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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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uniformierte Sicherheitsmann tot auf dem glänzenden Marmorboden in einer ständig größer werdenden Blutlache. Kopfschuss.
    Alle Aufzüge waren besetzt. Rote Blinklichter zeigten die Stockwerke an: acht, vier, drei – alle nach oben .
    Â»Eins ist klar, da kommt er nicht mehr raus«, keuchte Mahoney.
    Â»Genau wissen wir das nicht, Ned.«
    Â»Verflucht, fliegen kann der Scheißkerl doch nicht, oder?«
    Â»Nein, aber wer weiß, was er tun kann. Er ist aus einem bestimmten Grund hier hineingelaufen.«

    Mahoney postierte die Agenten vor den Aufzügen. Danach sollten sie mit der Verstärkung der New Yorker Polizei, die auf dem Weg war, sämtliche Stockwerke vom Keller bis zum Dachboden durchsuchen. Schon bald würden Hunderte von Polizisten hier sein. Der Wolf war im Gebäude.
    Mahoney und ich nahmen die Verfolgung über die Treppen auf.
    Â»Wohin gehen wir? Wie weit hinauf?«
    Â»Zum Dach. Das ist der einzige Fluchtweg aus diesem Gebäude.«
    Â»Glauben Sie wirklich, dass er einen Plan hat, Alex?«
    Ich zuckte die Achseln. Ich hatte keine Ahnung. Er blutete, musste geschwächt sein, vielleicht sogar im Delirium. Oder er hatte einen Plan. Verflucht, bis jetzt hatte er stets einen Plan gehabt.
    Wir hetzten hinauf. Das neunte war das oberste Stockwerk. Als wir aus dem Treppenhaus spähten, war niemand zu sehen. Rasch überprüften wir die Büros. Keiner war ihm begegnet – und die Leute hätten sich mit Sicherheit an ihn erinnert.
    Â»Da hinten gibt es eine Treppe aufs Dach«, informierte uns eine Sekretärin in einer Anwaltskanzlei.
    Ned Mahoney und ich liefen die Stufen hinauf, dann traten wir ins helle Tageslicht. Keine Menschenseele. Auf dem alten Gebäude war noch ein eingeschossiger Aufbau wie ein Würfel. Wasserturm? Hausmeisterbüro?
    Wir probierten die Tür. Verschlossen.
    Â»Irgendwo muss er sein. Es sei denn, er ist gesprungen«, sagte Ned.
    In dieser Sekunde trat er hinter dem Würfel hervor, hinter unseren Rücken. »Ich bin nicht gesprungen, Mr. Mahoney. Ich habe Ihnen doch laut und deutlich erklärt, diesen Fall nicht zu
bearbeiten. Ich dachte, Sie hätten das begriffen. Und jetzt – Waffen runter. Sofort.«
    Ich trat vor. »Ich habe ihn hergebracht.«
    Â»Aber selbstverständlich haben Sie. Sie sind ja der unermüdliche, gnadenlose Dr. Cross, der niemals aufgibt. Deshalb sind Sie so voraussehbar, so nützlich.«
    Plötzlich trat ein Polizist aus derselben Dachluke, die wir benutzt hatten. Er sah den Wolf und schoss.
    Er traf den Wolf in die Brust, was den wenig kümmerte. Wie wir wussten, trug er ja eine Weste. Der Russe brummte wie ein gereizter Bär und stürzte sich mit hoch erhobenen Armen auf den Polizisten.
    Er packte den verblüfften Mann und hob ihn hoch. Das alles geschah in einer solch rasenden Geschwindigkeit, dass Ned und ich nichts unternehmen konnten. Als Nächstes schleuderte er den Mann wie einen lästigen Sack vom Dach.
    Dann rannte der Wolf auf die andere Seite des Flachdachs. Er schien offenbar den Verstand verloren zu haben. Was hatte er vor? Plötzlich kam mir die Erkenntnis. Das Gebäude im Süden stand so nah, dass er darauf springen konnte. Dann sah ich von Westen her einen Hubschrauber anfliegen. Für ihn? War das sein Fluchtplan? Das darf nicht geschehen.
    Ich setzte ihm hinterher. Mahoney ebenfalls. »Halt! Bleiben Sie stehen! Halt!«
    Der Wolf lief im Zickzack. Wir feuerten, trafen ihn jedoch mit den ersten Schüssen nicht.
    Dann war der Wolf in der Luft. Er schlug mit beiden Armen, als seien sie Flügel – und würde damit das Flachdach des anderen Hauses erreichen.
    Â»Nein, du Dreckskerl!«, brüllte Ned. »Nein!«
    Ich blieb stehen, zielte sorgfältig und drückte vier Mal auf den Abzug.

119
    Der Wolf bewegte die Beine, als würde er in der Luft laufen, doch dann fiel er. Er streckte die Arme aus. Es gelang ihm, die Dachkante des anderes Hauses zu umklammern.
    Mahoney und ich rannten zum Ende unseres Dachs. Konnte der Wolf wieder entkommen? Irgendwie war es ihm immer möglich. Aber diesmal nicht – ich wusste, dass ich ihn in die Kehle getroffen hatte. Er musste am eigenen Blut ersticken.
    Â»Fall, du Wichser!«, schrie Ned.
    Â»Er hält nicht durch«, sagte ich.
    Und endlich stürzte der Russe in die Tiefe. Dabei gab er eigenartigerweise keinen Laut von sich, keinen einzigen Schrei.
    Mahoney

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