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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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sorgte. Und dass er mir nicht gleich gesagt hatte, dass es der Roidl gewesen war und seine Angetraute, das war auch nicht so wichtig. Die Ermittlungen interessierten mich eigentlich gar nicht. Und wenn ich dann erst einmal meine Zeugenaussage hinter mir hatte, würde mich das alles noch weniger tangieren. Außerdem fand ich es sehr nett von Max, dass er in letzter Zeit von dem Projekt, mich in seine Familie zu integrieren, Abstand genommen hatte. Ich hatte das gute Gefühl, sowohl mein Leben als Leichenfinderin als auch mein Leben als Freundin eines Kriminalkommissars eindeutig im Griff zu haben. Schließlich nahm ich meine Tasche, Max seine Autoschlüssel, Großmutter ihre Weihwasserflasche, und der Tag begann.
    Max brauste mit seinem daytonagrauen Audi davon. Bevor ich mein Auto erreichte, tauchte die Rosl vor unserem Gartentürl auf.
    »Akkurat jetzt«, sagte sie ohne eine Begrüßung, und Großmutter schnalzte hinter mir mit der Zunge, als wüsste sie, worum es ging. »Ausgerechnet jetzt, wo sich bei uns die Grabschänder so rumtreiben, gleich drei Leichen.« Sie sah mich missbilligend an, als wäre hauptsächlich ich an der Leichenzahl schuld.
    »Des wird ja immer schlimmer mit dir«, wandte sie sich auch gleich an mich. »Früher hast nur eine Leich g’funden. Und jetzt. Auf einen Schlag glei drei.«
    »Zwei«, verbesserte ich sie griesgrämig.
    »Des is doch auch nix, wennst so viele Beerdigungen hast, und dann musst Angst haben, dass die Grabschänder wieder zuschlagen«, fuhr sie fort, ohne auf mich einzugehen.
    »Grabschänder?«, fragte ich fassungslos. Ich konnte mir ja einiges vorstellen, aber Grabschänder in unserem Dorf …
    »Stell dir das vor«, sagte die Kreszenz neben mir. Ich zuckte zusammen. Was war denn das für ein Menschenauflauf vor unserem Garten? Und ausgerechnet die Kreszenz, die sah ich sonst nie! Sie strahlte mich an, anscheinend richtig begeistert, dass wenigstens einer noch nicht wusste, was passiert war.
    »Das Ernsdorfer-Grab, richtig umg’wühlt ham sie’s, diese Vandalen!«
    Das Auto vom Metzger hielt bei uns, und die Metzgerin stieg aus.
    »Habts ihr des schon g’seh’n?«, wollte sie wissen, ohne sich mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten.
    »Ja. Ich hab’s mir auch grad ang’schaut! Alle Pflanzln rausgerissen und die Erde über die Grabeinfassung, des schaugt aus!« Die Rosl war hellauf begeistert. »Wer des wohl war. Der arme Ernsdorfer, hat doch so viel mitg’macht, und jetzt auch noch das.«
    Dem Ernsdorfer war das bestimmt total egal, ob jemand alle Pflanzln rausriss. Aber seine Frau und seine Schwiegertochter mit ihrem Putzfimmel, die fanden das bestimmt total erbärmlich und gemein.
    Großmutter nickte beipflichtend. »Vielleicht is des ja nur bei den Ernsdorfers. Weil sie gar so pietätlos zu ihrem Opa waren.«
    So ein Schmarrn, dachte ich mir. Man kann doch nicht jedem zur Strafe das Grab der Ahnen umbaggern, nur weil man mit irgendetwas nicht einverstanden war.
    »Sechzig Euro Stiefmütterchen«, sagte die Kreszenz. »Hat die Ernsdorferin g’sagt.«
    »Schmarrn, sechzig Euro«, sagte Großmutter und schnalzte ganz energisch mit der Zunge. »Ich hab mir die vor ein paar Tagen ang’schaut. Des waren die von Aldi.«
    »Ja. Des Steigerl für zwei Euro neunundneunzig«, pflichtete die Metzgerin ihr bei.
    »Gleich heute hat’s fünf Sackerln Friedhofserde geholt«, erzählte die Rosl. »Wenn das überhaupt reicht. Die haben ja mit der Erde umgearbeitet, wie die Vandalen. So eine Bagage! Die Leut, die kennen keine Schand. Nicht einmal auf dem Friedhof bist noch sicher.«
    Immerhin lag der Ernsdorfer zwei Meter tief. Und er hatte schon weitaus mehr mitgemacht, sowohl lebender- als auch toterweise. Deswegen verstand ich die ganze Aufregung nicht so richtig.
    Dann sahen die drei mich missbilligend an, als wäre ich für die Leichenschwemme verantwortlich und zusätzlich für die Grabschändung. Hatte ich etwa Graberde an den Fingern?
    »Ich werd gleich morgen nachschauen, ob des Grab von meiner Mutter noch in Ordnung ist«, erklärte die Rosl bestimmt.
    »Das war bestimmt nur bei den Ernsdorfers«, beharrte Großmutter. »Wieso sollt denn jemand bei uns des Grab aufgraben?«
    Die Rosl zuckte mit den Schultern. »Mei. Was so ein richtiger Grabschänder ist. Der macht wahrscheinlich keinen Unterschied.«
    »Vielleicht war das der Gleiche, der den Roidl und seine Frau umgelegt hat«, mutmaßte die Kreszenz. »Ich frag mich nur, wieso.«
    »Da fragst dich schon«, stimmte

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