Und erlose uns von dem Bosen
dich ein bisschen aufzuheitern. Wir vermissen dich«, flüsterte sie.
»Du fehlst uns, Dad«, sagte Damon.
» Je tâaime «, sagte Jannie.
Dann war ich allein in einem weit entfernten Hotelzimmer, in der Stadt unter Todesdrohung.
Je tâaime aussi .
75
Die Uhr tickte⦠laut . Oder war das nur mein Herz kurz vor einer Explosion?
Am nächsten Morgen bekam ich einen Partner. Er hieà Etienne Marteau und war Detective bei der französischen Nationalpolizei. Marteau war klein und drahtig und auf den ersten Eindruck kooperativ und kompetent. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass er mir wohl eher zugeteilt worden war, um mich zu beobachten, nicht so sehr, um mit mir zu arbeiten. Das Ganze war ScheiÃe, effektiv kontraproduktiv. Es begann mich verrückt zu machen.
Am späten Nachmittag sprach ich mit Ron Burnsâ Büro. Ich wollte nach Hause fliegen. Aber meine Bitte wurde abgelehnt. Von Tony Woods! Tony machte sich nicht mal die Mühe, dem Direktor meine Bitte vorzutragen. Er erinnerte mich daran, dass Thomas Weir und der Wolf sich wahrscheinlich in Paris getroffen hatten.
»Das habe ich nicht vergessen, Tony«, knurrte ich und legte auf.
Ich begann, mich durch die Aufzeichnungen und Daten hindurchzuwühlen, welche die Nationalpolizei gesammelt hatte. Ich suchte nach Verbindungen zu Thomas Weir oder der CIA. Ich bemühte mich sogar, vorurteilsfrei über islamistische Terroristen zu denken. Du meine Güte!
Detective Marteau ging mir ein bisschen zur Hand, aber der Franzose brauchte häufige Pausen, um Zigaretten zu rauchen und Kaffee zu trinken. Erneut hatte ich das Gefühl, dass hier jede Hilfe, die ich womöglich geben konnte, im Keim erstickt wurde. Ich bekam heftige Kopfschmerzen.
Gegen sechs Uhr versammelten wir uns im Krisenzentrum. Die verfluchte Uhr tickte! Der Wolf wollte anrufen, erfuhr ich schlieÃlich. Die Stimmung im Raum war geladen, aber eindeutig negativ: Wir wussten alle, dass wir manipuliert und beleidigt wurden. Ich war sicher, dass in Washington, London und Tel Aviv die gleiche Atmosphäre herrschte.
Plötzlich hörten wir seine Stimme aus dem Lautsprecher. Schwer verzerrt. Vertraut. Obszön.
»Tut mir Leid, dass ich Sie warten lieë, sagte er. Obwohl er nicht laut lachte, war der Spott unüberhörbar. Am liebsten hätte ich den Dreckskerl angebrüllt.
»Aber mich hat man auch warten lassen, nicht wahr ? Ich weiÃ, ich weiÃ, ein derartiger Präzedenzfall ist unakzeptabel für alle Regierungen. Verlust des Gesichts. Ich verstehe das, wirklich. Ich habe es begriffen.
Und jetzt müssen Sie etwas begreifen. Dieses Ultimatum ist endgültig. Ich werde allerdings ein Zugeständnis machen. Falls Sie sich besser fühlen: Versuchen Sie doch, mich zu finden. Bringen Sie Ihre Ermittlungen an die Ãffentlichkeit. Erwischen Sie mich, wenn Sie können.
Aber eins müsst ihr wissen, ihr ScheiÃkerle. Diesmal muss das Geld pünktlich gezahlt werden. Alles. Und die Kriegsgefangenen müssen freigelassen werden. Alle. Dieses Ultimatum wird nicht verlängert. Glauben Sie mir, es ist ein Ultimatum. Wenn Sie es versäumen â auch wenn es nur ein paar Minuten sind -, wird es Zehntausende von Morden in jeder der vier Städte geben. Sie haben richtig gehört: Morde . Glauben Sie mir, ich werde auf den Knopf drücken. Ich werde auf eine Art und Weise morden, wie es die Welt noch nicht erlebt hat. Besonders in Paris. Au revoir, mes amis.«
76
Etienne Marteau und ich glaubten später am Abend auf etwas Nützliches gestoÃen zu sein. Vielleicht war es sogar wichtig. Zu diesem Zeitpunkt wurde jeder Hinweis als lebenswichtig angesehen.
Die französische Nationalpolizei hatte mehrere Nachrichten vom Telefon eines bekannten Waffenhändlers, der in Marsaille arbeitete, abgefangen. Der Händler hatte sich auf Bestände der Roten Armee spezialisiert. Das Schmuggelgut war in ganz Europa, besonders in Deutschland, Frankreich und Italien im Umlauf. In der Vergangenheit hatte er an radikale islamistische Gruppen Waffen verkauft.
Marteau und ich lasen mehrmals die Abschrift eines Telefongesprächs zwischen dem Waffenhändler und einem mutmaÃlichen Terroristen, der eventuell Verbindung mit der Al Kaida hatte. Das Gespräch war chiffriert, aber die französische Polizei hatte den Code weitgehend geknackt.
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WAFFENHÃNDLER: Cousin, wie gehen die Geschäfte
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