Und ewig seid ihr mein
einer zweiten weiblichen Person. Die Borsten der Zahnbürsten waren trocken, das Duschbecken auch.
Sie gingen zurück ins Wohnzimmer. Ihre Kleidung vom Vortag lag wie gerade eben ausgezogen in einer Ecke. Die Kaffeemaschine war unbenutzt, keine Anzeichen von gebrauchtem Frühstücksgeschirr. Im Abfalleimer fanden sie den Karton einer Fertigpizza.
Alles machte den Anschein, als ob Michaelis den Abend zuvor nach Hause gekommen war, gegessen hatte, sich aber nicht zu Bett begeben und auch nicht in der Wohnung übernachtet hatte. Ihr Aktenkoffer und die Handtasche lagen auf dem Schreibtisch am Fenster. Daneben stand das gerahmte Bild eines jungen Mädchens, das Ähnlichkeit mit Michaelis hatte.
Um keine möglichen Spuren zu verwischen, setzten sie sich nicht hin, um die Befunde zu erörtern, sondern stellten sich in den Flur. Noch war dies hier kein Tatort, dennoch war Vorsicht geboten.
«Das Bett ist unberührt», sagte Luansi. «Die Decke ist zurückgeschlagen, so, als wollte sie gerade zu Bett gehen.»
Demandt nickte. Seine Gedanken kreisten um das Unvorstellbare. Was bedeutete es, wenn Michaelis und Levy nahezu gleichzeitig verschwunden waren? Er wagte es nicht, sich darauf eine Antwort zu geben. Er hatte mit Luansi zuvor über die neuen Erkenntnisse gesprochen. Auch er hielt sich mit einer vorschnellen Antwort zurück. Dennoch, der Verdacht war begründet. Eigentlich wussten sie das beide.
Noch bevor er mit Luansi die nächsten Schritte besprach, wählte er Levys Nummer. Er ließ es klingeln, bis der Anrufbeantworter ansprang. Er kämpfte mit sich, ob er nach dem Pieps eine Nachricht aufsprechen sollte. Wenn sich der Verdacht gegen Levy bestätigen sollte, würde er ihn somit warnen. Noch eine letzte Chance, sagte er sich.
«Wenn du zu Hause bist, dann geh ran. Wir brauchen dringend ein paar Informationen von dir.»
Demandt drückte das Gespräch weg. Er sah Luansis verständnislosen Blick. «Sie wissen, dass Sie ihn nun gewarnt haben», sagte Luansi.
Demandts Selbstbeherrschung verließ ihn für einen Moment. «Ja, verdammt. Das weiß ich ganz genau. Aber was soll ich tun, er ist unsere einzige Chance.»
Luansi antwortete nicht darauf.
«Hat die Ortung von Hortensias Handy etwas ergeben?», fragte Demandt.
Luansi schüttelte den Kopf. «Es muss abgeschaltet sein.»
«Was schlagen Sie vor?»
«Ich denke, das wissen wir beide», antwortete Luansi. «Wir müssen die Fahndung einleiten, nach ihr und nach Levy.»
Demandt nickte. «Rufen Sie den Polizeipräsidenten an?»
Unvermittelt stand der Hausmeister mit einer Frau an seiner Seite in der Wohnung. «Entschuldigen Sie», sagte er vorsichtig, «das hier ist Frau Schneider. Sie wohnt eine Wohnung weiter. Sie glaubt, etwas gesehen zu haben, was wichtig sein könnte.»
Frau Schneider war nicht mehr die Jüngste. Sie mochte die siebzig bereits hinter sich gebracht haben. Dennoch, ihr Blick schien wach.
«Erzählen Sie bitte, Frau Schneider. Jeder Hinweis kann wichtig sein», sagte Luansi.
«Es war letzte Nacht, so gegen elf Uhr», begann sie. «Ich hörte etwas unten auf der Straße. Mein Schlafzimmer geht nach vorne raus, so kann ich fast alles hören, was dort vor sich geht.»
«Was hörten Sie genau?», fragte Demandt ungeduldig. Er war sich nicht sicher, ob er es mit einer ernst zu nehmenden Zeugin zu tun hatte oder mit einer gelangweilten alten Dame, die sich in Szene setzen wollte.
Frau Schneider schreckte ob des harschen Tons zurück.
«Entschuldigen Sie», schritt Luansi ein. «Wir sind alle wegen des Verschwindens von Frau Michaelis etwas beunruhigt. Bitte sprechen Sie weiter.»
Frau Schneider fasste neuen Mut. «Ich sah Hortensia auf der Straße. Sie ging um einen Wagen herum, der gleich neben ihrem stand. Sie sprach mit jemandem. Es kam mir seltsam vor, weil sie im Bademantel auf die Straße gegangen war.»
Demandt und Luansi merkten auf. «Haben Sie gesehen, wie die Person aussah?», fragte Demandt.
«Nein, das war ja das Seltsame. Da war niemand. Zumindest konnte ich nirgends jemanden erkennen.»
«Was passierte dann?», fragte Luansi.
«Die Tür hinten am Wagen ging auf, und dann war sie nicht mehr zu sehen.»
«War sie einfach verschwunden?», fragte Demandt.
«Ja. Ich dachte, dass sie in den Wagen eingestiegen sein muss, weil er gleich darauf weggefahren ist und sie nicht mehr zu sehen war.»
«Was war das für ein Wagen?», fragte Luansi.
«Ich weiß nicht. Ich kenne mich mit Autos nicht aus.»
«Versuchen Sie doch einfach,
Weitere Kostenlose Bücher