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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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Gefühl, dass ihr der Schweiß über den Rücken lief, während sie sorgfältig mit ihrer Archäologenkelle die Erde beiseiteschob und die Knochen freilegte, bevor sie sie fotografierte. Dann holte sie ein paar Bogen von der stets ein wenig übel riechenden Zeichenfolie aus dem Bürocontainer und machte sich daran, maßstabsgetreue Zeichnungen ihres Fundes anzufertigen.
    Jerry und Mick berichteten von weiteren Hinweisen auf Bestattungen, und Taig mutmaßte, dass sich wahrscheinlich fünfzehn oder zwanzig Gräber auf dem Gelände befänden.

    »Nicht übel«, meinte er. »Wir werden sie ausgraben, die Knochen an das Museum schicken, und dann kann der Bauherr seine Häuser hierherbauen.«
    »Aber leider ohne kleine Kirche«, feixte Romy.
    »Nein.« Taig lachte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Anlage Graveyard View  – Friedhofsblick  – nennen wird.«
    Romy lachte ebenfalls, kehrte wieder an ihre Arbeit zurück und füllte Plastikbehälter mit Bodenproben, die ihrer Einschätzung nach eingehender untersucht werden mussten. Sie fluchte laut, als sie sich bei dem Versuch, einen der Behälter zu öffnen, einen Fingernagel abbrach. Normalerweise trug sie sie immer sehr kurz, aber in den Wochen, die sie bei Veronica verbracht hatte, waren sie lang gewachsen, und Romy war insgeheim sogar stolz darauf, was das Missgeschick nur noch schlimmer machte. Früher wäre ihr das nie passiert. Aber sie war wieder in ihr gewohntes Leben zurückgekehrt, und darin war kein Platz für manikürte Fingernägel, sagte sie sich. Als Romy kurz darauf in den Bürocontainer ging, um sich eine Tasse Tee zu holen, sah sie sich im Spiegel und verzog das Gesicht. Ihr Zopf löste sich auf, graue Schlieren zogen sich über ihr Gesicht, und ihr T-Shirt war schweißgetränkt. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie sich in der Zeit mit ihrer Mutter offenbar mehr Gedanken um ihr Erscheinungsbild gemacht hatte, als ihr bewusst gewesen war. Auch wenn sie nie eine Fashionista wie Veronica oder Giselle gewesen war oder sich so gepflegt angezogen hatte wie Kathryn, hatte sie dennoch nicht mehr so ausgesehen, als wäre sie gerade bei einem Wirbelsturm über ein freies Feld gelaufen. Romy griff in ihre Tasche, holte eine Bürste hervor und flocht ihr Haar neu. Dann wusch sie sich den Schmutz aus dem Gesicht. Es hat schließlich nichts mit Eitelkeit zu tun, wenn man auf Sauberkeit achtet, dachte sie.
    An diesem Abend ging sie nach der Arbeit nicht mit ins Pub. Der Gedanke an Apfelschorle hatte im Lauf des Nachmittags immer mehr an Attraktivität eingebüßt, während die Vorstellung
von einem eiskalten Bier schon fast übermächtig geworden war. Bei Veronica im Kühlschrank standen ein paar Flaschen Miller und warteten auf sie. Das war zwar nicht ganz dasselbe, wie ein paar Dosen mit Keith auf der Veranda hinter seinem Haus zu leeren, aber sich auf Veronicas Terrasse zu setzen und sich dort ein Bierchen schmecken zu lassen war auch nicht schlecht.
    Als sie jedoch nach Hause kam, sah sie Giselles Geländewagen in der Auffahrt stehen. Romy stöhnte laut. Die letzten beiden Tage waren erfreulicherweise fast Dolan-frei gewesen. Von Kathryn hatte sie nicht viel gesehen, und von Darragh hatte sie nichts gehört. Es wäre zu schön gewesen, aber sie wusste, dass sie sich früher oder später mit ihrer Familie würde auseinandersetzen müssen.
     
    Es war Darraghs Idee gewesen, dass Giselle hinüberfahren und Romy besuchen sollte, und Giselle tat, was er von ihr verlangte. Sie war fest entschlossen, Darragh bestmöglich zu unterstützen, damit er wusste, dass er sich völlig auf sie verlassen konnte.
    Als er am Samstag zuvor aus dem Haus gegangen war, hatte sie das schreckliche Gefühl gehabt, dass er vielleicht nicht mehr zurückkommen würde. So fürchterlich hatten sie noch nie gestritten. Nie zuvor waren ihre Vorwürfe so persönlich gewesen und an die Substanz gegangen, und Giselle war nicht sicher gewesen, ob sich ihre Beziehung jemals wieder davon erholen würde. Ihre Vernunft sagte ihr, dass er früher oder später nach Hause kommen musste  – schließlich war er ohne Kleidung, Toilettenartikel oder gar Pass verschwunden  –, aber das bedeutete nicht notwendigerweise, dass er auch bleiben würde. Giselle konnte es nicht glauben, dass ihre Bilderbuchehe Romys wegen scheitern könnte. Oder gar Veronicas wegen. Der Gedanke, als Single-Mutter zwei Kinder allein großzuziehen, war ihr unerträglich. Dabei spielte es auch keine Rolle, dass Darragh

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