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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Es sah ziemlich abstoßend aus, und Rose wandte den Blick ab.
    »Das genügt, Dr. Tholan«, sagte Drake. »Versuchen Sie nicht, auch mit ihren Gliedmaßen in Verbindung zu treten. Es reicht, wenn Sie über ihre Sinnesorgane und über ihre Stimme verfügen können.«
    »Warum dringen Sie in mein Zimmer ein?« fragte der Hawkin-Doktor dumpf. Dann setzte er mit fester Stimme hinzu: »Und warum sind Sie bewaffnet?« Sein Kopf schwankte leicht auf dem immer noch starren Körper. Offensichtlich hatte er Drakes Befehl, sich nicht mit seinen Gliedmaßen zu verbinden, befolgt. Rose fragte sich, wieso Drake wußte, daß eine solche teilweise Wiederbelebung möglich war. Sie selbst hatte es nicht gewußt.
    »Was wollen Sie?« fragte Tholan.
    »Ich möchte, daß Sie mir einige Fragen beantworten«, sagte Drake.
    »Mit einem Revolver in der Hand? Wenn Sie so unhöflich sind, werde ich auf Ihre Fragen nicht reagieren.«
    »Sie werden nicht nur reagieren, sie werden sogar Ihr Leben retten müssen.«
    »Das ist mir unter diesen Umständen gleichgültig. Es tut mir leid, Mr. Smollett, daß man auf der Erde nicht weiß, wie man sich einem Gast gegenüber zu benehmen hat.«
    »Sie sind nicht mein Gast, Dr. Tholan«, erwiderte Drake. »Denn Sie haben mein Haus unter Vorspiegelung falscher Tatsachen betreten. Sie hatten natürlich Ihre Gründe dafür. Sie hatten vor, mich für Ihre Zwecke zu benützen. Und ich mache mir keine Gewissensbisse daraus, den Spieß jetzt umzudrehen.«
    »Sie hätten besser gleich schießen sollen. Sie verschwenden nur Ihre Zeit.«
    »Sind Sie so überzeugt davon, daß Sie meine Fragen nicht beantworten werden? Das allein ist schon verdächtig. Anscheinend verlieren Sie lieber Ihr Leben, bevor Sie gewisse Geheimnisse verraten.«
    »Ich halte die Prinzipien der Höflichkeit für sehr wichtig. Sie als Erdenmensch verstehen das vielleicht nicht.«
    »Möglicherweise nicht. Aber eines weiß ich. Obwohl ich ein Erdenbewohner bin.« Plötzlich sprang Drake vor, schneller, als Rose aufschreien konnte, schneller, als der Hawkin-Bewohner mit seinen Gliedmaßen in Verbindung treten konnte. Als Drake zurückwich, hielt er den Schlauch von Tholans Zyanidbehälter in der Hand. Im Winkel von Tholans großem Mund, wo das Ende des Schlauches befestigt gewesen war, glitzerte ein Tropfen farbloser Flüssigkeit, sickerte langsam in einer Furche der groben Haut herab und verdichtete sich zu einem braunen, gallertartigen Kügelchen, als er oxydierte.
    Drake riß an dem Schlauch, und der zylindrische Behälter löste sich von der Hüfte des Hawkin-Bewohners. Er schob den Hebel zurück, der das nadellochgroße Ventil des Behälters regulierte, und das leise Zischen verstummte.
    »Ich bezweifle, daß genug Zyanid entwichen ist, um uns in Gefahr zu bringen«, sagte Drake. »Und ich hoffe, Sie wissen, was mit Ihnen passiert, wenn Sie meine Fragen nicht beantworten. Und ich rate Ihnen, mich zu überzeugen, daß Sie die Wahrheit sagen.«
    »Geben Sie mir meinen Zylinder zurück«, sagte Tholan langsam. »Wenn Sie das nicht tun, werde ich Sie angreifen, und dann werden Sie mich töten.«
    Drake trat einen Schritt zurück.
    »Keineswegs. Wenn Sie mich angreifen, schieße ich Sie in die Beine. Wenn es notwendig ist, werden Sie alle vier verlieren. Aber Sie werden noch immer leben, und es wird schrecklich für Sie sein. Sie werden leben, um an Zyanidmangel zu sterben. Das wird ein sehr unangenehmer Tod sein. Ich bin ein Erdenbewohner, und ich kann mir nicht genau vorstellen, wie grauenvoll das sein wird. Aber Sie wissen es, nicht wahr?«
    Der Mund des Hawkin-Bewohners stand weit offen. Etwas Gelbgrünliches zitterte auf seiner Zunge. Rose wollte nach vorn stürzen, wollte schreien: Gib ihm den Zylinder zurück! Aber kein Laut kam über ihre Lippen. Sie konnte nicht einmal den Kopf bewegen.
    »Sie haben etwa eine Stunde Zeit, bevor die Wirkung unwiderruflich sein wird«, sagte Drake. »Sprechen Sie schnell, Dr. Tholan, dann bekommen Sie Ihren Zylinder zurück.«
    »Und danach …?« fragte der Hawkin-Bewohner.
    »Was kümmert Sie das? Wenn ich Sie auch töten sollte, so wird es ein schöner Tod sein. Jedenfalls werden Sie nicht an Zyanidmangel sterben.«
    Langsam schien die Kraft aus Tholans Körper zu strömen. Seine Stimme wurde kehlig, und die Worte platzten heraus, als hätte er nicht mehr die Energie, akzentfrei englisch zu sprechen.
    »Was wollen Sie wissen?« fragte er, und seine Blicke hingen an dem Zylinder in Drakes Hand.
    Drake

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