstimmung und der Meinung, dass ihre Tage gezählt sind. Deshalb vermute ich, dass sie den Ärzten dort wahrscheinlich einzureden versucht, sie würde an einer tödlichen Krankheit leiden, weshalb man sie unbedingt auf den Ebolavirus oder ähnlich Schlimmes untersuchen muss.«
Kathryn lachte. »Du bist aber streng.«
»Vermutlich bleibt sie aber nur deshalb im Krankenhaus, um mir eine weitere Nacht zu entkommen«, sagte Romy niedergeschlagen.
»Habt ihr beide euch denn nicht gut verstanden?«
»Tja, ich bemühe mich nach Kräften, aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass sie sich jedes Mal,
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