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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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»Mei. Die Ernsdorferin. Die hat doch nimmer alle«, sagte ich dann nur. »Ich muss jetzt los.«
    Außerdem ärgerte es mich, dass ich immer von Gemeinderatssitzungen berichten musste, wenn es so langweilig war, dass man Nahtoderlebnisse hatte, während Kare immer dabei sein durfte, wenn es Tumulte gab. Das war einfach nicht gerecht. Ich hatte mich jedenfalls aus dieser Swingerklubsache total ausgeklinkt und nur noch mitbekommen, dass es um die alte, leerstehende Konditorei gegangen war.
    »Und was ist jetzt so ein Swingerklub?«, fragte Großmutter doch nach.
    »Ja. Mei«, sagte ich verlegen. Musste sie ausgerechnet mich so etwas fragen? Ich räusperte mich umständlich und runzelte angestrengt die Stirn. Wenn ich jetzt viel Glück hatte, dann kam die Reisingerin aus ihrem Haus und sagte etwas ganz besonders Blödes über aussamendes Unkraut in Nachbarsgärten. Aber ich hatte kein Glück.
    Großmutter blieb vor mir stehen und bückte sich nach einer Schnecke.
    »Da geht man halt hin, und dann hat man Sex wie die Karnickel«, erklärte ich schließlich doch, als sie direkt vor meinen Augen eine Schnecke zerschnitt. »Mal mit dem. Mal mit dem anderen.«
    Ich wusste zwar nicht hundertprozentig, ob Kaninchen ein gutes Beispiel für Swingerklubs waren, besonders als ich Großmutters ungläubigen Blick sah, aber mir fiel auf die Schnelle kein geeigneteres Beispiel ein.
    »Ach geh«, sagte sie nach einer langen Pause. »Wer macht denn so was.«
    Na ja. Der Spreitzer und meine Großmutter anscheinend nicht, so ahnungslos, wie die beiden herumfragten. Aber vielleicht der Bürgermeister. Der hatte angeblich sehr routiniert gewirkt.
    »Keine Ahnung«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Ich jedenfalls nicht.« Ich räusperte mich umständlich. »Die Schnecken machen das ständig«, behauptete ich.
    Als mich Großmutter mit einem glühenden Blick bedachte, sagte ich hastig: »Ich muss dann mal los. Wenn was ist, ruf mich an. Kochen brauchst du nicht, ich bring was mit. Und lass den Hund im Wohnzimmer. Mittags bin ich wieder da.«
    Echt, ich hatte gar keine Zeit zum Arbeiten, weil ich nur Herdplatten kontrollieren und Hunde ausführen musste.
    »Wennst eh beim Friedhof vorbeikommst, dann schaust mal nach«, bat mich Großmutter, und ich hörte schon wieder so ein ekliges Geräusch. »Mir hat die Langsdorferin gesagt, dass ihr Grab jetzt auch richtig schlimm ausschaut. Und des muss richtig schlimm ausschaun, wenn des sogar die Langsdorferin sieht.«
    Stimmt, die war nämlich halb blind. Und wenn ich Pech hatte, musste ich mit der Langsdorferin demnächst Graberde kaufen fahren, weil mit dem Gehwagerl ist das ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Ich muss jetzt wirklich in die Arbeit«, sagte ich, bevor ich noch zu weiteren Tätigkeiten rekrutiert wurde.
    »Ich muss auch los«, erklärte Großmutter. »Zum Rosenmüller. Dann kann ich den auch gleich fragen, was des alles soll, mit dem Grabschänder.«
    Was unser Pastoralreferent gegen Grabschänder machen sollte, war mir ein Rätsel. Aber ich hatte keine Zeit mehr, herauszufinden, was Großmutter und der Rosenmüller für ein Date miteinander hatten. Ich hatte irgendwie ein schlechtes Gefühl dabei, einfach wegzufahren, wie oft in letzter Zeit. Aber was sollte ich machen? Ich konnte schlecht meine Großmutter ständig mitnehmen, wenn ich zur Arbeit musste.
    Vielleicht würde ich demnächst damit anfangen.
    Schon vor Längerem hatte ich beschlossen, mir eine richtig dunkle Sonnenbrille zu kaufen. Nicht etwa, weil die Sonneneinstrahlung seit dem Ozonloch in unserem Ort so stark geworden war, sondern schlicht und einfach, weil ich nie rechtzeitig in die Arbeit kam, wenn ich jeden beachtete, der so am Straßenrand herumstand.
    Es war schon wieder passiert.
    Anneliese winkte so heftig, dass ich Angst haben musste, dass sie sich den Ellbogen ausrenkte, wenn sie so weitermachte. Ich machte eine Vollbremsung, kurbelte aber nur das Fenster herunter und rief bei laufendem Motor: »Ja?«
    Anneliese sah mich böse an und schrie zurück: »Jetzt steig schon aus. Es ist wichtig.«
    Es war auch wahnsinnig wichtig, dass ich rechtzeitig in die Arbeit kam. Ich kam fast nie pünktlich. Und dann musste ich mir immer diese unglaublich frauenfeindlichen Äußerungen vom Kare anhören. Der sagte dann nämlich meistens so Sachen wie: Na, wieder zu lange gebraucht beim Schminken? Wo jeder sah, dass ich mich überhaupt nicht schminkte.
    In Wirklichkeit hätte ich mich über ihn lustig machen können, denn er hatte

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