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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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Amphitheater gibt es auch noch. Am besten, wir zelten auf einem Camping-platz am Meer und fahren dann zum Vesuv. Das ist der Vulkan, der damals ausgebrochen ist.» «Lebt der noch?»

    erkundigte sich Peter gespannt. «Vulkane leben nicht, du Blödi», Paul haute seinem Bruder den Kinoprospekt auf den Kopf. «Ruhe dahinten, sonst muß ich anhalten!»
    Susanne schaute streng in den Rückspiegel. Die Jungs beruhigten sich, nur Peter zwickte seinen Bruder heimlich in die Seite. «Aua, du bist gemein! Und Vulkane leben doch!» «Der Vesuv ist ein aktiver Vulkan», erklärte Susanne. «Er könnte schon wieder ausbrechen. Aber heute wissen wir mehr über Vulkanausbrüche als die Menschen  zur Zeit von Pompeji und Herculaneum. Die wurden von der Katastrophe völlig überrascht.» «Hoffentlich bricht er aus, wenn wir da sind», meinte Paul fröhlich. Dann pack-ten die zwei ein Kartenspiel aus. «333», fragte Paul. «Ale-xander der Große», antwortete Peter. Die Karte ging an ihn. «1618», fragte Peter. «Weiß ich nicht», meinte Paul mißmutig. «Dreißigjähriger Krieg», trumpfte Peter auf.
    «1954», fragte Paul. «Deutschland wird Fußballweltmeis-ter», antwortete Peter souverän. «Was ist denn das für ein Spiel?» fragte Susanne irritiert. «Geschichte», erklärte Peter fachmännisch. Susanne war verblüfft: «Und woher kennt ihr die Zahlen?» «Das ist doch einfach», meinte Paul, so als ob es sich hier um Daten handele, die jedes Kinder-gartenkind beherrschte. «Du spielst es zweimal, und dann kennst du schon die Hälfte auswendig.» Susanne staunte.
    «Ich finde das ziemlich schwer!» «Aber Susanne, ob wir jetzt die PS-Zahlen vom Autoquartett lernen oder die Zahlen vom Geschichtsquartett, das ist doch egal. Und Papa sagt, das formt den Charakter.» «Aha», dachte Susanne,
    «so kann man es auch sehen.» «1945», tönte es fröhlich von der Rückbank.

    * * *
    Nachdem sie die Zwillinge ordentlich in Frankfurt abge-liefert hatte und wieder daheim in Mainz war, rief Susanne Tanja an. Sie wollte wissen, wie es der Freundin ging, und sie ein bißchen von ihrem Kummer ablenken.

    «Du glaubst nicht, wie heute den Kindern Bildung näher gebracht wird», erzählte Susanne. Die werfen sich Zahlen zu wie Ping-Pong-Bälle, und jeder weiß, was in diesem Jahr in der Weltgeschichte passiert ist. 1495: Kolumbus entdeckt  Amerika, so ging das. Oder 1618: Beginn des Dreißigjährigen Kriegs. Unsereiner hat das noch mit Reimen gepaukt: 333, bei Issus Keilerei. Heute machen die das mit Quar-tettspielen. Ich frage mich nur, ob die auch inhaltlich etwas damit anfangen können. 1945, das ist eine Jahreszahl, auf die du korrekt mit «Der Zweite Weltkrieg geht zu Ende»
    antworten mußt. Aber wissen die Kids deshalb, was im Zweiten Weltkrieg los war? Ich meine, ist das nicht nur totes Zahlenwissen, ohne inhaltliches Fundament?» Tanja schwieg, ein Gedanke war gekommen und sofort wieder verschwunden, sie wußte nicht, was es war, nur, daß sie gerade etwas ganz Wichtiges gesehen und vergessen hatte.
    Susanne deutete ihr Schweigen falsch: «Tut mir leid, daß ich dich mit meinen Neffen zutexte, du hast mit schwierigeren Problemen zu tun.» Susanne konnte nicht sehen, wie Tanja den Kopf schüttelte. «Nein, ich finde das ganz spannend. Irgendwas hat bei mir geklingelt, ich weiß nur nicht was. Etwas, das du gesagt hast, ist wichtig für unsere Ermittlungen. Aber ich komm nicht drauf.» Susanne war verwirrt. «Was können Peter und Paul denn mit deinen Ermittlungen zu tun haben? Sie kannten weder Steffen Vogel noch Jacobi.» Tanja schüttelte wieder den Kopf. «Es ist etwas anderes. Und es ist ganz wichtig. Fang noch einmal von vorne an, bitte. Erzähl mir alles, was du mir gerade erzählt hast.» Susanne gehorchte. Sie spürte, daß Tanja etwas Wichtigem auf der Spur war. «Also, Peter und Paul haben mein Springteufelchen entdeckt, dieses Teufelchen, das mir Philipp Laubmann geschenkt hat. Meine liebe Schwägerin Sabine war ätzend wie immer. Dann sind wir zum Isistempel und anschließend mit den Rädern nach Ingelheim und dort über den Rhein mit der Fähre. In Oestrich haben wir ein Eis gegessen und sind dann wieder  zurückgefahren.» «Kannst du noch mehr ins Detail gehen?» fragte Tanja entnervt. «Willst du nun alles genau wissen oder nicht?» entgegnete Susanne etwas beleidigt.»
    Tanja entschuldigte sich sofort. «Tut mir leid, aber das war es nicht, was mich angesprochen hat. Ich bin einfach unge-duldig, weil ich

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