Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
Vom Netzwerk:
sein, ich bin die Kulturbanausin, du bist der Geschichtsbanause.
    1471789 oder Variationen – am 14. Juli 1789 wurde die Bastille erstürmt. Deshalb ist der 14. Juli auch National-feiertag in Frankreich. Und Bastille steht für eine entsprechende Zahlenkombination.» Tanja hörte ein Rascheln.
    «Warte mal, ich schreib das mal auf, dann kapier ich es vielleicht besser. Wie war die Kombi?» Tanja diktierte langsam. «140789 oder so ähnlich. Je nachdem, ob du den Juli ohne 0 nimmst oder bei 89 das 17 davor setzt.» Arne stöhnte. «Ich glaub, ich geb’s auf und steh auf. Moment mal.» Tanja hörte, wie sich ihr Kollege aus dem Bett auf-rappelte. «So, jetzt bin ich, glaube ich, wirklich wach. Also 14789 oder so ähnlich. Was könnte das sein?» Tanja konnte einen kleinen Triumph in der Stimme nicht unterdrücken.
    «Es ist eine Schloßkombination oder eine Telefonnummer.
    Ich glaube, es ist eine Telefonnummer. Wir müssen jetzt nur noch herausfinden, zu wem die Telefonnummern gehören und wer von den Teilnehmern eine Beziehung zu Steffen Vogel hat.» Arne war sauer. «Das kann ja wieder Jahre dauern! Wer weiß, wie viele solcher Nummern es in Deutschland gibt?» Tanja glättete die Wogen. «Die Nummer ist aus Mainz oder Umgebung. Ich schätze mal, vielleicht Wiesbaden noch, höchstens Frankfurt. Jedenfalls  dürfte es sich um eine Frau handeln, und ich bin mir inzwischen eigentlich ziemlich sicher, daß es sich um eine Frau handeln muß.» Arne zögerte. «Woher weißt du, daß es nicht die Nummer eines Mannes ist? Zum Beispiel eines Typen, der in Zusammenhang mit der Iran-Irak-Vergangenheit von Vogel und Jacobi steht?» Tanja lachte. «Ganz einfach deshalb, weil Jacobi wußte, worum es geht. Und er wäre nicht so locker geblieben, wenn Bastille vielleicht der Mörder seines Freundes wäre. Nein, Jacobi weiß, daß Bastille für eine Frau steht. Außerdem – Vogel hat sich mindestens einmal im Monat mit Bastille getroffen. Warum hätte er das wegen dieser alten Kriegsgeschichte tun sollen? Glaub mir, Arne, Bastille ist eine Frau. Und die Frau wohnt in der Umgebung.» Arne blieb störrisch. «Warum lebt sie nicht in Berlin? Da kommt man auch schnell hin.»
    Tanja lachte. «Weil er dann einfach ihren Namen aufge-schrieben hätte. Er hat sie verschlüsselt, weil sie so nah ist und damit leichter identifizierbar als eine Frau in Berlin.
    Ich hab keine Ahnung, wie viele solche Anschlüsse es im Umkreis bis Frankfurt gibt, aber morgen müssen wir wohl oder übel die Nummern abtelefonieren.» Arne seufzte.
    «Du meinst heute.» Tanja lachte wieder. «Stimmt. Heute.
    Aber wenn du willst, kannst du ja noch eine Stunde schlafen.»

    * * *
    Um 8.00 Uhr trafen sie sich im Polizeipräsidium. Tanja hatte eine Liste aller möglichen Telefonanschlüsse in Auftrag gegeben, es waren genau 43, auf die eine der Zahlen-kombinationen zutraf. Sie erarbeiteten eine Strategie, wie sie vorgehen wollten. Arne schlug vor, die Teilnehmer  direkt auf Vogel anzusprechen. Tanja war skeptisch. «Was ist, wenn wir einen Mann am Telefon haben? Vielleicht weiß der gar nichts davon, daß seine Frau oder seine Mit-bewohnerin Kontakt zu Vogel hatte?» Arne überlegte.
    «Wenn ein Mann dran ist, legen wir auf und versuchen es später noch mal. Wir gehen jetzt erst einmal alle durch und versuchen unser Glück bei den Frauen, die an den Apparat gehen. In einer zweiten Runde versuchen wir es dann wieder – vielleicht sind die Männer dann außer Haus. Es geht ja nicht anders.» Tanja wandte ein: «Wir können doch überprüfen, ob unter den Anschlüssen auch eine Frau gemeldet ist. Wenn nur ein Mann in der Wohnung lebt, können wir die Nummern ausschließen.» Arne schüttelte den Kopf. «Nein, es könnte sein, daß die Person sich nicht beim Einwohnermeldeamt angemeldet hat. Das ist zwar nicht legal, aber Mord ist auch nicht legal.» Tanja dachte nach. «Was sagen wir, wenn die Frau sich meldet?» Arne überlegte. «Ich denke, wir sagen: Wir haben eine Nachricht von Steffen Vogel für Sie. Und dann warten wir ab. Wenn die Person etwas mit Steffen Vogel zu tun hatte, dann wird sie reagieren.» Tanja war skeptisch. «Und wenn sie nicht reagiert, aus Vorsicht, aus Angst?» Arne hob die Hände.
    «Dann haben wir Pech gehabt. Aber mir fällt nichts Besseres ein. Und vielleicht hast du ja auch nicht recht und es handelt sich gar nicht um eine Telefonnummer.» Bei Tanja war die Begeisterung der letzten Nacht einer morgend-lichen Ernüchterung gewichen.

Weitere Kostenlose Bücher