Und ewig seid ihr mein
gelangte Levy zum einzigen Straßenschild mit Durchfahrtsverbot, hier sollte er in den Feldweg einbiegen. Dann wäre es noch ein Kilometer zu einem einsam stehenden Gehöft, das hinter einer Baumgruppe in der weiten Landschaft versteckt liegen sollte.
Die Fahrt wurde in gebührendem Abstand zum Bauernhof unversehens gestoppt. Ein Gatter mit einem Schild
Privatbesitz
versperrte den freien Zugang. Levy stieg aus.
Der Postkasten war mit einem Namen versehen: Jan Roosendaal.
Aber das war nicht möglich. Jan besaß oder bewohnte keinen Bauernhof in Deutschland. Das hätte er ihm doch bestimmt gesagt. Oder hatte er das auch vergessen oder verdrängt, wie das Gespräch mit Kolber, den Sharan und wer weiß, was sonst noch?
Das Gatter war mit einer Kette und einem Schloss gesichert. Er prüfte den Schlüsselbund, den er im Spind gefunden hatte, auf einen geeigneten Schlüssel. Einer passte.
Der Weg führte zu einem mit Schotter bedeckten Vorhof. Von hier aus gab es nur einen Zugang zum Gebäude.
Die massive Tür war nur angelehnt. Levy schob sie vorsichtig auf. Regungslos verharrte er auf der Türschwelle, blickte in den dunklen Gang hinein. Was wird mich in diesem Haus erwarten?, fragte er sich. Auf wen werde ich treffen? Bin ich stark genug?
Wer bin ich?
«Ich bin Balthasar Levy», antwortete er entschieden.
Dann setzte er den ersten Schritt.
Beim zweiten spürte er den Angriff seines Unterbewusstseins.
31
Die Fahndung nach Michaelis und Levy war drei Stunden alt. Bisher ohne Ergebnis.
Die Polizeidirektionen in Umkreis von einhundert Kilometernwaren informiert und mit einem Bild Levys bestückt worden. Es war allerdings nicht mehr das neueste. Es stammte aus seiner Personalakte beim BKA. Das Bild zeigte einen Levy, zirka zehn Jahre jünger als heute, mit vollerem und längerem Haar. Das war der Levy, bevor er in die Therapien und durch die Hölle des Alkoholismus gegangen war. Ein entspannter, lebensfroher junger Mann.
Am liebsten hätte Demandt das Bild überhaupt nicht freigegeben. Es war der Garant für zahlreiche Falschmeldungen und würde die ohnehin knappen Personalresourcen schnell binden. Aber er hatte kein anderes.
Das Bild von Hortensia Michaelis war aktueller. Sie achtete darauf, dass bei jeder Leistungsbewertung eine dynamische und vielversprechende Mitarbeiterin zu sehen war.
Doch das sollte ihr in diesem Moment nicht helfen. Die Rückmeldungen der Streifenbeamten beliefen sich auf null. Hortensia Michaelis war und blieb verschwunden. Autokontrollen wurden nur noch stichpunktartig durchgeführt. Anders war es nicht zu schaffen, den abendlichen Pendlerverkehr zwischen Hamburg und dem Umland nicht völlig zum Erliegen zu bringen.
Die Beamten meldeten bereits nach kurzer Zeit Land unter. Nur wenn sie einen Mann am Steuer eines dunklen Vans erkannten, hielten sie den Wagen an und ließen sich die Papiere und den Kofferraum zeigen.
Vor dem großen Plasmaschirm versammelt, verfolgten Demandt und der Rest der Mannschaft immer wieder die kurze Bildsequenz aus der Tiefgarage, in der Tessa Fahrenhorst in Begleitung ihres Entführers zu sehen war.
«Er könnte es durchaus sein», sagte Falk. «Größe und Proportionen stimmen.»
Naima widersprach. «Das sagst du jetzt, weil wir Levy dringend verdächtigen. Vorher, als wir noch keinen konkretenVergleich anstellen konnten, ist keiner auf den Gedanken gekommen.»
«Dennoch», fügte Luansi hinzu, «ganz auszuschließen ist es nicht. Wenn wir als weiteren Anhaltspunkt den Bericht des BKA über das aufgezeichnete Gespräch zwischen Levy und Anubis hinzunehmen, dann zieht sich die Schleife immer enger um seinen Hals.»
«Was ist das Ergebnis des Berichts?», fragte Demandt.
Luansi nahm das Fax zur Hand. «Neben zahlreichen kleinen Auffälligkeiten treten zwei Verdachtsmomente deutlich hervor. Zum einen ist es der Ton, in dem sich die beiden unterhalten. Er ist familiär, so, als würden sich enge Verwandte unterhalten. Es fehlt jeglicher sprachliche Abstand, der bei Fremden normal wäre. Zum anderen liegt der Stimmenvergleich in einem sehr engen Bereich.»
«Kann die Aufnahme getürkt sein?», fragte Demandt. «Ich meine, sind es tatsächlich zwei verschiedene Personen, die auf dem Band zu hören sind? Oder kann es sein, dass Levy nur einen zweiten Mann vorgetäuscht hat.»
Alexej meldete sich zu Wort. «Die technische Fertigkeit traue ich ihm zu. Wobei er dann die Möglichkeiten der Software nicht ausgeschöpft hätte. Ich habe die beiden Sprachbilder
Weitere Kostenlose Bücher