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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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gekümmert: vom Bau angefangen, dem Maschinenpark, Entwicklungstechnik, bis hin zur Wartung.
    Das war teuer für unsere Auftraggeber, sehr teuer, aber dafür funktionierte das, was wir aufgebaut hatten, reibungslos. Wir haben einheimische Kräfte einbezogen, aus verschiedenen Gründen ist das sinnvoll, aber wir haben immer die Bedingung gestellt, daß allein wir über deren Zulassung entscheiden konnten, kein Familienclan und keine politische Clique. Wir haben Aufträge nur angenommen, wenn sie hundertprozentig zu unseren Bedingungen liefen. Nur so konnte es laufen, und weil es lief, konnten wir uns die Aufträge aussuchen.» Jacobi lehnte sich zurück.
    «Steffen sichtete das Personal, auch die ausländischen Kräfte, die in den Entwicklungsabteilungen arbeiten sollten.
    Er überwachte zudem die Qualitätsentwicklung der Pro-jekte.» Tanja fragte: «War das lukrativ?» Jacobi lächelte schmal. «Sonst hätten wir das nicht gemacht, vor allem nicht in der Gegend. Ich persönlich schätze den Nahen Osten nicht besonders. Ja, es war lukrativ, sehr lukrativ. Ich lebe heute noch davon. Ab und an nehme ich einen Bera-terjob an, aber der muß mich schon sehr reizen, so wie der jetzt in Südafrika. Wir waren sehr erfolgreich, Steffen Vogel und ich, vor allem als Team. Es hat unzählige Menschen gegeben, die versucht haben, einen Keil zwischen uns zu treiben – es ist ihnen nie gelungen, und sie haben ihre Versuche am Ende immer bedauert.» Jacobi lächelte, und Tanja fand, daß sein Lächeln auch etwas Gefährliches hatte. Jacobi war wirklich ein Raubtier, ein wunderschönes, angegrautes Raubtier. Sie schluckte. Ihr war plötzlich klar, daß sie diesen  Mann begehrte. Es war unmöglich, sie mußte auf Distanz gehen, jetzt sofort! Verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit, ihre aufgepeitschten Emotionen in den Griff zu bekommen. Arne sah sie schon irritiert an. Eigentlich wäre sie jetzt mit einer Frage an der Reihe gewesen. Sie gab ihm das verabredete Zeichen, daß er fortfahren solle. Dann konzentrierte sie sich in Gedanken auf ihre Eltern und ließ im Eiltempo die unangenehmsten Erinnerungen ihrer Kind-heit Revue passieren. Es funktionierte. Der Widerwille übertönte ihre Erregung. Noch einmal holte sie tief Luft, dann war sie wieder in der Lage, sich auf das Gespräch mit Jacobi zu konzentrieren. « … Sie Ihre gemeinsamen Aktivitäten nicht fortgesetzt?» Tanja bekam gerade noch den zweiten Teil von Arnes Frage mit. In der Tat, wenn alles so reibungslos funktioniert hatte, warum hatte Steffen Vogel dann bei Mainz-Glas angefangen? Jacobi schlug die Beine übereinander. «Sie wissen, was 1984 in der Region los war?» Arne und Tanja zuckten mit den Schultern. Internationale Politik war nicht ihre große Stärke. Und 1984 lag ziemlich lange zurück. «Der Iran-Irak-Konflikt verschärfte sich, die Amerikaner schickten einen Flugzeugträger und Schiffe in die Region, die Briten waren ebenfalls präsent. Es ging um die Straße von Hormuz, um die strategisch wichtige Meerenge zum Persischen Golf. Im Grunde ging es ums Öl.» Arne nickte, er erinnerte sich vage. «Es wurde Ihnen also zu gefährlich im Nahen Osten?» Jacobi lächelte wieder, sein gefährliches Raubtierlächeln. «Ja, es wurde zu gefährlich.» Tanja spürte, daß sie an einem entscheidenden Punkt angekommen waren. «Was wurde Ihnen zu gefährlich?» erkundigte sie sich. Jacobi schaute sie wieder an, nachdenklich diesmal. Doch jetzt hatte sich Tanja besser im Griff. Jacobi zögerte kurz, dann antwortete er: «Wir hatten  viel gesehen und genau beobachtet, und einige Leute wuß-
    ten ganz genau, daß wir viel wußten.» Arne verstand nicht:
    «Was denn?» Jetzt schaute Jacobi Arne an, er schien abzu-wägen, was er antworten wollte. «Wir hatten Informationen über bestimmte Lieferungen, wir wußten, wer schon sehr früh involviert war, zu einem Zeitpunkt, als es den Konflikt eigentlich noch gar nicht gab.» Er schwieg. Arne blickte irritiert. «Ich verstehe nicht.» Jacobi nickte. «Das ist auch besser so, bis heute. Viele Informationen sind heute bekannt, das können Sie, wenn Sie wollen, im Internet recherchieren. Aber einiges ist bis heute unklar. Und Steffen und ich gehörten zu den wenigen, die darüber Bescheid wußten. Jetzt lebt einer weniger, der weiß, was wirklich los war.» «Meinen Sie, Vogel ist wegen dieses Wissens getötet worden?» fragte Tanja ungläubig. «Ich werde es herausfinden», sagte Jacobi langsam. «Und ich werde den finden,

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