Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
Vom Netzwerk:
gibt es nicht viel zu sehen.«
    Ich nahm den Sack ab. Wir waren irgendwo in Frankreich auf dem platten Land. Und wir holperten tatsächlich auf einer nicht asphaltierten Straße dahin. Hohes Gras schwankte auf beiden Seiten. Nirgendwo konnte ich einen Wegweiser sehen.
    Â»Er wohnt hier draußen?«, fragte ich. Brachte man mich tatsächlich zum Wolf? Aus welchem Grund?
    Â»Für den Augenblick, Dr. Cross. Aber dann ist er wieder weg. Wie Sie wissen, kommt er viel rum. Er ist wie ein Geist, eine Erscheinung. Sie werden gleich sehen, was ich meine.«
    Der Peugeot hielt vor einem kleinen Bauernhaus, aus Feldsteinen gebaut. Zwei bewaffnete Männer traten vor die Tür. Beide zielten mit den automatischen Waffen auf meinen Oberkörper und mein Gesicht.
    Â»Rein!«, befahl ein Mann. Er hatte einen weißen Bart und war ebenso ein Bär wie der Mann, der mich hierher gebracht hatte.

    Offensichtlich hatte er mehr zu sagen als der Schwarzbart, der bis jetzt das Kommando geführt hatte. »Gehen Sie rein!«, wiederholte er. »Schnell! Können Sie nicht hören, Dr. Cross?«
    Â»Er ist ein Tier«, sagte Weißbart danach. »Er hätte die Frau nicht umbringen sollen. Ich bin der Wolf, Dr. Cross. Ich freue mich, dass wir uns endlich kennen lernen.«

80
    Â»Versuchen Sie lieber nicht, den Helden zu spielen. Denn dann muss ich Sie töten und einen neuen Botenjungen finden«, warnte er mich, als wir zusammen ins Haus gingen.
    Â»Ich bin ein Botenjunge? Wofür?«, fragte ich.
    Der Russe wedelte meine Frage beiseite, als sei ich eine lästige Fliege, die vor seinem bärtigen Gesicht herumschwirrte.
    Â»Die Zeit fliegt. Haben Sie das nicht auch gedacht, als Sie mit der französischen Kollegin zusammen waren? Die Franzosen haben Sie doch nur aufs Abstellgleis geschoben. Hatten Sie nicht auch diesen Eindruck?«
    Â»Der Gedanke ist mir durch den Kopf gegangen«, gestand ich. Ich konnte nicht glauben, dass dieser Mann der Wolf war. Ich glaubte es einfach nicht. Aber wer war er? Weshalb hatte man mich hergebracht?
    Â»Selbstverständlich. Sie sind kein Dummkopf«, sagte er.
    Wir waren in ein kleines dunkles Zimmer mit einem Kamin aus Feldsteinen getreten. Es brannte aber kein Feuer. Der Raum war voll gestellt mit schweren alten Holzmöbeln, viele alte Illustrierte und vergilbte Zeitungen lagen herum. Die Fensterläden waren fest geschlossen. Es war stickig. Das einzige Licht kam von einer Stehlampe.
    Â»Warum bin ich hier? Warum zeigen Sie sich mir jetzt?«, fragte ich.
    Â»Setzen Sie sich«, befahl der Russe.
    Â»Na schön. Ich bin ein Botenjunge«, meinte ich ergeben und ließ mich auf einem Stuhl nieder.
    Er nickte. »Ja, ein Botenjunge. Es ist wichtig, dass alle
den Ernst der Situation voll begreifen. Das ist Ihre letzte Chance.«
    Â»Wir verstehen das«, sagte ich.
    Ich hatte noch kaum ausgeredet, da sprang er auf und versetzte mir einen Kinnhaken.
    Mein Stuhl fiel im freien Fall nach hinten. Mein Kopf schlug auf dem Steinboden auf. Ich glaube, dass ich für einige Sekunden bewusstlos war.
    Zwei Männer kamen herein und hoben mich hoch. Mir war schwindlig, und in meinem Mund war Blut.
    Â»Ich möchte, dass dieser Punkt ganz klar ist«, fuhr der Russe fort. Es war, als sei der Faustschlag eine nötige Pause für seine Rede gewesen. »Sie sind ein Botenjunge. Keiner von euch Dummköpfen hat wirklich den Ernst begriffen. Genauso wie niemand wirklich begreift, dass sie sterben würden und was das bedeutet... bis zu dem Moment, wenn es passiert. Das blöde Weib in Paris heute? Glauben Sie, dass sie etwas begriffen hat, ehe die Kugel ihr das Hirn herausgepustet hat? Diesmal muss das Geld bezahlt werden, Dr. Cross. Der volle Betrag und in allen vier Städten . Die Gefangenen müssen entlassen werden.«
    Â»Warum die Gefangenen?«, fragte ich.
    Wieder schlug er mich, aber diesmal ging ich nicht zu Boden. »Weil ich es will!« Damit verließ er den Raum.
    Einen Moment später kam er mit einem schweren schwarzen Koffer zurück. Diesen stellte er direkt vor mich auf den Boden.
    Â»Das ist die dunkle Seite des Mondes«, sagte er. Dann öffnete er den Koffer für mich.
    Â»Das nennt man eine taktische Atombombe. Kurz: eine ›Kofferbombe‹. Löst eine grauenvolle Explosion aus. Im Gegensatz zu konventionellen Sprengköpfen operiert sie vom
Boden aus. Leicht zu verbergen, leicht zu

Weitere Kostenlose Bücher