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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Anfang an geliebt hatte.
    Nur wenige Stunden später jedoch, wenn ich wieder allein zu Hause war, erschien es mir nicht mehr ausgeschlossen, dass er und Susan diejenigen gewesen waren, die sich an jenem Tag in der Kapelle über Geld gestritten hatten. Peter studierte damals auf dem College. Wie viel mochte ihm sein Vater, der so ein fürchterlicher Geizkragen war, an finanzieller Unterstützung gewährt haben? Wäre es denkbar, dass Susan etwas gegen ihn in der Hand hatte und er zum Äußersten getrieben wurde – vielleicht aus Angst vor seinem Vater –, um sie zum Schweigen zu bringen?
    Diese Fragen verfolgten mich, doch wenn der Besuchstag nahte, fühlte ich mich elend und machte mir die bittersten Vorwürfe, dass ich je an ihm gezweifelt hatte.

    In den Wochen nach der Anhörung nahm ich sicherlich ein Dutzend Mal die Visitenkarte von Nicholas Greco aus meinem Schreibtisch und überlegte, ob ich ihn anrufen sollte. Ich hatte so ein unbestimmtes Gefühl, dass er Peter auf irgendeine Weise helfen könnte. Doch jedes Mal erinnerte ich mich wieder daran, dass Peter vielleicht nicht angeklagt worden wäre, hätte Greco nicht Maria Valdez aufgespürt, und so legte ich die Karte jedes Mal wieder zurück in die Schublade und schob diese entschlossen zu.
     
    Der Februar erwies sich als erstaunlich mild, und ich hatte wieder mit Jogging begonnen, lief jeden Morgen meine Runden durch das Anwesen. Ich hielt oft an der Stelle an, wo sie die sterblichen Überreste meines Vaters gefunden hatten. Dieses Grab schien mir wirklicher zu sein als das, welches er nunmehr mit meiner Mutter im MaryRest Cemetery teilte. Die Polizei hatte im Umkreis von mindestens drei Metern um die Stelle, an dem die Hunde ihr lautstarkes Gebell angefangen hatten, den Boden aufgegraben. Die Grube war danach wieder zugeschüttet worden, doch der dunkle Fleck Erde ragte immer noch aus dem winterlichen Rasen heraus. Im Frühjahr, wenn der Boden auftaute, würde er allmählich wieder einsinken.
    Ich überlegte, dass ich dort gerne Rosenbüsche pflanzen lassen würde, doch dann fiel mir ein, dass ich meine Stellung als Mrs. Carrington noch nicht lange genug innehatte, um zu wissen, wer für die Gartengestaltung zuständig war.
    Manchmal stand ich auch am Zaun und blickte auf die Stelle, an der Susans Leiche entdeckt worden war. Ich versuchte mir den zwanzigjährigen Peter vorzustellen, wie er sich überlegte, dass er die Tote gefahrlos dort vergraben könne, nachdem die Leichenhunde das Grundstück bereits abgesucht hatten. Ich rief sogar beim Gasversorgungsunternehmen an. Einer der Angestellten erklärte mir, eine Gasleitung verlaufe auf unserem Grund entlang dem Bürgersteig,
und das Unternehmen besitze das Recht, den Boden jederzeit dort aufzugraben, um die Leitung zu warten oder zu ersetzen. Er sagte, normalerweise hätten seine Leute den Boden niemals in fast fünfzehn Meter Entfernung vom Bürgersteig aufgraben müssen.
    »Wenn irgendwo der Verdacht auf ein Leck besteht, fahren wir sofort hin, ohne die Anwohner vorher zu verständigen«, sagte er. »An dem Tag, an dem die Leiche des Mädchens gefunden wurde, war Gasgeruch gemeldet worden, und unsere Leute haben sich sofort auf den Weg gemacht. Dass wir an diesem Tag mit den Detektoren Testlöcher bis dicht an den Zaun bohren mussten, war reiner Zufall.«
    Das würde vielleicht erklären, weshalb Peter, auch wenn er schuldig war, nicht besonders beunruhigt wirkte, als er die Reparaturmannschaft so nahe am Bürgersteig hatte graben sehen.
    Ich rekapitulierte noch einmal, was ich über diese Nacht wusste. Elaine hatte behauptet, sie habe Peter um zwei Uhr morgens zurückkommen sehen. Gesichert war, dass er Susan um Mitternacht nach Hause gefahren hatte. War sie so kühn gewesen, sich sofort wieder aus dem Haus zu schleichen, oder hatte sie nicht eher zwanzig Minuten oder eine halbe Stunde gewartet, um sicherzugehen, dass ihre Eltern nicht nach ihr schauen würden? Und wo sollte Peter – ob er nun geschlafwandelt hatte oder nicht – zwischen halb eins und zwei Uhr Susans Leiche versteckt haben?
    Und wenn er das getan hatte, dann musste ihm jemand dabei geholfen haben. Mein Verdacht, dass Gary Barr irgendwie in diese Sache verwickelt war, wurde immer stärker. Das würde erklären, warum Gary in letzter Zeit so auffällig nervös gewesen war und warum er uns belauscht hatte. Falls er tatsächlich aus Loyalität versucht hatte, Peter zu helfen, befürchtete er nun vielleicht, wegen Beihilfe zum Mord

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