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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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sich heran, und plötzlich war alles anders.

    Auf dem Gelände waren mehrere Probegräben gezogen. An der Tür zum Bürocontainer stehend, zog Romy ihre reflektierende Jacke über das T-Shirt und betrachtete prüfend die verschiedenen Grabungsschnitte, die mit Absteckpfählen markiert waren. Da es die ganze Woche über geregnet hatte, war die Erde trotz der bereits wärmenden Sonne noch feucht und weich.
    »Ich halte es für durchaus möglich, dass wir hier auf eine kleinere Begräbnisstätte stoßen könnten«, erklärte Taig. »Die Grundstückseigner hoffen offenbar, dass wir nichts Spektakuläres ausbuddeln, damit sich ihr Projekt auf keinen Fall verzögert. Sie wollen hier schließlich eine Neubausiedlung hochziehen.«
    Romy nickte. »Einerseits ist es natürlich sehr spannend, wenn wir etwas finden. Andererseits  – wenn, dann macht das nichts als Scherereien. So wie in Tara oder Carrickmines.«
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte Taig grimmig. Alle Beteiligten wussten nur allzu gut, welche Kontroversen Neubauprojekte heutzutage begleiteten. Hier prallten manchmal sogar dramatisch die unterschiedlichen Notwendigkeiten aufeinander: sowohl Altertümer zu erhalten als auch den Bedürfnissen expandierender Städte und Gemeinden entgegenzukommen.
    »Aber die Bauherren sind aus Irland«, fuhr Taig fort. »Falls also wirklich etwas von historischem Interesse auftauchen sollte, wollen sie es in ihr Projekt integrieren.«
    »Was denn, zum Beispiel?« Romy grinste ihn an. »Ein an einem Baum baumelndes Skelett vielleicht?«
    »Bist du immer so makaber?«, fragte Taig amüsiert. Archäologen waren locker, und unter Kollegen duzte man sich. »Wahrscheinlich hoffen sie auf die Ruinen einer kleinen Kirche oder etwas in der Richtung. Dann können sie einen Zaun um die Ruinen ziehen und die Anlage Church View nennen.«
    »Makaber mag ich ja sein, aber zynisch bin ich nicht«, erwiderte Romy lachend. »Na gut. Dann packen wir es an. Gibt es irgendetwas Besonderes, worauf ich achten soll?«

     
    Romy verbrachte einen glücklichen Tag damit, mit zwei anderen Archäologen eine Grabungsfläche an der Ostseite des Geländes zu sichten. Nach einigen Stunden Arbeit mit ihrer Kelle hatte sie nichts Interessanteres zutage gefördert als ein paar alte Shillingmünzen und den Kopf einer Barbie-Puppe. Aber das machte ihr wenig aus. Es war schön, wieder draußen an der frischen Luft zu sein, den Geruch von Gras und Erde in der Nase, während der warme Wind durch ihr Haar strich. Das Sandwich zur Mittagspause verzehrte Romy auf einem Holzklotz vor dem Bürocontainer sitzend. Die Beine von sich gestreckt, diskutierte sie angeregt mit Jerry und Mick die Wahrscheinlichkeit, hier auf die Überreste einer Begräbnisstätte zu stoßen. Beide Kollegen waren optimistisch, und ungefähr eine Stunde, bevor sie für diesen Tag Schluss machen wollten, wurde ihr Optimismus belohnt, als Jerry plötzlich erfreut einen Schrei ausstieß und eine dreckverkrustete Gewandnadel in die Höhe hielt.
    »Ausgezeichnet!«, rief Romy. »Dann könnte Taig also doch recht haben mit der Begräbnisstätte.«
    Sie machten sich erneut an die Arbeit, auch wenn sie letzten Endes nichts Wichtiges mehr ausgruben. Als Romy gerade Schluss machen wollte, kam Taig zu ihr und fragte sie, ob sie Lust habe, sie auf einen Drink in das Pub im Dorf zu begleiten.
    Sie hatte schon ablehnen wollen mit der Begründung, dass sie nach Hause müsse, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie war ziemlich durstig, auch wenn sie den ganzen Tag Wasser getrunken hatte, und die Aussicht auf einen netten Abend mit den neuen Kollegen war nicht zu verachten. Also sagte Romy zu und wusch sich gründlich die Hände unter dem Wasserhahn, bevor sie eine frische Jeans und ein sauberes T-Shirt anzog, die sie immer bei sich hatte.
    Eine Stunde später saß sie im Garten hinter einem altmodischen Pub, ein Glas Apfelschorle vor sich. Die meisten Mitglieder ihres Teams waren da und tauschten sich aus über die
verschiedenen Projekte, bei denen sie in den letzten Jahren mitgearbeitet hatten.
    »Mein schönstes Erlebnis war eine Exkursion auf die Osterinseln«, erzählte Mai, eine Finnin mit strohblondem Haar und himmelblauen Augen. »Wir haben die Fundamentteile von Häusern vermessen, und auch sonst gab es jede Menge interessanter Dinge zu sehen. Ich habe bestimmt Dutzende von mataas ausgegraben  – diese Speerspitzen aus Obsidian. Am Schluss hatte ich eine richtige Sammlung. Die Stimmung war

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