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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dem Himmel, dass er nicht an Barbara Krauses Tür geklopft hatte. Bisher war ihr seine Hilfe willkommen gewesen, doch er wusste, dass dies sehr schnell ins Gegenteil umschlagen konnte. Er wusste auch, dass er Moran nicht allzu lange aufhalten durfte.
    Einmal in Morans Zimmer angelangt, kam Greco gleich zur Sache. »Ich habe mit Susan Althorps bester Freundin gesprochen, Sarah Kennedy North. Wie Sie wissen, hat Gary Barr früher Susan und ihre Freundinnen immer zu den Partys gefahren. Nun habe ich von Sarah North erfahren, dass er offenbar eine ungewöhnlich enge Beziehung zu Susan hatte.«
    Moran hob eine Augenbraue. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Es scheint, dass Susan von Barr immer als ›ihrem Kumpel‹ gesprochen hat. Eher ungewöhnlich, finden Sie nicht, für eine Achtzehnjährige und einen Dienstboten, der damals Anfang vierzig war? Die Atmosphäre im Hause Althorp spricht auch nicht gerade dafür, dass das Verhältnis zwischen der Familie und den Angestellten besonders locker war. Eher würde ich das Gegenteil annehmen.«
    »Mr. Greco, wir haben immer vermutet, dass jemand Peter Carrington geholfen hat, sowohl beim Verstecken als auch später beim Vergraben von Susan Althorps Leiche. Uns ist natürlich bekannt, dass Gary Barr die Mädchen gefahren hat. Die Polizei hat damals, nach Susans Verschwinden, auch mit ihren Freundinnen gesprochen. Keine von ihnen hat erwähnt, dass Barr eine ungewöhnliche Beziehung zu Susan
gehabt hätte. Vielleicht sollten wir uns noch einmal mit ihm unterhalten. Wäre ja möglich, dass sich sein Gedächtnis über die Jahre ebenfalls verbessert hat.«
    Greco erhob sich. »Ich werde Sie nicht länger aufhalten. Dürfte ich Ihnen vielleicht noch vorschlagen, Gary Barrs Hintergrund einmal gründlich zu durchleuchten und nachzuprüfen, ob er je mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Mir geht da eine Möglichkeit durch den Kopf, die ich aber jetzt noch nicht verraten will. Einen schönen Tag noch, Mr. Moran. Es ist immer angenehm, mit Ihnen zu plaudern.«

59
    ICH VERACHTETE ELAINE wegen ihrer Hinterhältigkeit, aber auf eine verquere Art war ich auch erleichtert, nicht in den Besitz des unseligen Hemds geraten zu sein. Obwohl es glatte Erpressung war, hatte sie damit verhindert, dass ich in ein moralisches Dilemma geriet. Als Peters Ehefrau musste ich nicht gegen ihn aussagen. Aktiv ein Beweismittel zurückzuhalten oder zu vernichten, war jedoch eine andere Sache. So aber, sagte ich mir, hielt ich kein Beweismittel zurück, weil ich es nicht besaß.
    Für die Medien war die Anhörung wieder einmal ein gefundenes Fressen. Auf der Titelseite eines der Sensationsblätter prangte ein Foto von Peter, wie er vor dem Richter stand, mit dem Rücken zur Kamera. Der Richter blickte nach unten.
    Die Schlagzeile lautete: SCHLÄFT DER RICHTER ETWA AUCH? Eine Karikatur in einer anderen Zeitung zeigte Peter mit Elektroden an der Stirn und einem Atemschlauch über der Schulter. In der erhobenen Hand hielt er ein Beil, das er gegen eine Tür richtete.
    Ich wusste nicht, inwieweit Peter Zugang zu Zeitungen hatte, und sprach ihn auch nicht darauf an. Bei meinem nächsten Besuch fragte ich ihn jedoch nach seinem Traum im Schlaflabor, als er versucht hatte, die Tür zu öffnen, weil er wieder zum Haus der Althorps wollte. »Könnte es vielleicht sein, dass du damals, in der Nacht, als Susan ermordet
wurde, Gary tatsächlich gesehen hast, weil er sich irgendwo in der Nähe des Hauses herumtrieb?«, fragte ich ihn.
    »Ausgeschlossen, Kay! Wenn das so wäre, dann hätte ich niemals zugelassen, dass er auch nur halbwegs in deine Nähe kommt!«
    Natürlich hätte er das nicht zugelassen. Er war überzeugt, dass das Ganze nur eine verwirrende Wendung in seinem Traum war – ich dagegen zweifelte daran.
    Meine Besuche waren mit Qualen verbunden: Wir konnten uns nur durch eine Plexiglasscheibe sehen und nur über ein Telefon miteinander reden. Mit den Anwälten durfte er zusammen an einem Tisch sitzen, aber mich durfte er nicht einmal berühren. Ich sehnte mich danach, ihn zu umarmen und seine starken Arme um mich zu spüren. Doch das lag nicht im Bereich des Möglichen.
    Conner Banks’ Mutmaßung, dass Peter mich nur geheiratet hätte, weil ich das Gespräch in der Kapelle belauscht hatte, geisterte immer wieder durch meine Gedanken. Doch bei meinen Besuchen – wenn ich erlebte, wie Peter mich ansah, wie sich sein Gesicht aufhellte, sobald er mich erblickte – war ich wieder sicher, dass er mich liebte und von

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