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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Weltuntergang waren es nur knapp mehr als dreiunddreißig Stunden. Die Raumausstattung war eine eigenartige Mischung aus teuer aussehenden Möbeln im Stil des achtzehnten Jahrhunderts und wirklich teurer moderner Technologie. Auf großen Monitoren an den Wänden liefen Szenen aus London, Paris, Washington und Tel Aviv. Hauptsächlich leere Straßen. Überall schwer bewaffnete Soldaten.
    Wir befinden uns im Krieg mit einem Wahnsinnigen , dachte ich.
    Man hatte mir gesagt, ich könne mit der Gruppe Englisch reden, aber ich sollte langsam und deutlich sprechen. Wahrscheinlich hatten sie Angst, ich würde meine Ansprache in einem Straßenslang halten, die keiner im Raum verstehen könnte.
    Â»Ich heiße Dr. Alex Cross und bin forensischer Psychologe«, begann ich. »Ehe ich Agent beim FBI wurde, war ich Detective im Morddezernat in Washington, D.C. Vor weniger
als einem Jahr arbeitete ich an einem Fall, der mich mit der Russenmafia in Berührung brachte. Insbesondere hatte ich es mit einem ehemaligen KGB-Mann zu tun, der nur als Wolf bekannt war. Der Wolf ist mein Thema heute Morgen.«
    Den Rest hätte ich im Schlaf herunterbeten können. Ich sprach zwanzig Minuten lang über den Russen. Doch als ich zum Ende kam und sich eine Diskussion anschloss, war mir klar, dass die Franzosen sich zwar bereitwillig alles angehört hatten, was ich vorzutragen hatte, aber felsenfest an ihrer Überzeugung festhielten, dass islamistische Terroristen die wahre Quelle der Bedrohung der vier Zielstädte waren. Entweder gehörte der Wolf zu Al Kaida, oder er arbeitete mit ihr zusammen.
    Ich bemühte mich, für jedes Argument offen zu bleiben, aber, wenn ihre Theorie richtig war, dann würde ich endgültig den Verstand verlieren. Ich glaubte den Franzosen nicht. Der Wolf war Russenmafia.
    Gegen elf Uhr ging ich zurück in mein winziges Büro und stellte fest, dass ich einen neuen Partner hatte.

78
    Ein neuer Partner? Jetzt?
    Alles war für mich leicht verschwommen und oft unverständlich. Ich musste davon ausgehen, dass das FBI jemand kontaktiert und an ein paar Fäden gezogen hatte. Der neue Partner war eine Frau, eine agent de police , und hieß Maud Boulard. Sie informierte mich unverzüglich, dass wir »nach Art der französischen Polizei« arbeiten würden, was auch immer das bedeuten mochte.
    Ã„ußerlich glich sie Etienne Marteau: dünn, Adlernase und scharfe Züge – aber leuchtend rotes Haar. Sie gab sich große Mühe, mir zu erzählen, dass sie in New York und Los Angeles gewesen sei, aber ihr diese Städte überhaupt nicht gefallen hätten.
    Â»Unser Ultimatum rückt näher«, sagte ich.
    Â»Ich kenne das Ultimatum, Dr. Cross. Wir alle. Schnell arbeiten heißt nicht intelligent arbeiten.«
    Was sie »unsere Observierung der Russenmafia« nannte, begann am Parc Monceau im achten Arrondissement. Im Gegensatz zu den USA, wo die Russen sich hauptsächlich in Arbeitervierteln wie Brighton Beach in New York aufhielten, lebte die Mafia hier offenbar in schickeren Gegenden.
    Â»Vielleicht, weil sie Paris besser kennen und hier schon länger operieren«, meinte Maud. »Das ist meine Meinung. Ich kenne die russischen Schlägertrupps seit vielen Jahren. Übrigens glauben die ebenfalls nicht an den Wolf. Glauben Sie mir, ich habe mich erkundigt.«
    Genau das taten wir die nächsten Stunden. Wir sprachen mit zahllosen russischen Schlägern, die Boulard kannte,
über den Wolf. Nun, der Morgen war wunderschön. Strahlend blauer Himmel. Dennoch litt ich Höllenqualen. Was tat ich hier?
    Um halb zwei meinte Maud fröhlich: »Jetzt könnten wir zum Lunch gehen. Selbstverständlich mit Russen. Ich kenne genau das richtige Lokal.«
    Sie führte mich zu einem der Ȋltesten russischen Restaurants in Paris«, wie sie erklärte. Das Vorderzimmer des Le Daru war mit warmer Fichte getäfelt, als seien wir in der Datscha eines reichen Moskowiters.
    Ich war wütend, bemühte mich jedoch, das nicht zu zeigen. Wir hatten einfach keine Zeit, um uns gemütlich für ein Mittagessen hinzusetzen.
    Trotzdem speisten Maud und ich. Am liebsten hätte ich sie erwürgt – und den kriecherischen Kellner -, jeden, den ich in die Finger bekäme. Ich bin sicher, sie hatte keine Ahnung, wie wütend ich war. Was für eine Polizistin!
    Als wir mit dem Essen fertig waren, bemerkte ich, dass

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