Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
bedeuten hatte. Ich redete mir ein, dass es bestimmt mit Sex zu tun hatte. Aber es konnte auch daran liegen, dass er noch immer ein bisschen sauer wegen meiner ganzen Ermittlungspannen war. Neben ihm stand Maarten. Er hatte gar keinen glutvollen Blick drauf, sondern grinste ein bisschen schief. Wenn ich Glück hatte, würde ich gleich noch ein Problem weniger haben. So wie sich Resis Hund in den Maarten verliebt hatte, konnte es gut sein, dass Maarten ihn mit nach Hause nahm, wenn ich ein bisschen mit dem Zaunpfahl winkte. Er konnte den Köter nämlich überraschenderweise richtig gut leiden. Denn ob Resis Tante wirklich in zwei Wochen aus dem Krankenhaus wiederkommen würde, wer wusste das schon. Und ob Resi sich dann noch an ihren Hund erinnerte.
»Der Troidl is ein rechter Mucknbeitl«, ereiferte sich Großmutter Max gegenüber. »A Sauhatz auf dem Friedhof. Hast so was schon g’hört. Die derschießen sich noch gegenseitig.«
Dazu wollte ich lieber nichts sagen.
Großmutter hakte sich bei Maarten unter, Max und ich standen uns noch abwartend gegenüber.
»Was ist ein Mucknbeitl?«, fragte Max und sah mich noch immer grimmig an. Ich lächelte zufrieden. So gut war sein Bayerisch wohl doch noch nicht.
»Der Hodensack einer Mücke«, erklärte ich grinsend. Ich mochte es, wenn Max grimmig schaute.
»Geh, Mädl, was du wieder sagst«, moserte Großmutter weiter.
Na ja. War doch auch wahr.
Lieber hätte ich gesagt, Max, da hast jetzt wieder was dazugelernt. Mucknbeitl. Wildschweinjagden. Drogenvertickende Omas. Das gab es auch nur auf dem Land.
»Weißt du, Anna, manches hört sich in eurem Dialekt einfach viel liebenswürdiger an als übersetzt«, erklärte Max. Wie bitte? Er sagte Anna zu meiner Großmutter?
»Des sagst jetzt du, Max«, erwiderte Großmutter.
Er duzte meine Großmutter, und sie ließ ihm das durchgehen?
Ich selbst hatte auch ziemlich viel geschafft und deswegen ein irrsinnig gutes Gefühl, trotz Beerdigung. Denn ich hatte den Mörder gefunden – oder vielleicht hatte auch er mich gefunden. Außerdem hatte ich tolle Interviews geführt und tolle Artikel geschrieben. Als erfolgreiche Journalistin würde sich mein Leben bestimmt komplett verändern. Allein aus diesem Grund würde ich wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben Leichen finden. Ich hakte mich bei Max unter.
»Seit wann duzt ihr euch denn?«, wollte ich wissen.
»Seit du da so bewusstlos herumgelegen bist«, erklärte Max. »Da ist uns klar geworden, dass wir einfach mehr zusammenhalten müssen.«
»Zusammenhalten. Ihr zwei müsst zusammenhalten. Jetzt, wo ich immer bewusstlos herumliege«, wiederholte ich griesgrämig. Ich wollte jetzt eigentlich nur noch mit Großmutter und Maarten nach Hause. Und nicht weiter darüber nachdenken, wieso Großmutter und Max zusammenhalten müssen. Und nicht etwa Max und ich.
»Ich habe Maarten gebeten, mit deiner Großmutter zu essen«, sagte er und hielt mich davon ab, den anderen hinterherzulaufen.
»Ach«, sagte ich, denn mir knurrte auch schon der Magen. »Und ich?« Wenn ich Hunger hatte, verstand ich keinen Spaß.
»Du kommst mit mir«, erklärte er sehr autoritär und zog mich in Richtung Parkplatz. »Ich habe eine Überraschung für dich.«
Ich hasse Überraschungen.
»Hast du ein neues Auto?«, wollte ich wissen. »Lädst du mich zum Essen ein? Gehen wir shoppen?«
Max stoppte vor seinem Auto, das immer noch das alte war, und drehte sich zu mir um. Ich lief in ihn hinein, und er hielt mich fest.
»Oder willst du mich verhaften? Und vielleicht verhören?«, wollte ich atemlos wissen.
»Lass dich überraschen«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Steig ein.«
Danksagung
Danken möchte ich allen, die mich beim Schreiben unterstützt oder es zumindest nicht komplett unmöglich gemacht haben:
Mein Sohn hat allein seine Hausaufgaben gemacht, ob er seine Vokabeln gelernt hat, weiß ich bis heute nicht. Meine älteste Tochter weigert sich nie, ihre Vokabeln zu lernen, jedenfalls nicht, wenn ich sie dazu zwinge. Meine zweitälteste Tochter musste noch keine Vokabeln lernen, und meine jüngste Tochter flutete nur das Badezimmer, wenn jemand vom Verlag anrief.
Meine Mutter hilft mir noch immer, wo es nur geht, während mein Vater zu jeder Tageszeit für mathematisch-chemische Fragen ansprechbar ist, danke!
Meiner Schwester danke ich für fachlichen Rat und das gemeinsame Sushiessen, ohne das die Auflösung des Falls nie gelungen wäre, und meinem Bruder danke ich, dass er
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