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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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hatte  – nun ja, manchmal waren Männer eben grob, ohne es eigentlich zu wollen. Trotzdem war der Vorfall beunruhigend, ebenso beunruhigend wie sein plötzlicher Wunsch, sie abzuholen, wenn sie mit Freunden verabredet war, und sie nach Hause zu bringen. Kathryn gab ihm zu verstehen, dass er zu fürsorglich sei, aber er erinnerte sie an die vielen Überfälle in der Stadt in der letzten Zeit, und er wolle einfach nicht, dass ihr etwas passierte. Sie sei schließlich seine Frau, und er müsse sie beschützen. Kathryn versuchte, ihm klarzumachen, dass sie durchaus fähig war, auf sich selbst aufzupassen, aber er hörte ihr nicht zu. Und etwas an seinem Tonfall sagte ihr, dass es
der falsche Zeitpunkt war, ihm zu erklären, dass seine Fürsorge sie erstickte und dass sie mehr Freiraum bräuchte.
    Der nächste Zwischenfall war nicht mehr so harmlos und beunruhigte sie noch mehr. Es war ein paar Tage bevor sie mit ihren Kollegen in diesen neuen Nachtclub gegangen war. Sie und Alan hatten zu Hause vor dem Fernsehapparat gesessen. Irgendwann war ihr die wissenschaftliche Sendung, die gerade lief, zu langweilig geworden, und sie hatte die Fernbedienung genommen und angefangen, durch die Kanäle zu zappen.
    »Was, zum Teufel, treibst du da?«
    Überrascht sah sie ihn an. »Ich schalte um.«
    »Ich schaue mir das aber gerade an.«
    »Tut mir leid«, erklärte sie. »Das habe ich nicht bemerkt. Du hast gelesen.«
    »Trotzdem habe ich mir das angeschaut. Und es ist der Gipfel der Unhöflichkeit, einfach so umzuschalten, ohne mich vorher zu fragen.«
    »Jetzt beruhige dich.« Kathryn lachte und schaltete weiter.
    Da packte er sie so fest am Handgelenk, dass sie fast aufgeschrien hätte.
    »Lachst du mich etwa aus?«
    »Natürlich nicht.«
    »Es hat sich aber so angehört, als ob du mich auslachst.« Er verstärkte seinen Griff noch mehr, auch wenn sie das nicht für möglich gehalten hätte.
    »Alan … Ich lache dich nicht aus.«
    »Du glaubst vielleicht, du kannst hier einfach einziehen und anfangen, dich aufzuführen, als würde die Wohnung dir gehören.« Dabei drehte er ihr brutal den Arm auf den Rücken.
    »Alan, um Gottes willen!«
    Sofort ließ er sie los und grinste sie an. »Nur damit du es weißt.«
    Kathryn rieb sich ihr Handgelenk. »Du hast mir wehgetan«, sagte sie.

    Verwundert sah er sie an. »Ich habe dir wehgetan?«
    »Natürlich hast du das, verdammt noch mal! Schau her!« Sie streckte ihm den Arm hin.
    »Oh, Katy, das tut mir leid.« Betrübt schüttelte er den Kopf. »Das habe ich gar nicht bemerkt. Entschuldige.«
    Aber sie glaubte ihm nicht, dass es ihm leidtat. Dass er sie erst an der Jacke und dann am Handgelenk gepackt hatte  – konnte man da bereits von … nun, von Misshandlung sprechen? Kathryn lag noch lange wach in dieser Nacht, nachdem Alan sie geküsst und mit ihr geschlafen und ihr versichert hatte, dass sie für ihn die einzige Frau auf der Welt sei (eigentlich hatte sie keine Lust auf Sex gehabt, aber sie hatte ihn nicht gegen sich aufbringen wollen, indem sie sich ihm verweigerte). Diese Vorstellung fiel ihr nicht leicht. Er hatte sie weder geschlagen noch sonst irgendwie misshandelt. Schließlich lag sie nicht mit einem gebrochenen Arm im Bett. Er hatte ihr wehgetan, aber so schlimm war das nun auch wieder nicht, oder? Oder doch? Kathryn hatte in der Dunkelheit gelegen, gegrübelt und sich um Alan und sich die größten Sorgen gemacht. Am nächsten Tag im Büro war sie vollkommen außer sich gewesen und hatte sich nicht konzentrieren können. Alan rief zehnmal an, und beim letzten Mal erklärte sie ihm, dass sie wirklich sehr beschäftigt sei und dass er doch bitte aufhören solle, sie anzurufen. Als sie an diesem Abend nach Hause kam, war er äußerst schlechter Laune, sagte und tat aber nichts, außer sie zu fragen, wie ihr Tag gewesen sei. Eine Woche lang war Kathryn nach der Arbeit immer sofort nach Hause gegangen und hatte alle seine Anrufe auf ihre Mailbox weiterleiten lassen. Und dann war sie mit ihren Kollegen in diesen Nachtclub gegangen, auch wenn sie es ursprünglich nicht gewollt hatte.
    Sie hatte bei weitem zu viel getrunken, weil sie versucht hatte, nicht an Alan zu denken, obwohl sie sich die größten Sorgen um ihn und um ihre Ehe machte. Und dass sie eine Frau sein könnte, deren Mann sie schlug, daran hatte sie erst recht nicht denken wollen. Weil er sie eben nicht geschlagen hatte. Noch nicht.

    In dem Moment, als sie das dachte, wusste sie, dass sie große

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