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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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vermutlich die größte Angst eines jeden Menschen, eines Tages mutterseelenallein dazustehen und zu wissen, dass die Menschen, die man am meisten liebte, in Gefahr waren.
    Wir hatten verloren.

121
    Die E-Mail kam am fünften Tag. Ich vermochte sie kaum zu lesen. Als ich die Worte las, hätte ich am liebsten gekotzt. Alex, las ich.
    Ãœberraschung, mein lieber Junge.
    Eigentlich bin ich kein so grausamer oder herzloser Mensch, wie du vielleicht glaubst. Die wahren grausamen und keinen Vernunftgründen zugänglichen Menschen, vor welchen wir alle Angst haben sollten, sind hauptsächlich in deinen Vereinigten Staaten und in Westeuropa. Das Geld, das ich jetzt habe, wird helfen, sie zu stoppen, sie und ihre Gier. Glaubst du das? Du solltest. Warum nicht? Warum zum Teufel nicht?
    Ich danke dir, was du für mich, Hana, Daniela und Jozef getan hast. Wir schulden dir etwas, und ich bezahle zuverlässig meine Schulden. Für mich bist du »eine Mücke«, aber zumindest eine Mücke. Deine Familie wird heute zu dir zurückgebracht, aber jetzt sind wir quitt. Du wirst mich nie wieder sehen. Ich will dich auch nie wieder sehen. Wenn ich dich sähe, müsstest du sterben. Das ist ein Versprechen.
    Â 
    Klára Cernohosska
    Wolf

122
    Das konnte ich nicht akzeptieren. Ich konnte und wollte es nicht. Der Wolf war in mein Haus eingedrungen, hatte meine Familie verschleppt, obwohl sie unverletzt zurückgebracht wurde. Es konnte wieder geschehen.
    Während der folgenden Wochen stellte ich die neue kooperative Beziehung zwischen dem FBI und der CIA auf die Probe. Ja, ich überbeanspruchte sie schätzungsweise. Ich brachte Ron Burns dazu, Druck auszuüben. Ich fuhr mehr als ein Dutzend Mal ins Hauptquartier der CIA, nach Langley, und sprach mit allen, vom jüngsten Analytiker bis zum neuen Direktor James Dowd. Ich wollte alles über Thomas Weir und den KGB-Agenten wissen, den man mit ihrer Hilfe aus Russland herausgeschafft hatte. Ich musste alles wissen, was sie wussten. War das möglich? Ich bezweifelte es, aber das hielt mich nicht davon ab, es zu versuchen.
    Dann wurde ich eines Tages in Burns’ Büro zitiert. Dort erwarteten mich Burns und der neue CIA-Direktor im Konferenzzimmer. Etwas lag in der Luft. Entweder etwas sehr Gutes – oder etwas sehr, sehr Schlechtes.
    Â»Kommen Sie herein, Alex«, sagte Burns so herzlich, wie er oft war. »Wir müssen reden.«
    Ich trat ein und setzte mich den beiden hohen Tieren gegenüber. Beide waren hemdsärmelig und sahen aus, als seien sie soeben aus einer langen und anstrengenden Arbeitssitzung gekommen. Worüber? Der Wolf? Etwas anderes, worüber ich nichts hören wollte?
    Â»Direktor Dowd möchte Ihnen ein paar Dinge erklären«, begann Burns.

    Â»Ja, Alex«, sagte Dowd. Er war in New York Anwalt gewesen, und man hatte nicht damit gerechnet, dass er Direktor der CIA werden würde. Er hatte bei der New Yorker Polizei angefangen, danach etliche Jahre eine lukrative Privatkanzlei betrieben. Gerüchten zufolge gab es Dinge, die keiner von uns wusste oder wissen wollte, die Dowd und seine Jahre als Staranwalt betrafen.
    Â»Ich versuche zurzeit, mich in Langley zurechtzufinden und mir einen Überblick zu verschaffen«, sagte er. »Und diese Übung hat mir wirklich sehr geholfen. Wir haben sehr viel Zeit und Mühe aufgewendet, um alles über Direktor Weir aufzudecken.«
    Dowd schaute Burns an. »Fast alles ist in Ordnung, hervorragende dienstliche Beurteilungen. Aber dieses Wühlen in alten Unterlagen wird von einigen der ›alten Krieger‹ drüben in Virginia nicht sehr geschätzt. Offen gesagt, ist mir das scheißegal, was die denken.
    Ein Russe namens Anton Christyakov wurde angeworben und neunzehnhundertneunzig aus Russland herausgeschafft. Dieser Mann war der Wolf. Da sind wir relativ sicher. Er wurde nach England gebracht, wo er sich mit einigen Agenten traf, darunter auch Martin Lodge. Dann wies man ihm als Wohnung ein Haus außerhalb Washingtons an. Nur eine Hand voll Leute kannten seine Identität. Die meisten davon sind inzwischen tot – Weir eingeschlossen.
    Schließlich ließ man ihn in die Stadt seiner Wahl übersiedeln, nach Paris, wo er sich mit seiner Familie traf. Mutter, Vater, Frau, zwei Söhne, neun und zwölf Jahre alt.
    Alex, sie wohnten zwei Blocks vom Louvre entfernt, in einer der Straßen, die vor wenigen Wochen zerstört

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