Und eines Tages kommt das Glück
Das war wirklich bemerkenswert.«
»Nein!« Giselles Augen weiteten sich.
»Doch.«
»Und … ist das … Ist das ein Mordopfer?«
Romy lachte. »Die Knochen sind ungefähr fünfzehnhundert Jahre alt – also, eher nein«, sagte sie.
»Oh.«
»Na, das ist doch ein gefundenes Fressen für dich«, meinte Kathryn, und Romy nickte.
»Warum hat man dem Mann denn auf den Kopf geschlagen?«, fragte Giselle.
»Selbst meine brillanten Fähigkeiten als Forensikerin gehen nicht so weit, um dir diese Frage beantworten zu können«, erklärte Romy. »Es war vielleicht ein frühchristlicher Überfall.«
Romy streckte die Hand aus und griff nach dem Krug mit Orangensaft, der auf dem Gartentisch stand.
»Ich hoffe, du hast dir die Hände gewaschen«, feixte Kathryn. »Ich hätte ungern tausend Jahre alten Staub in meinem Saft.«
Romy lachte und goss sich zu trinken ein, ehe sie auch Kathryns und Giselles Gläser erneut füllte.
»Also, Giselle«, sagte sie, »welchem Umstand haben wir das Vergnügen deiner Gegenwart zu verdanken? Ich dachte, du und Darragh, ihr seid viel zu sauer auf mich, um euch hier blicken zu lassen?«
»Sei nicht albern.« Giselle lachte leise. »Natürlich waren wir schockiert, aber das ist Veronicas Entscheidung.«
»Bist du hier, um das Haus auszukundschaften?«, fragte Romy. »Um alles abzuschätzen, bevor ihr ein Angebot dafür abgebt?«
»Eigentlich nicht.« Jetzt klang Giselle schon ein klein wenig kühler. Das Thema Haus hatte sie mit Darragh bisher noch nicht besprochen. Sie wusste, weshalb er hier leben wollte, aber sie zog dem älteren Charme von Veronicas Haus den modernen Komfort ihres eigenen Heims eindeutig vor. Doch sie wollte deswegen nicht mit Darragh streiten. Zumindest jetzt nicht. Sie konzentrierte sich wieder auf Romy. »Nein, ich hatte mir eigentlich überlegt, ob du nicht Lust hättest, mit mir über das Wochenende nach Monart zu kommen?«
»Wie bitte?« Romy starrte ihre Schwägerin verdutzt an, während ein leichtes Lächeln Kathryns Mund umspielte. »Wohin?«
»Das ist ein Wellnesshotel«, erklärte Giselle geduldig. »Sehr luxuriös. Ich fahre mehrmals im Jahr mit ein paar Freundinnen hin, um mich dort so richtig verwöhnen zu lassen. Das ist ein wunderbarer Ausgleich, und das Ambiente dort ist fantastisch.«
»Ein Wellnesshotel?« Romy konnte es nicht fassen. »Du willst, dass ich mit dir in ein Wellnesshotel komme?«
»Ja, warum nicht?« Giselle lächelte sie an. »Das wäre doch recht nett für uns beide. Und ein paar Massagen könnten dir ganz
guttun, da du dich dauernd bückst und in der Erde gräbst …« Ihr Blick fiel auf Romys zerkratzte Finger und den abgebrochenen Nagel. »Vielleicht kannst du dich auch maniküren lassen. Und ich brauche auch noch ein bisschen Auszeit, bevor das Baby kommt.«
»Giselle, ich kann mit dir nicht zu einem Wellnessurlaub fahren«, sagte Romy.
»Das würden natürlich wir übernehmen«, erklärte Giselle. »Das ist unser Geschenk an dich dafür, dass du dich so toll um Veronica gekümmert hast.«
Romy starrte sie entgeistert an. »Ihr wollt Geld dafür ausgeben, damit ich irgendwohin fahre und mich massieren lasse?«
»Nun, warum nicht?«, fragte Giselle munter. »Du hast eine schwierige Zeit hinter dir, warst permanent im Einsatz, und ich bin sicher, eine Pause würde dir guttun. Darragh und ich wissen wirklich sehr zu schätzen, was du geleistet hast, und deswegen haben wir gedacht, dass du dich vielleicht darüber freuen würdest.«
Kathryn unterdrückte ein Kichern, während Romy Giselle weiterhin staunend ansah.
»Die Anlage dort ist bezaubernd«, fuhr Giselle fort. »Sehr friedlich, ein wunderschöner Park, traumhafte Zimmer. Es würde dir gefallen.«
»Ich mache keinen Wellnessurlaub«, meinte Romy.
»Oh, das solltest du aber«, erwiderte Giselle bestimmt. »Das bist du dir schuldig, Romy. Du hast so viel Zeit bei Wind und Wetter draußen im Freien verbracht, dass deine Haut Gefahr läuft, vollkommen zu dehydrieren. Jetzt kannst du das noch nicht sehen, aber in tieferen Hautschichten ist bereits viel Schaden angerichtet. Ein, zwei Gesichtsbehandlungen mit Feuchtigkeitspräparaten, dazu Handpflege und Maniküre, das würde dir wahnsinnig guttun.«
»Giselle!« Romy hob die Hand und senkte sie sofort wieder, als ihr Blick auf den abgebrochenen Fingernagel und die Schmutzränder
fiel (sie konnte ihre Hände nach der Arbeit schrubben, so viel sie wollte, es war unmöglich, den Dreck vollständig zu
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