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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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Probleme hatte. Denn das hieß nichts anderes, als dass er sie eines Tages schlagen würde.
    Und noch immer redete sie sich ein, dass sie schließlich mit einem Mann wie Alan verheiratet war, mit einem erfolgreichen Geschäftsmann, respektiert in der ganzen Stadt, und nicht mit einem randalierenden Alkoholiker, der nach Hause kam und sie verprügelte, weil das Essen nicht auf dem Tisch stand. Und sie war kein unterdrücktes Frauchen, das nicht wusste, wohin. Also konnte man in ihrem und Alans Fall auch nicht von Gewalt in der Ehe reden. Was es auch war, das zwischen ihnen nicht stimmte  – so schlimm war es wahrscheinlich auch wieder nicht. Vermutlich hatte Alan nur ein Problem mit der Aggressionsbewältigung. Damit würden sie fertig werden. Es gab jede Menge Gruppen, in denen er lernen konnte, seine Aggressionen zu kontrollieren. Sie könnten sich zusammen auf die Suche nach einem geeigneten Therapeuten machen. Es gab Schlimmeres, das ihnen passieren konnte. Und, sagte sie sich, er hatte sie noch nicht geschlagen.
    Und dann schlug er sie das erste Mal. Als Kathryn aus dem Nachtclub nach Hause gekommen war und das Schlafzimmer betreten hatte, hatte er dagesessen und auf sie gewartet. Sie hatte gehofft, dass alles in Ordnung wäre, als er den Arm um sie gelegt hatte. Doch dann hatte er angefangen, sie zu beschimpfen, weil sie zu viel getrunken hatte. Nichts passte ihm an ihr, weder ihre Kleidung noch ihr Make-up oder die hochhackigen Schuhe, die sie in der Hand trug. Sie würde aussehen wie eine Nutte nach der Arbeit, sagte er. Und dann warf er ihr vor, dass sie ihn enttäuschen und sich selbst erniedrigen würde und dass es an der Zeit sei, wieder zu Sinnen zu kommen. Alan hatte sie von sich weggestoßen, und dann hatte er sie plötzlich und ohne jede Vorwarnung geschlagen. Ein harter Schlag mit der flachen Hand, der sie an der Wange traf und ihr die Haut über dem linken Auge aufriss, wo der Diamant in seinem Ehering sie getroffen hatte.

    Kathryn war so schockiert gewesen, dass sie kein Wort herausgebracht hatte. Dieses Mal entschuldigte er sich nicht sofort bei ihr, sondern erklärte ihr, dass Frauen, die sich schamlos in der Stadt zur Schau stellten, dies verdient hätten. Sie würde sich unbedingt bessern müssen. In dem Moment hatte sie gewusst, dass sie keine andere Wahl hatte, als zu gehen. Sie hätte sofort die Wohnung verlassen und in einem Hotel übernachten sollen. Aber sie hatte Angst gehabt, irgendetwas zu tun, das ihn erneut provozieren könnte. Und so hatte sie sich auf das Bett gelegt, und er sich neben sie. Und dann hatte er zu reden angefangen. Er wisse, dass er sie nicht hätte schlagen sollen, dass es ein Fehler war. Kathryn hatte gehofft, sich aus der Wohnung schleichen zu können, sobald er eingeschlafen war, aber jedes Mal, wenn sie sich bewegte, drehte er sich ebenfalls um, und so blieb sie liegen.
    Als sie am nächsten Tag zur Arbeit ging, hatte sie eine Sonnenbrille aufgesetzt, um die Schramme zu verstecken (und den blauen Fleck, der sich gebildet hatte). Sie hatte sich immer wieder gesagt, dass sie Alan auf der Stelle verlassen müsse. Sie wusste, dass sie ihn wegen ehelicher Gewalt anzeigen konnte, aber das wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass irgendjemand erfuhr, was geschehen war. Es hörte sich so dramatisch, so schäbig und schrecklich an, und irgendwie wurde Kathryn den Gedanken nicht los, dass sie allein damit fertigwerden sollte. Die Sozialdienste, die sich um misshandelte Ehefrauen kümmerten, waren etwas für Menschen der unteren Gesellschaftsschicht, die nicht so gebildet waren wie sie und die keine tollen Jobs in der City hatten. Sie waren für Frauen gedacht, die Angst vor ihren Männern hatten, weil sie ihre Rechte nicht kannten. Sie hingegen kannte ihre Rechte und wusste, was sie tun sollte. Unerklärlicherweise zögerte sie jedoch, es zu tun. Sie wollte einfach nicht glauben, dass ihr das passierte, ihr, Kathryn Dolan, einer starken, unabhängigen Frau, die sich vor nichts und niemandem fürchtete.
    Alan rief sie im Büro an. Sie müssten miteinander reden, sagte
er, es sei ein schrecklicher Ausrutscher gewesen, was letzte Nacht passiert war, er habe sie nicht schlagen wollen. Kathryn hatte ihm darauf geantwortet, dass sie noch nicht darüber reden wolle. Sie müsse sich erst klar darüber werden, was das zu bedeuten hatte.
    Sie war nervös, als sie an diesem Abend nach Hause kam, weil sie nicht wusste, in welcher Stimmung Alan sein würde und ob es generell klug

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