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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Psychologie arbeitet er?»
    «Er ist jetzt selbständig. Früher war er fest beim BKA angestellt. Eine gute Stelle, die er sich gewünscht und auf die er hingearbeitet hatte. Doch sein Vorgesetzter mochte ihn nicht, hatte er mir erzählt. Er war sehr enttäuscht. Seine Depressionen und die Persönlichkeitsstörungen kehrten zurück. Dann fing er wieder mit dem Trinken an. Schrecklich.»
    Demandts Gedanken überschlugen sich. Er kannte keinen Ruben de Meer beim BKA. Doch dann dämmerte es ihm. Der Pass lief unter dem Namen seiner neuen Eltern.
    «Wie hieß die Adoptivfamilie?»
    «Levy.»

26
    «O h Mann, bist du kaputt», verhöhnte Kolber ihn. «
Du
solltest an meiner Stelle hier einsitzen. Im Gegensatz zu dir habe ich ja noch alle Tassen im Schrank. Ich weiß zumindest noch, was ich getan habe und wer ich bin.»
    In Levy wuchs ein unbehagliches Gefühl, das ihn tief verunsicherte. «Seit wann haben Sie die Vorstellung, dass ich ein anderer sei?»
    Kolber lachte laut. «Du bist kein anderer, du bist zwei.»
    «Beschreiben Sie mir diese
zwei
. Einen nach dem anderen.»
    Kolbers Antwort klang drohend. «Wie du willst. Du kamst wie alle anderen hier an, die sich ihr Wissen aus Büchern und Praktika zusammengeklaubt haben. Von der Realität, die in mir steckt, hattest du nicht den blassesten Schimmer. Aber du warst mir sympathisch. Ich spürte von Anfang an, dass da etwas in dir war, das mir gut bekannt ist.»
    «Und das war?»
    «Dieser unstillbare Drang nach Gerechtigkeit. Ein Feuer, das weitaus heller und verzehrender brennt als alles andere.
    Ich hatte dir einen Handel vorgeschlagen. Ich forderte dich auf,
mein
Leben von Anfang an nochmals zu durchleben. Im Gegenzug gab ich dir einen Schatz: die Wahrheit über mich. Das, worauf du und deine Kollegen ja so scharf seid – in die Psyche eines Serienmörders blicken zu können.»
    «Und Sie», fragte Levy, «was erhielten Sie im Gegenzug von mir?»
    «Den Beweis, dass du an meiner Stelle nicht anders gehandelt hättest als ich. Du hattest gute Anlagen, konntestden Schmerz des Verlassenwerdens und der Einsamkeit so erleben, wie ich ihn damals erlebt habe, so, als würde einem die Seele aus dem Leib gerissen. Und je weiter ich dich in mein Leben hineinführte, desto leichter wurde es für dich, mich zu verstehen. Es war, als wärest du den gleichen Weg gegangen wie ich, bis zur letzten Konsequenz. Zuerst fehlte dir der Mut, die Schwelle zu überschreiten   … danach jedoch warst du mir ein Bruder geworden, im Geiste – und im Leben.»
    Levy fiel es schwer, sich dem durchdringenden Blick Kolbers zu entziehen. Was hatte er damit gemeint:
im Geiste und im Leben
? Er stand auf, versuchte, sich die aufkeimende Unruhe nicht anmerken zu lassen.
    «Ich kann nicht glauben», sprach Kolber weiter, «dass du das alles nicht mehr wissen willst.»
    Levy wehrte sich gegen die Einvernahme. «Ich habe überhaupt keine Ahnung, wovon Sie sprechen.»
    «Oh, doch. Du weißt es, und ich weiß es. Nur willst du es nicht mehr wahrhaben. Du wehrst dich dagegen, so zu sein wie ich. Dabei hast du es lange Zeit genossen. Du hast von mir gelernt. Wie man es anstellt und welche wunderbare Erfüllung einen dabei überkommt. Das Fleisch, das Blut, ihre Gesichter und Augen, die dich anflehen aufzuhören. Du hast die Macht, die ich dir über deine Opfer geschenkt habe, genossen. Jeden einzelnen Augenblick. Du hast mir alles erzählt, als du zu den Interviews zu mir kamst. Wie du es ihnen zurückgezahlt hast. Jede verdammte Lüge und jeden Schmerz, den sie dir bis an dein Lebensende ins Herz eingebrannt haben.
    Als ich dich dann im Fernsehen wieder gesehen habe, als du diese Satanisten ausgehoben hast, war mir klar, dass du zu mir zurückkehren würdest.»
    Die Gedanken in Levys Kopf überschlugen sich. Bildervon Anubis tauchten auf, die Worte, die er gesprochen hatte, das Blut, das Herz und die Aufforderung, sich mit ihm zu vereinigen.
    «Sie wollen mich für die Taten gewinnen, die Sie zu verantworten haben», sagte Levy, «so wie Sie es auch bei den anderen versucht haben.»
    «Ja, nur waren die bei weitem nicht so talentiert und aufgeschlossen wie du.»
    «Dennoch haben Sie damit bei mir keinen Erfolg. Ich weiß genau, wer ich bin. Ich bin Balthasar Levy, Kriminalpsychologe und   …»
    «…   Serienmörder», führte Kolber den Satz zu Ende. «Auf deinem Bauernhof, den du dir eigens für deine Rache zur Schlachtbank ausgebaut hast, bist du ein anderer. Den anderen Levy gibt es dann nicht mehr.

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