Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
Vom Netzwerk:
sollen, und sie beschloss, nicht länger zu warten. Sie hatte ihre Reisetasche geholt und angekündigt, dass sie gehen würde. Aber Alan hatte so schnell die Schlafzimmertür geschlossen und ihr erklärt, dass sie seine Frau sei und nirgendwohin gehen würde, dass sie keine Zeit mehr gehabt hatte zu reagieren. Sie hatte nur noch stammeln können, dass er versprochen habe, sie gut zu behandeln, woraufhin er süffisant geantwortet hatte, dass dies nur von ihr abhinge, und heute Abend habe sie sich wie ein Flittchen benommen und sich schamlos zur Schau gestellt. Aber jetzt sei ja wieder alles gut, weil sie zu Hause war. Und dann hatte er sie auf das Bett gestoßen, und als Nächstes wusste sie nur noch, dass er auf ihr lag und … Kathryn hatte bisher immer gedacht, dass eine Frau, wenn sie vergewaltigt wurde, sich stärker verteidigen sollte, aber sie war starr vor Angst gewesen und hatte nichts unternommen, um ihn abzuwehren.
    Sie hätte es der Polizei melden sollen. Das wusste sie. Aber als
Alan Stunden später erschöpft und alkoholisiert eingeschlafen war, hatte sie geduscht, sich angezogen und ihm die Nachricht hinterlassen, dass sie nach Hause fliegen und eine Weile bei ihrer Mutter bleiben würde. Dann hatte sie den nächstbesten Flug nach Irland genommen und sich zu sehr geschämt, um irgendjemandem etwas zu erzählen.
     
    »Mach die gottverdammte Tür auf!«
    Kathryn stand draußen auf dem kleinen Balkon und konnte ihn immer noch hören. Sie wusste, dass die Schlafzimmertür früher oder später nachgeben würde. Und wenn er sie dann draußen auf dem Balkon erwischte, würde er sie einfach hinunterwerfen. Irgendwie konnte sie es nicht glauben, dass sie tatsächlich in einer für sie gefährlichen Situation war. So etwas passierte sonst nur im Fernsehen, aber nicht im richtigen Leben. Doch das war ihr Leben, und sie wurde von ihrem eigenen Ehemann bedroht. Es war unglaublich, dachte sie, wie hilflos Frauen waren, wenn Männer richtig wütend wurden. Sie hatte immer gedacht, dass sie mit jedem Mann fertigwerden würde, aber das stimmte nicht. Sie war schwach, und sie hatte Angst. Es war erbärmlich, und sie verachtete sich selbst dafür.
    Kathryn holte tief Luft, schlüpfte aus ihren Schuhen und warf sie über den Balkon, sodass sie unten im Gras landeten. Und dann tat sie etwas, das sie seit ihrer Schulzeit nicht mehr getan hatte. Sie stieg über das Geländer und lehnte sich so weit zur Seite, bis sie das Abflussrohr zu fassen bekam, das an der Mauer nach unten verlief. Aber statt nach unten zu klettern, kletterte sie nach oben, hielt sich an der Dachrinne fest und schwang sich hinauf in die Nische zwischen den beiden Mansardendächern. Sie presste fest die Lippen zusammen, als sie sich dabei Knie und Finger aufschrammte. Früher war ihr das nicht passiert, wenn sie sich als Kind auf das Dach geflüchtet hatte, um ihrer Familie zu entkommen. Niemand wusste von ihrem Versteck. Hierher kam sie
mit ihren Büchern, damit sie in Ruhe lesen konnte, ohne sich von Veronica Vorwürfe anhören zu müssen, dass sie ihre Augen ruinieren würde und nicht genug an die frische Luft käme. Hier oben, versteckt hinter dem Schornsteinkasten, hatte sie sich sicher gefühlt. Hier konnte sie keiner sehen.
    Das Herz hämmerte ihr in der Brust, und jeder Atemzug dröhnte in ihren Ohren. Kathryn versuchte, leise ein- und auszuatmen, weil sie sicher war, dass er sie hören konnte. Sie fühlte sich noch immer nicht sicher. Sie wusste nicht, ob sie sich in Alans Gegenwart jemals wieder sicher fühlen würde.
    Kathryn hörte, wie die Schlafzimmertür schließlich krachend nachgab, und dann, wie Alan das Zimmer auf der Suche nach ihr verwüstete. Sie hörte, wie er die Balkontüren aufriss und auf den Balkon trat. Sie konnte nur hoffen, dass er ihre Schuhe unten im Gras sehen und annehmen würde, dass sie vom Balkon gesprungen war (auch wenn es ein Rätsel war, wie sie das hätte schaffen sollen, ohne sich beide Beine zu brechen). Aber falls er sich nicht täuschen lassen sollte und auf die Idee kam, dass sie auf dem Dach sein könnte, und falls tatsächlich sein Kopf über der Brüstung auftauchen würde, dann würde sie ihm mit dem Fuß ins Gesicht treten, beschloss sie. Es war ihr egal, wenn er dann abstürzen sollte. Es interessierte sie nicht mehr, was aus ihm wurde.
    Kathryn drückte sich näher an den Schornsteinkasten und versuchte, nicht laut aufzuschluchzen.

Kapitel 28
    Als Darragh an diesem Abend die Haustür aufschloss,

Weitere Kostenlose Bücher