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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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miteinander telefoniert, aber da ging es um praktische Dinge wie Abholen und Hinbringen und so was.»
    «Und der Vater des Mädchens …», Lykke schlug die Mappe auf, «Gisle Kvamme, was wissen wir über ihn?»
    Parisa spielte mit dem Filzstift, zog die Kappe ab, setzte sie wieder drauf.
    «Nicht mehr, als da steht. Fünfundvierzig, Jurist, hat eine eigene Anwaltspraxis in Risør. Strafrechtlich bisher nicht in Erscheinung getreten. Ich habe nur kurz per Handy mit ihm gesprochen, aber laut Internet war er in den Neunzigern im Auswärtigen Dienst tätig.»
    «In Bosnien?»
    «Weiß ich nicht. Ich habe vor einer Stunde mit der Pressestelle des Außenministeriums telefoniert. Da hatten sie es noch nicht mal geschafft, ein Foto von ihm aufzutreiben, aber wir kriegen im Laufe der Nacht wohl noch was. Eigentlich hätten wir ihn längst vernehmen sollen …» Sie wurde auf einmal unsicher. «Aber ich hielt es für wichtiger, dass das Mädchen …»
    «Schon gut», fiel Lykke ihr ins Wort. «Das machen wir morgen.» Er stand auf und trat wieder ans Fenster.
    Ted Eriksen lehnte sich über den Tisch und verlieh seiner Stimme einen tieferen Klang, eine Marotte, die er sich in der letzten Zeit angewöhnt hatte.
    «Ich denke nicht, dass wir nach einem ehemaligen Juristen des Auswärtigen Dienstes suchen. Ein Mörder, der sein Opfer mit Waschpulver füllt, ist doch offenbar völlig durchgeknallt.»
    «Möglich …»
    Lykke wippte auf den Zehenspitzen auf und ab. Die anderen warteten. Sie hatten sich daran gewöhnt, dass es dauern konnte, bis ihr Chef einen Gedankengang beendet hatte.
    «Aber vielleicht will auch jemand unbedingt, dass wir das glauben …» Der Kommissar machte wieder eine Pause. «Auf jeden Fall haben wir einen Tatort», sagte er schließlich. «Es gibt doch sicher jede Menge technische Spuren?»
    «Wahrscheinlich massenhaft.» Parisa blätterte in dem Hefter auf dem Tisch. «Die Techniker haben mehrere brauchbare Abdrücke von Profilsohlen im Blutbelag sichergestellt. Der Täter hat sich offenbar keinerlei Mühe gegeben, seine Spuren zu verwischen.»
    «Dann ist er entweder verrückt oder überzeugt, dass man ihn nie verdächtigen wird», warf Lasse Viker ein. Er war bisher ungewöhnlich still gewesen. «Aber er hat das ohne jeden Zweifel geplant. Keiner läuft nur mal so zufällig mit einer großen Packung Waschpulver durch die Gegend.»
    «Stell fest, womit Nadija Hadzic gewaschen hat», sagte Lykke. «Wir können nicht ausschließen, dass es ihr eigenes Waschpulver war.»
    Viker machte ein skeptisches Gesicht.
    «Prüf das nach. Okay?»
    «Wenn du meinst, dass es wichtig ist …»
    Lasse Viker notierte etwas auf der Rückseite des Plastikhefters.
    Lykke betrachtete seinen festen Partner. Lasse Viker war ein in jeder Hinsicht großer Mann, mit großem Herzen und großem Temperament. Sein Problem war, dass er manchmal auch eine ziemlich große Schnauze hatte. Er war nicht angeberisch oder frech, das nicht. Aber direkt. Nicht, dass es Lykke etwas ausmachte, aber Viker hatte sich damit schon etliche Sympathien im Präsidium verscherzt.
    «Da ist noch was», sagte Parisa Sadegh. «Im Kinderzimmer lag ein Billardqueue unter dem Bett.»
    Lykke runzelte die Stirn.
    «Ein Queue?»
    «Ja, ein Billardstock. Auf dem das Wort ‹Vielleicht› eingebrannt war. Der sah ziemlich profimäßig aus.»
    «Ist er im Labor?»
    «Japp.»
    Lykke schwieg.
    «Wer produziert so was?», murmelte er schließlich.
    Parisa zog die dunklen Augenbrauen hoch.
    «Billardstöcke?»
    «Waschpulver.»
    Sie sah ihn immer noch verständnislos an.
    «Keine Ahnung. Das steht doch bestimmt auf der Packung.»
    «Lilleborg», sagte Ted Eriksen. «Die stellen doch all so was her. Omo und Blenda und Zalo und das ganze Zeug.»
    Lykke wandte sich zu Eriksen um.
    «Kümmerst du dich morgen darum?»
    «Um was?»
    Eriksen wirkte nicht gerade begeistert.
    «Wer es produziert, wer es verkauft, ob es möglich ist, das Paket zu einem bestimmten Einzelhändler zurückzuverfolgen, und so weiter. Alles klar?»
    Lykke war eine Idee lauter geworden.
    «Natürlich», erwiderte der junge Ermittler kleinlaut. Auf seinen Wangen breitete sich ein rötlicher Schimmer aus.
    «Und das mit dem Waschpulver bleibt unter uns. Keinen Mucks darüber an die Presse.»
    Alle am Tisch nickten.
    «Fehlt noch etwas außer dem Handy?»
    Viker wischte sich mit dem Ärmel unter der Nase entlang.
    «Genaues wissen wir natürlich nicht», sagte er. «Aber Brieftasche, Pass und ein Flugticket

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